Ulrich Sonnemann: Autobiographisches  [*]


 
   
1912 Geburt in Berlin-Charlottenburg. Mutter Malerin, Schülerin von Otto Eckmann, dann von Lovis Corinth, meine älteste direkte Erinnerung: eine Faszination mit Sonnenreflexen, die fleckenförmig auf der Tapete des Zimmers spielen, in dem ich ihr gerade Modell sitze. Vater Leiter des Berliner Büros der (nicht mit der späteren FAZ zu verwechselnden, unterHitler zugrundegegangenen) Frankfurter Zeitung, die Leopold Sonnemann, Vetter meines Großvaters, Abgeordneter der "Freisinnigen", Gründer von Arbeiterbildungsvereinen, Gegenspieler Bismarcks (der Beleidigungsprozesse gegen ihn anstrengte) im ersten Deutschen Reichstag nach 1871, nach der verlorenen bürgerlichen Revolution von 1848 gegründet hatte. Umzug nach Berlin-Schöneberg 1913 (nicht direkt erinnert).
1917 Ein (nie erloschenes) geographisches Interesse da ich schon ein bißchen lesen kann verdankt sich dem Buchgeschenk eines Onkels "Afrika. Der dunkle Erdteil im Lichte unserer Zeit". Der vielen weißen Flecken auf seinen Landkarten halber das Buch stammt aus den Neunzigern des vorigen Jahrhunderts, inzwischen sind sie sämtlich ausgefüllt, aber einem Fünfjährigen liegt solche Beargwöhnung fern will ich Afrikaforscher werden.
1918 Einschulung in die Vorschule, welche Einrichtung es gerade noch gibt (ein Jahr später schon nicht mehr), des Hohenzollern Gymnasiums in Schöneberg. Ihrer Dreijährigkeit zufolge (im Unterschied zur Vierjährigkeit der nachfolgenden Volksschulenregelung) bin ich dann mit neun schon Sextaner, werde daher früher dann als die folgenden Jahrgänge auch Abiturient sein und mit dem Studium beginnen können. Zur Zeit der Einschulungund in den Jahren danach durchwandere ich unter dem Einfluß der Großmutter mütterlicherseits einer überaus vorurteilslosen, aber auch sehr evangelischen Gutsbesitzerstochter vom Niederrhein eine Phase betont christlicher Religiosität bis zur
1922 Ermordung Rathenaus. Protestreaktion, ich entdecke die auf beiden Elternseiten eher vernachlässigt gewesenen jüdischen Anteile meiner Aszendenz. Ummeldung zum jüdischen Religionsunterricht, zum tiefen Erstaunen meiner schulischen Umgebung, Lehrern wie Mitschülern, keinem der fraglichen Großmutter, die sie im Gegenteil gutheißt.
1923/24 Der neue Unterricht läßt aus Ursachen, deren Zufälligkeit ich erst später durchschaue, viele Fragen weit offen wird daher wieder beendet verstärkt aber produktiv genug eine generelle theologische Neugier, daß ich dann vorübergehend auch noch am katholischen teilnehme nach dieser Komplettierung, inzwischen bin ich dreizehn, an keinem mehr.
1925/26 Lessing, Die Erziehung des Menschengeschlechts: inständigste Eindrücke. Wenig später auch die frühesten (eher zufälligen) Kant- und Hegel-Lektüren, von denen die erstere ziemlich dunkel bleibt, die letztere überwältigend was ein Unbehagen zurückläßt, mit dessen Klärung ich dann auf weiteres (ja unabschließbar) befaßt bleibe einleuchtet. Aber auf diese anfängliche Hegel-Lektüre datiert alle Entdeckung des Interesses an den Problemen zurück, die von Geschichte und Zeit her meine viel spätere Arbeit bestimmt haben.
1927-30 Die seit dem Ende der Inflation (1923) in Berlin erschienene neue Reichsausgabe der Frankfurter Zeitung bringt durch steigende Verlagerung nach Berlin großer Teile der politischen und schließlich fast der ganzen Kulturredaktion den unverhofft großen Vorteil, mir in meinem Elternhause und über es hinaus den Umgang mit Autoren wie Bernard von Brentano, Siegfried Kracauer, vor allem Joseph Roth zu ermöglichen. Auf Anregungen Roths zumal, der fast beiläufig ein vorzüglicher Graphologe ist, geht eine frühe Vertiefung in die Physiognomik expressiver Bewegung zurück, die sich im Graphologie betreffenden ersten meiner in Amerika erschienenen Bücher dann niederschlug. Zugleich fördert diese Konstellation einen ganzen Fächer intellektueller Interessen (einschließlich politischer).
