Papierfabrik

 

 

1839 gründete Wilhelm Pfeiffer, Sohn einer angesehenen Familie, unter Beteiligung der Brüder Paul Wilhelm und Karl Heinrich Arnold die Papierfabrik Niederkaufungen.

 

Die Fabrik entstand zwischen den Dörfern Bettenhausen und Niederkaufungen, dem heutigen Ortsteil Papierfabrik zu Kaufungen, an der Leipziger Straße.

Im Jahr 1842 hatte das Unternehmen eine Belegschaftsstärke von 60 Mann.

 

Die Brüder Arnold blieben bis 1873 Teilhaber – bis das Unternehmen von einer Aktiengesellschaft (Vereinigte Hessische Papierfabriken) übernommen und vollständig neu aufgebaut wurde.

Die bislang genutzte Antriebskraft durch die Losse, wurde durch Dampfmaschinen ergänzt.

Hergestellt wurden Mittel-, Schreib- und beste Druckpapiere.

Im Oktober 1877 wurde unter dem Direktor W. Discher die Strohstoff- und Zellulosefabrik fertig gestellt, eine weitere Abteilung des Unternehmens, in der gebleichte Strohstoffe fabriziert wurden. Das produzierte Papier wurde zur handschriftlichen und drucktechnischen Verwendung genutzt, aber auch den Kartonagen-Fabriken, den beiden Kasseler Buntpapierfabriken sowie der Tapetenindustrie zugeführt.

 

Im Jahr 1883 mussten die „Vereinigte(n) Hessische(n) Papierfabriken“ mangels finanzieller Mittel für 315.000 Mark an die „Papier- und Papierstoff-Fabrik Niederkaufungen“ weiterverkauft werden; die wiederum später in den Konzern der Winter’schen Papierfabriken AG“ eingingen.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte der Betrieb besonders holzfreie Schreib- und Konzeptpapiere, bei einer Belegschaft von 300 Mann, her. Die Verarbeitung von Stroh wurde beibehalten und ein Silo für die Lagerung erbaut.

 

1924 ging die Papierfabrik in den Besitz des Kasseler Kaufmanns Robert Weber über. Allerdings wohl nicht vor Mai des Jahres 1924, denn da hat die „Winter’sche Papierfabriken AG“ die Sicherstellung und Verteilung ihrer Wasserrechte an der Losse beantragt.

Die nun als „Robert Weber AG“ bezeichnete Firma wurde umorganisiert, musste aber für einige Zeit stillgelegt werden. Nach einem Umbau, der eine komplette Elektrifizierung und eine Verstärkung der Kraftanlagen beinhaltete, wurde die Arbeit 1929 wieder aufgenommen.

Der Umbau brachte sowohl eine Rationalisierung der Kraftanlagen, als auch eine starke Produktionserhöhung ab dem Winter 1929/1930.

 

Im Frühjahr 1934 führte ein schwerer Brand zur Stilllegung der Fabrik.

Die Räumlichkeiten wurden von der Wehrmacht in Beschlag genommen (Heereszeugamt).

 

Eine andere Quelle besagt, dass die Fabrikation 1928 aufgrund der Wirtschaftskrise unterbrochen werden musste und im Jahr 1935 endgültig eingestellt wurde. Nachdem der Betrieb einige Zeit brach lag, wurden die Gebäude zu einem großen Getreide-Lagerhaus umgenutzt.

1940 wurde die „Robert Wagner AG“ in „Granum G.m.b.Humgenannt. 1967 zählte das Unternehmen zu einem der größten Lagerhäuser in Nordhessen.

 

(…)

 

Am 1. September 2000 hat sich auf dem Areal der ehemaligen Papierfabrik die internationale Spedition „Busse-Logistik GmbH & Co. KG“ niedergelassen. Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1996 gegründet und war bis zum Umzug in die Leipziger Straße 61 in Kaufungen in der Mündener Straße in Kassel ansässig. Der Geschäftsführer ist Peter Busse.

 

In Kaufungen konnte das Unternehmen für logistische Dienstleistungen, Transport- und Lagerkapazitäten ihre Lagerkapazitäten vervierfachen.

 

Am 30. Juni 2004 hat das Unternehmen mit der Planung und Umsetzung eines Neubaus begonnen.

(…)

Das führte u.a. zum vollständigen Abriss der vorhandenen Gebäude (der Papierfabrik).

 

Mitarbeiterentwicklung der

„Busse-Logistik GmbH & Co. KG“

1996

3

1997

10

1998

15

1999

20

2000

25

2001

30

2002

40

2003

50

2004

55

 

 

 

 

 

 

Text von: Maren Witte

 

Quellen:

 

Arbeitskreis Heimatbuch: Wroz, Winfried et al

(1985): 975 Jahre Kaufungen, 1011 – 1986. Hg. Gemeindevorstand der Gemeinde Kaufungen (Gesamtherstellung: Eiling & Roth)

 

Zeihe, Wolfgang (1967): Das Niederkaufunger Dorfbuch. Hg. Gemeinde Niederkaufungen

 

Busse-Logistik GmbH & Co. KG. Online, http://www.busse-logistik.de [26.11.2007]

 

 

 

Scholz, Th. Hans-Dieter,

“Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel - Eine Bestandsaufnahme",

herausgegeben vom Regierungspräsidium Kassel,

Kassel 1996

 

 

Die Tabaksmühle, die spätere Wintersche Papierfabrik, liegt in Kaufungen-Papierfabrik.

