DOCUMENTA URBANA

»Der Begriff documenta lässt sich erweitern. Sie wissen, worauf ich anspiele, auf die von mir langgehegte Idee der documenta urbana. Darunter hat man immer Städtebau verstanden, was ganz falsch ist. Urbana meint nichts anderes, als dass die Kunst ihren musealen Ort verlässt und zu einem Forum wird, das die Urbanität des Lebens einbezieht. Urbanität als Zusammenspiel aller sozialen, technischen, kulturellen und künstlerischen Lebensäußerungen gemeint. Urbane Kunst ist totale Kunst. Zu ihr gehören das Theater, die Architektur, der Film, die Kunst der Bilder und die Kunst der Kommunikation. Die documenta könnte Probleme und Perspektiven aufreißen. Wir wissen alle, wie schwer die Frage nach der Stadt der Zukunft heute wiegt. (…) Die Zukunft wird heute schon von Architekten und Projektgruppen überall in aller Welt entworfen. Die documenta könnte die Ideen und Visionen, aber auch die realen Projekte darstellen. Und sie könnte darüber hinaus ganz wirklichkeitsnah die städtebaulichen Chancen für die Region Kassel zur Debatte stellen.« So äußerte sich Arnold Bode im Gespräch mit Lothar Orzechowski im April 1969. Fünf Jahre nach seinem Tod fand schließlich die bislang einzige documenta urbana im Rahmen der documenta 7 statt – und das gleich im Doppelpack: Zum einen das Projekt »documenta urbana – sichtbar machen« als eine Kritik des Nachkriegsstädtebaus anhand von 15 Problemorten der Kasseler Innenstadt mit Ideenskizzen im Geist der frühen Postmoderne. Und zum anderen die gebaute documenta urbana in der Dönche, ein Prestige-Wohnungsbauprojekt der Neuen Heimat.