1930 Abiturium und Beginn des Studiums (Berlin). Gehört werden Spranger, Thurnwald, Köhler, Sombart, Breysig, Nicolai Hartmann.
1931 Sommersemester in Freiburg, unverschweigbar polarisiert: einerseits eine Fülle schönster Ablenkungen von privatem Interesse, andererseits Heidegger als einziges mit ihnen konkurrenzfähiges Faszinosum. Belegt, auch ungefähr im Blick behalten, wird so manche Veranstaltung, ohne Auslassung von Terminen beigewohnt ausschließlich seinen. Wintersemester 1931/32: Wieder Berlin. Erste publizistische Unternehmungen (als Rezensent öffentlicher Vorträge im Berliner Tageblatt bis in die ersten Monate 1933).
1932 Universität Frankfurt. Intensivierung des Studiums. Karl Mannheim (in dessen Seminar Norbert Elias als Assistent wirkt), Paul Tillich, Max Wertheimer, Gottfried Salomon-Delatour, Henryk de Man. Eher durch Zufall bin ich im Institut für Sozialforschung auf die wissenssoziologische Seite geraten (statt der kritisch-theoretischen Horkheimers und Adornos), kann aber soweit Brücken schlagen in das andere dieser ziemlich verfeindeten Lager, daß es einem Dissertationsentwurf dem dann auch Mannheim zögernd zustimmt zugute kommt. Daraus wird nur zunächst gar nichts, da
1933 die Machtergreifung dazwischenkommt. Die Folgen für die deutsche Universität im ganzen und Frankfurts im besonderen sind bekannt. Ich gehe zunächst nach Wien, finde aber an den Betreuungsvorschlägen des einzigen Ordinarius dort, der für mein Vorhaben fachlich in Frage kommt, etwas einengend Gängelndes (Stirnerianisches), das außer Zeitverlust undseelischer Belastung für die Prospektiven der Ausführung nichts verheißt. Daß die Universität ohnehin dann (da die dortigen Nazis randalieren) geschlossen wird, überhebt mich einer Entscheidung, da es meine Lage vereinfacht. Unterbrechung des Studiums. Einer Einladung Salomon-Delatours folgend, für deren Finanzierung er gleichfalls gesorgt hat, geheich zu keinem Zweck als dem, mein Französisch zu üben und die dortigen akademischen und beruflichen Verthältnisse etwas kennenzulernen, auf ein dreiviertel Jahr nach Paris.
1934 Wiederaufnahme des Studiums im Sommersemester in Basel und Promotion ("insigni cum laude") noch im Dezember des gleichen Jahres, da das inzwischen stark verbesserte Dissertationsprojekt (Der soziale Gedanke im Werk von H.G. Wells) dort sowohl auf Verständnis stößt als auch eine unter beiden Perspektiven, die für ihre Beurteilung und die des Rigorosums, das noch vier Stunden beansprucht den Ausschlag geben, Edgar Salins und Herman Schmalenbachs, für gelungen befundene Arbeit zur Bewußtseinsstruktur des utopischen Denkens ergeben hat. Danach Übersiedlung nach Zürich und zur fremdenpolizeilichen Absicherung meines Aufenthaltsrechtes auf Schweizer Boden auch dort wieder Immatrikulation zwecks Aufrechterhaltung meines studentischen Status. Vervollständigung des Psychologiestudiums (zumal am Psychotechnischen Institut).
