NEBENGESCHÄFTE: ESSEN, TRINKEN, SCHLAFEN

Wirtschaftlich – und vielleicht auch urbanistisch gesehen – ist der eigentliche Ausstellungsbetrieb fast zweitrangig. So wie heute jedes Kino und jede Tankstelle mehr Geld mit dem Verkauf von Getränken und Snacks verdient als dem eigentlichen Angebot, so spielen für die Stadt Kassel die sekundären Aktivitäten in mancher Hinsicht eine wichtigere Rolle als die Ausstellung selbst. Über die 100 Tage Ausstellungszeit sind viele Hunderttausende von Besuchern zu informieren, zu transportieren, zu verköstigen und viele von ihnen zu beherbergen. Mehr als 100.000 Übernachtungen zusätzlich verzeichnet die Stadt bei jeder documenta. Dann ist kaum mehr eine Unterkunft zu finden, die Hotels erhöhen kräftig ihre Preise und umtriebige Zeitgenossen schaffen temporäre Herbergen: documenta-Cocooning. Allein während der documenta 12 gibt es mehr als ein halbes Dutzend solcher Projekte – vom temporären Hotel über das Zeltlager bis zur privaten Zimmervermittlung im Internet. Noch umfangreicher sind die gastronomischen Aktivitäten zur documenta-Zeit: Neben den vielen Standorten der von der documenta GmbH organisierten Gastronomie werden von unabhängigen Betreibern temporär neue Cafés, Bars, Clubs und Schankwirtschaften aufgemacht, die bestehenden stellen sich mit mehrsprachigen Speisekarten auf das internationale Publikum ein und machen besondere Angebote – ob documenta-Toast, documenta-Lunch-Paket oder gar ein kleines Kulturprogramm. Insgesamt gaben die über 600.000 Besucher der letzten documenta-Ausstellungen jeweils mehr als 30 Millionen Euro für Essen, Trinken und Schlafen während ihres Kassel-Aufenthalts aus.