 

Das zum Betrieb erforderliche Wasser wurde der Losse entnommen. Der Antrieb des Werkes erfolgt durch eine Turbine, die 1958 schon nicht mehr vorhanden war. An der Ableitungsstelle lag ein Schützenwehr. Das Eichpfahlprotokoll der Tabaksmühle wurde am 22. Juni 1834 gefertigt. Danach wurde die Wasserkraft durch ein Wasserrad gewonnen. Es hatte einen Durchmesser von 4,90 m. Der Betriebsobergraben ist 300 m und der -untergraben 200 m lang. gewesen. Die Wasserkraftanlage wird seit 1930 nicht mehr betrieben. Das Wasserrecht ist Kraft Gesetz erloschen, weil am 1. Aug. 1960 keine rechtmäßigen Anlagen mehr vorhanden waren.

 

Bruno Jacob berichtet folgendes:

 

“Mit Aufkommen der Papiermaschinen um 1825, die sich dann bald auch in Kurhessen einführten und den Papiermühlen alten Schlages das Weiterbestehen unmöglich machten, entstand östlich Kassel die Papierfabrik Niederkaufungen. Sie wurde 1839 gegründet durch Wilhelm Pfeiffer, der ,Papier-Pfeiffer’ genannt, seinem Schwager, Dr. Jäckel, und die Tapetenfabrikanten Arnold von der Kasseler Firma J. C. Arnold Söhne. Die Antriebskraft lieferte die Losse, ihre Arbeitsleistung betrug 1842 wöchentlich ca. 70 Ztr. Papier bei einer Belegschaft von 60 Mann. Nach 1855 begann man auch hier, den Holzschliff zu verwenden. Im Jahre 1873 wurde die Fabrik, nachdem dieselbe von einer Aktiengesellschaft übernommen war, von Grund auf neu aufzubauen und mit den besten Motoren und Arbeitsmaschinen ausgestattet. Wir folgen hier der Darstellung, wie sie im Jahre 1878 gegeben wurde: Es sind im Betrieb zwei Henschel-Turbinen von je 20 PS, zwei horizontale Dampfmaschinen von je 100 PS mit vier Dampfkessel-Anlagen von 208 m² Gesamtheizfläche, 16 Ganz- und Halbzeug-Holländer, vier Misch-Holländer, zwei Bleich-Holländer, zwei rotierende Hadernkocher, eine Papiermaschine von 2,00 m Arbeitsbreite, welche durch eine besondere 18-pferdige Dampfmaschine betrieben wird und drei Satinirmaschinen. Das Etablissement fabriziert vorzugsweise die Mittel-, Hand- und besten Druckpapiere; dabei beträgt die durchschnittliche Tagesproduktion 3.000 kg. Seit Oktober 1877 ist auch die Strohstoff- und Cellulosefabrik fertig gestellt, welche zunächst namentlich gebleichte Strohstoffe fabrizieren wird. Diese Abteilung, welche nach den neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der Technik von dem Direktor des Etablissements W. Dilscher erbaut ist, hat eine Dampfkesselanlage von 72 m² Heizfläche, welche sowohl den Dampf zum Kochen, Rohmaterials und zur Laugenbereitung, als auch zum Betrieb einer 40-pferdigen Expansion- und Condensationsmaschine liefert.’ Es folgt nun eine genaue Beschreibung des damaligen Arbeitsvorganges. Der Betrieb ging Anfang der 1880er Jahre an eine neugegründete Firma “Vereinigte Hessische Papierfabriken” über, die aber kapitalmäßig sehr schwach war und schon bald im Jahre 1883, die Papierfabrik Niederkaufungen an die von Dresdener Kapitalisten ins Leben gerufene “Papier- und Papierstoff-Fabrik Niederkaufungen” für 315.000 Mark verkaufte. Die Papierfabrik ging später in den Konzern der Winterschen Papierfabriken ein. Sie beschäftigte zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa 300 Arbeiter und lieferte holzfreie Schreib- und Konzeptpapiere. Daneben behielt sie weiter die Verarbeitung von Cellulose und Stroh bei, für dessen Lagerung sie einen großen Silo anlegte. In den 1920er Jahren wurde die Papierfabrik, die inzwischen unter der Firma Robert Weber umorganisiert war, stillgelegt. Im Jahre 1929 nahm sie die Arbeit nach einem Umbau wieder auf. Dieser, der während des Sommers durchgeführt worden war, brachte eine wesentliche Verstärkung der Kraftanlage und zugleich eine völlige Elektrifizierung des Betriebes, wobei auch ein Vertrag mit dem Städtischen Elektrizitätswerk Kassel abgeschlossen ward, um völlig gesichert zu sein. Zugleich wurde ein Brunnen von 90 m Tiefe niedergebrachte, um das Werk mit völlig einwandfreiem aus ausreichendem Wasser zu versorgen. Die dabei durchgeführte Rationalisierung des Betriebes, der Ende 1929 wieder aufgenommen ward, bedeutete auch eine wesentliche Erhöhung der Produktion.

Ostern 1934 entstand nun im Werk ein schwerer Brand, der nach seiner scheinbaren Niederkämpfung doch noch einmal nach einigen Tagen aufloderte und stärkster Anstrengungen der Feuerwehren bedurfte, um ihn abzulöschen. In der Folge wurde die Fabrik stillgelegt und ihre Räumlichkeiten dann von der Wehrmacht in Beschlag gelegt, die dort Magazine anlegte.”

 

Quelle:

Wasserbuchakte des Reg.-Präs. Kassel - 42.2 WNr. 220 Kassel-Land; Erhebung 1958; Bruno Jacob

Eigentümer: Mühlenwerke Robert Weber, 49406 Drentwede

davor: Aktiengesellschaft Winter’sche Papierfabriken in Hamburg, Fabrikant Arnold u. Pfeiffer (1844), Gebr. Pfeifer

H. u. W.

TK 25 4723 Oberkaufungen