1935/39 Wechselnd Muße und Unruhe, da ich Geld verdiene und es fremdenpolizeilich nicht darf: Veröffentlichung erster Aufsätze in der Neuen Zürcher Zeitung, sonstiger Beiträge für die Weltwoche, die Basler Nachrichten und die Schweizer Illustrierte, nach einer Englandreise 1937 auch im Guardian, damals noch Manchester Guardian. Durch Theo Pinkus Bekanntschaft und Umgang mit Ignazio Silone, dann (via Brentano, der inzwischen ebenfalls emigriert ist) mit Thomas Mann und nachfolgend Einladung zu ihm, welches eine Zeitschriftengründung (aus der nichts wurde) unverbindlich betreffende Teegespräch er zu meinem Erstaunen dann in einem Tagebuch (erschienen erst vor einigen Monaten) festhielt. Auch begegne ich Else Lasker-Schüler, die eine direkte Cousine meines Vaters, aber mitihm entzweit ist, kann diesen verjährten Familienzwist schnell beheben, treffe sie dann sehr häufig. Aber zumal ab 1937, in welchem Jahr die Exmatrikulation unvermeidlich wird, gelingt die Ausspielung gegeneinander der drei Fremdenpolizeien (die städtische will mir wohl) immer knapper: um als Tourist dann zurückkehren zu können, muß ich zu häufig im Reich bin ich inzwischen ausgebürgert (Sommer 1938), habe aber noch einen versehentlich gültigen deutschen Reisepass nach Frankreich oder Italien fahren, was auch finanziell kaum noch geht.
1939 Übersiedlung nach Brüssel kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. (Dorthin habe ich durch Vermittlung eines Frankfurter belgischen Kommilitonen aus dem Kreise de Mans, der inzwischen Sekretär des Premierministers von Belgien ist, schon meinen Eltern nach der Kristallnacht ein unbegrenztes Visum verschaffen können.) Arbeit an Gedankengängen, dieviel später in Existence and Therapy eingehen.
1940 Hitlers Überfall und Westoffensive. Internierung (mit allen aus Deutschland stammenden Ausländern: exilierten wie andern) und Deportierung nach Frankreich. Erst nach St. Cyprien, einem Lager im äußersten Südwesten, am Mittelmeer, dann (im Oktober) nach Gurs.
1941 Abenteuerliche Rettung aus Gurs durch das finanzielle Ergebnis einer gewonnenen Wette der außer ihrer vorteilhaften, aber sehr speziellen situativen Bedingung und dem ermutigenden Rat Alfred Momberts, den ich bei der Gelegenheit kennenlerne, eine Theoriebildung von eventueller Erheblichkeit für das Verständnis laufender Geschichte zugrundeliegt undFlucht in die Vereinigten Staaten mitten im Krieg. (Alles Nähere in "Gurs 1941. Geschichte von der Gegenrichtung des Uhrzeigers", in: Literatur des Exils, hrsg. v. B. Engelmann, München 1981, S. 141-149).
1942 Einem schönen Sommer, auf Einladung der Quäker, an der Universität von New Hampshire in Durham folgt ein Ruf für deutsche Sprache und Literatur an die Universität von Kentucky in Lexington. Da ich gleichzeitig eine Einberufung zur Armee erhalte, muß ich ihn dankend ablehnen. Die Armee beschäftigt mich dann die Kriegsjahre hindurch als klinischenPsychologen an der neuropsychiatrischen Abteilung eines nahe Dallas gelegenen texanischen Lazaretts, wo ich hauptsächlich damit zu tun habe, andere Soldaten aus der Armee zu entlassen, dann auf ihrer Heimreise zu begleiten. In seltener Schnelle lerne ich das Leben Amerikas von innen und unten kennen.
1945 Fortsetzung dieser Laufbahn an einem staatlichen Krankenhaus in Connecticut, da die Lexingtoner Professur inzwischen anderweitig besetzt ist und sich Besseres vorerst nicht bietet.
1946 Anstellung, im gleichen Beruf, durch die Veterans Administration: erst an einem Krankenhaus nahe New York, 1947 dann an einer ambulanten Einrichtung in Manhattan. Im gleichen Jahre gelingt es, meinen Eltern die Einreise aus Belgien in die USA zu verschaffen.
1948 Veröffentlichung meines ersten Buches in Amerika, das allgemeine und klinische Graphologie betrifft, danach zwanzig Jahre lang mit immer erneuten Auflagen auf dem Markt bleibt. Auf Veranlassung befreundeter Psychoanalytiker Vorlesungen über den gleichen Gegenstand am City College, New York. Öffentliche Vorträge zur Lage der Deutschen undnach Besuch Eugen Kogons, der von diesen Bemühungen um Differenzierung gehört hatte, erste Nachkriegsveröffentlichung in Deutschland (Julinummer der Frankfurter Hefte) mit einer Kritik ihrer Pauschalismen halber an den politischen Rundfunksendungen Thomas Manns.
