TRITTBRETTFAHRER

Die erste documenta fand im Fahrwasser der Bundesgartenschau 1955 statt. Doch seitdem sich die documenta als Weltkunstausstellung etabliert hat, wird sie ihrerseits von unzähligen Trittbrettfahrern genutzt. Waren es zu Beginn nur lokale Künstler und Kunsthandwerker, die ihre Arbeiten rund um die Ausstellung präsentierten und verkauften, gab es z. B. zur documenta 4 und 5 jeweils eine »Gegen-documenta«. Vor allem Nischen-Projekte mit ungewöhnlichen Themen, Präsentationsformen oder Orten konnten den Rahmen der documenta-Ausstellungen für sich nutzen. Am erfolgreichsten hierbei war die Caricatura, die 1987 unter dem Titel »70 mal die volle Wahrheit« eine erste Bestandsaufnahme des komischen Bildes parallel zur documenta 8 präsentierte und seitdem alle fünf Jahre wieder präsent ist. Seit 1995 betreibt sie zudem eine Galerie für Komische Kunst im KulturBahnhof Kassel. So ist für viele Aktivitäten die documenta nicht nur Trittbrett, sondern auch Sprungbrett, und manche temporäre Aktivität führte zur Entstehung einer dauerhaften Institution, Unternehmung oder Initiative. So wurde 1987 das Kulturzelt als einmaliges musikalisches Begleitprogramm zur documenta 8 errichtet. Ein Jahr später stand das Zelt wieder auf der Wiese – und ist heute aus dem sommerlichen Kassel nicht mehr wegzudenken. Neben den kulturellen Programmen nutzen jedoch auch viele andere die Massenveranstaltung für ihre eigenen Zwecke. Bei international agierenden Firmen beliebt sind etwa die Wirtschaftslounges der documenta GmbH und anderer Anbieter, in denen sie Mitarbeiter oder Geschäftspartner zu einem europäischen Meeting versammeln.