ABLÖSUNG

Der Initiator der documenta Arnold Bode war ein gebürtiger Kasselaner und kuratierte von hier aus die ersten vier documenta-Ausstellungen. Zwar bestand von Anfang an die Idee, mit der Ausstellung die Welt nach Kassel zu holen und Deutschland nach außen zu öffnen. Doch mit Bodes Person, seinen Mitstreitern und seinem Freundeskreis war die Ausstellung zugleich lokal verwurzelt. Dieses Modell geriet mit der documenta 4 in eine schwere Krise, und so wurde seit dieser Ausstellung jeweils ein freier Kurator von außen berufen – ein entscheidender Schritt, um die internationale Bedeutung des Ereignisses weiterhin zu gewährleisten. Auf der Strecke blieb dabei die lokale Einbindung. Die Kasselaner beklagten dieses Defizit. Exemplarisch wurde dieser Konflikt bei der documenta 10 ausgetragen: Die Kuratorin Catherine David machte keinen Hehl aus ihrem distanzierten Verhältnis zu Kassel, manche Kasselaner quittierten dies ihrerseits mit einer Aversion gegen die Kuratorin. Ironischerweise gab es jedoch kaum eine andere documenta, die in ihrer räumlichen wie inhaltlichen Konzeption mehr mit Kassel verknüpft war. Für die documenta 12 initiierten die Kuratoren Roger M. Buergel und Ruth Noack einen Beirat zur lokalen Anbindung. 40 lokale Experten aus verschiedenen Bereichen trafen sich ab Anfang 2006 einmal monatlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit und diskutierten die Belange der Ausstellung und die Bedeutung der drei Leitmotive für den lokalen Kontext. Von der angestrebten lokalen Verankerung der documenta ist in der offiziellen Präsentation allerdings fast nicht zu spüren, die Arbeiten des Beirats sind von der Hauptausstellung und dem Katalog quasi ausgegrenzt.