LABEL DOCUMENTA

Das Label documenta ist so erfolgreich, dass es zu einem Perpetuum Mobile geworden ist: Die Eigeneinnahmen einer documenta-Ausstellung aus Sponsoring und Spenden und dem Verkauf von Merchandisingprodukten und Eintrittskarten decken inzwischen mehr als zwei Drittel der Kosten. Der städtische Zuschuss beläuft sich dabei auf ein bis zwei Millionen Euro (documenta 10, 1997: 1.227.679 Euro; documenta 11, 2002: 2.333.911 Euro), d.h. rund 10–15% der Kosten (1997: 10.946.438 Euro; 2002: 18.075.420 Euro). Die Unterstützung der Stadt Kassel entspricht damit 1,1% des Kulturhaushaltes bzw. 0,025% ihres Gesamthaushalts von fünf Jahren. Die Wertschöpfung der documenta (vor allem durch Kulturtourismus) wird hingegen auf 100 Millionen Euro geschätzt. Mit einer fünfzig- bzw. hundertfachen Rendite des städtischen Zuschusses ist das Engagement für die documenta also eine äußerst effektive Standortförderung. Darüber hinaus sind die tatsächlichen Kosten für die Ausstellungen oft höher als der documenta-Etat, da die Unkosten für die Erstellung der Werkenicht gedeckt werden. Das wird insbesondere bei den aufwändigeren Projekten wie Walter de Marias Vertikaler Erdkilometer bei der documenta 6 oder Ai Weiweis Projekt Fairytale der documenta 12 deutlich, für deren Realisierung private Geldgeber 750.000 DM (Erdkilometer, 1977) bzw. 3,1 Millionen Euro (Fairytale, 2007) zur Verfügung gestellt haben. Der Selbstläufercharakter der Ausstellung ist vor allem in der Vermarktung der Ausstellungen offensichtlich: Bereits ein Jahr im Voraus – lange bevor die Inhalte der Ausstellung bekannt sind – werden Hotels gebucht und Pauschalreisen zum documenta-Besuch verkauft.