Kördelsche Mühle Niederkaufungen

 

Die Mühle ist um ca. 1500 entstanden und hatte seither das alleinige Mahlrecht in Niederkaufungen. Als in den Jahren um 1700 großes Interesse darin bestand noch weitere Mahlmühlen errichten zu dürfen, bestanden die Besitzer der Mahlmühle, die Familie des Joseph Hadamars,  auf ihr alleiniges Mahlrecht, da sie befürchteten, dass sie dann Abnehmer für ihr Mehl verlieren würden.

 

Anschließende Besitzer waren die Kinder und Enkel eines Oberförsters Österling.

 

1784 baute der Müller Kördel die unterschlägige Mühle in eine oberschlägige um.

 

(vgl. Wolfgang Zeihe (1967): Das Niederkaufunger Dorfbuch, Hg. Gemeindevorstand der Gemeinde Niederkaufungen, Seite 11f.)

 

1958 wurde der Mahlbetrieb eingestellt.

 

Heute wird die Mühle nur noch als Wohnhaus benutzt.

 

 

 

Text von Nicole Neubauer (15.01.2008)

 

 

 

Scholz, Th. Hans-Dieter,

“Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel - Eine Bestandsaufnahme",

herausgegeben vom Regierungspräsidium Kassel,

Kassel 1996

 

Die Kördelsche Mühle liegt in Niederkaufungen, Mühlstraße 10.

 

Das zum Betrieb erforderliche Wasser wurde der Losse entnommen. Der Antrieb des Werkes erfolgte zuletzt durch eine Turbine. Die nutzbare Kraft hat ungefähr 32,8 PS = 24 kW betragen. Es wurde elektrischer Strom erzeugt. An der Ableitungsstelle lag ein Überfallwehr von rund 5,60 m Breite. Das Niederschlagsgebiet beträgt für die Anlage 135,6 km². Der Betriebsobergraben ist 484 m und der - untergraben 596 m lang gewesen. Die Kördelsche Mühle wird nicht mehr betrieben. Das Wasserrecht ist erloschen, weil der Berechtigte 1974 auf es verzichtet hat.

 

1932 berichtete der damalige Eigentümer L. Kördel dem Museumsverband:

 

“Die ... Mühle wurde im Jahre 1739 (von Kördels Vorfahren) von den Oesterlingschen Erben käuflich erworben... Die Mühle war ein Lehn des dem General von Schlieffen gehörigen Ritterguts Windhausen und wurde durch die (von) Steinschen Reformen erst vollständig frei. Aus jener Zeit sind noch Urkunden des damaligen Königs Jerome vorhanden, unter anderem eine Genehmigung zur Vergrößerung derselben durch Einbau eines weiteren Mahlganges. Es bestand unter anderem der Bannkreis, wonach dem damaligen Inhaber die Grenzen festgelegt waren, innerhalb welcher er berechtigt war, Mahl- und Schrotgut für die Einwohner herzustellen... Bis dahin besaß das Mühlengebäude zwei Stock und wurde vierstöckig ausgebaut. Im Jahre 1861 wurde ein größerer Um- und Erweiterungsbau durchgeführt. Die auf der Südseite befindlichen vier unterschlächtigen Wasserräder wurden durch drei oberschlächtige ersetzt und in das Mühlengebäude eingebaut, ferner ein neuer Wehrbau errichtet und der Zuflussgraben höher gelegt. Auch die in den 1860er Jahren bestehende Ölmühle mit den eigenartigen Stempel wurde stillgelegt, weil verwandtschaftlich eingetretene Beziehungen zu einer zweiten Ölmühle Kersten solches gebot. Mit dem aufhören des kurfürstlichen Staates im Jahre 1866 fielen auch zugleich besondere Vorrechte meines Großvaters unter den Tisch. Bei Geltendmachung jener Rechte hatte derselbe die Originale übergeben. Nachdem er verschiedentlich auf endliche Erfüllung seiner Rechte (u. a. Steuerfreiheit) drang, erklärte man ihm nach echt preußischer Art, dass dieselben abhanden gekommen seien. Somit fehlten jede weiteren Unterlagen, vor Gericht durchzudringen.

 

Im Jahre 1869 wurden die ersten Walzenstühle eingebaut, die ersten im ganzen Bezirk. In 1898 mussten drei hölzernen Wasserräder einem eisernen von 2 m Breite x 4,50 m Höhe Platz machen, anschließend wurde das Innere der Mühle neu hergerichtet; die bis dahin noch vorhandenen Schlagbeutel durch neue Sichtmaschinen ersetzt. 1911 wurden sämtliche Maschinen herausgenommen, neue traten an deren Stelle. 1914 musste das bis dahin präzis arbeitende Wasserrad einer 800-l-Turbine weichen, zugleich wurde das elektrische Werk seitlich der Mühle errichtet. Am Mobilmachungstage brannte zum ersten Male das elektrische Licht. Im Herbst 1918 entstand zufolge Anratens des damaligen Landrats von P. eine neuzeitliche Ölmühle, die aber nur bis 1922 gearbeitet hat, die dann aber nach auswärts verkauft wurde. Umbauten und Erneuerungen sind seit 1914 mehrfach durchgeführt worden. An Stelle einer Dampfmaschine von 1915 - 1921 trat als Reservekraft der vom Überlandwerk bezogene Kraftstrom, der in diesen Tagen durch Einbau einer Dieselmaschine ersetzt wird. Es wird weiterhin bemerkt, dass mit dem Wasserrecht zugleich ein Fischerei- und (Wiesenbe-) Wässerungsrecht verbunden ist... Sofern nicht unvorhergesehene Ereignisse eintreten, kann die Mühle im Jahre 1939 auf eine 200jährige Geschichte zurückblicken.

 

Quelle:

Wasserbuchakte des Reg.-Präs. Kassel - 42.2 WNr. 21 Kassel-Land;

Mühlenaufnahme der Staatl. Museen Kassel, Erhebung 1956

Eigentümer: Georg Kördel, Mühlenstr. 10, 34260 Kaufungen, Hess

TK 25 4723 Oberkaufungen