AUSSTELLUNGSORTE: URBANE KONZEPTIONEN

Im Vergleich zu anderen Kunstausstellungen ist die documenta nicht zuletzt deswegen besonders interessant, weil durch das Fehlen dauerhafter Ausstellungsorte ihre räumliche Figuration von Mal zu Mal neu konzipiert wird. Damit ändert sich das Wechselverhältnis zur Stadt mit jeder Ausstellung. Die erste documenta nutzte die Ruine des Fridericianums am Friedrichsplatz und eroberte damit einen zentralen Ort im Zentrum der Stadt für Kassel zurück. Das Fridericianum blieb auch die einzige Konstante für alle folgenden documenta-Ausstellungen, die in wechselnden Konfigurationen bislang etwa 20 unterschiedliche Ausstellungsorte bespielte. In den folgenden documenta-Ausstellungen wurde unter Einbeziehung der Orangerie und der Neuen Galerie – damals noch Alte Galerie – sowie wechselnder weiterer Ausstellungsorte ein Parcours um die Karlsaue aufgespannt. Die Aue selbst wurde ab der documenta 4 durch zahlreiche Außenkunstwerke einbezogen. Bei der documenta 7 begann mit einer einzelnen künstlerischen Arbeit – den 7.000 Eichen – und dem Teilprojekt documenta urbana die Hinwendung zur Stadt. Die Realisierung des Beuys’schen Projekts dauerte bis zur documenta 8, die sich nun konsequent der Kasseler Innenstadt zuwandte und diese – ebenso wie darauf folgende documenta - mit zahlreichen Außenkunstwerken infiltrierte. Als die bislang am meisten auf die Stadt bezogene der bisherigen Ausstellungen schuf die documenta 10 1997 einen Parcours vom Hauptbahnhof – dem heutigen Kulturbahnhof - über die Treppenstraße und den Friedrichsplatz bis zur Orangerie. Die documenta 12 wendet sich wieder von der Stadt ab und besetzt die arkadische Peripherie, erstmals unter Einbeziehung des Schloss Wilhelmshöhe mit dem Bergpark, sowie mit dem Pavillon in der Karlsaue, der das Zentrum der Ausstellung von der Stadt in den Landschaftspark verlagert.