1949 Ruf an die New School for Social Research, New York (Graduate Faculty of Political and Social Science) als Associate Professor (für Psychologie und ihre erkenntnistheoretischen Grundlagen). Wiederbegegnungen mit Siegfried Kracauer und Paul Tillich. Im zweiten Jahr meiner Professur kommt es ihrer erkenntnistheoretischen Orientierung wegen, die in einer gestalttheoretisch fixierten Psychologieabteilung den psychoanalytischen Ansatz ins Spiel bringt, zu Konflikten mit den Fachpsychologen (vgl. die Kritik der Negativen Anthropologie an der gestaltpsychologischen Doktrin und Begrifflichkeit), die mich
1951 veranlassen, statt einer Fortsetzung dieser Tätigkeit ein befristetes, aber ausnehmend reizvolles Angebot des Staates New Jersey zu akzeptieren, die öffentliche Einrichtung eines ambulanten Hilfsdienstes für psychosoziale Bedürftige zu betreuen. Gleichzeitig damit wachsender Zeitanspruch einer seit 1949 in Entwicklung begriffenen psychotherapeutischen und konsultativen Privatpraxis.
1952 Beschränkung auf die Privatpraxis, da sie zusammen mit der begonnenen Arbeit am zweiten meiner amerikanischen Bücher, Existence and Therapy, für nichts Sonstiges Zeit läßt. Während die Praxis sehr lukrativ ist, läßt ihr Zeitanspruch, mit der Bucharbeit wachsend, mich Möglichkeiten mußevoller Entfaltung aller anderen und älteren intellektuellen Interessenunausweichlich vermissen. Schon seit einer Europareise im Sommer 1950 beschäftigt mich zunehmend die Denkbarkeit einer Rückkehr nach Deutschland: bei einer prinzipiellen Ablehnung (seit den ersten Emigrationsjahren), die endgültige Bestimmung meines Verhältnisses zu meinem Geburtsland den Nazis anheimzustellen, ist es geblieben.
1954 Existence and Therapy. An Introduction to Phenomenological Psychology and Existential Analysis (das sofort in Europa die Aufmerksamkeit Ludwig Binswangers findet, eine Einladung von ihm zeitigt) erscheint bei Grune and Stratton.
1955 Angebot der Dachorganisation CRALOG aller amerikanischen Wohlfahrtsverbände, die in den ersten Nachkriegsjahren in Deutschland gearbeitet haben, zur Zusammenstellung einer diesbezüglichen Dokumentation in Deutschland befindliches Material zu sammeln. Ich akzeptiere. Die Kontakte aus dieser Arbeit in Deutschland sind dann nur sehr teilweisestimulierend am meisten ein Besuch in der Villa Hammerschmidt bei Theodor Heuß , um so ergiebiger fallen die publizistischen und akademischen, auch privaten aus, die diese Rückkehr ermöglicht.
1956 Umzug von Frankfurt wo ich mich zunächst etablierte nach München und erste Veröffentlichungen: in der Süddeutschen Zeitung, dem Merkur und diversen Programmen des Hörfunks. Ein enthusiastischer Brief Adornos, mit dem er
1957 auf meinen Aufsatz (im Merkur) "Die Glücksdressur. Ein Phänomen der Managergesellschaft'' reagiert, führt zu wachsender Annäherung, zunächst zur Einladung, einen Vortrag in seinem Seminar zu halten, was im gleichen Jahr noch geschieht. Inzwischen ist der CRALOG-Auftrag ausgeführt; was ihn als Existenzgrundlage ablöst, zunächst (bis 1960) ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Weiterentwicklung (die in die Negative Anthropologie dann gemündet ist) eines im Umriß schon in Existence and Therapy vorgetragenen philosophischen Ansatzes. Im gleichen Jahr erster Besuchsaufenthalt der punktuell, bei sehr großer menschlicher Wärme und Sympathie, allerdings auch einige einschneidende kritische Distanzierungen zeitigt im Haus Ludwig Binswangers.
1958 Heirat (in Hameln). Fahndung die 1960 erst an ihr Ziel gelangt nach einer zugleich erschwinglichen und für den neuen Hausstand genügenden Münchner Wohnung.
1959/60 Nach dem Tod, kurz nacheinander, beider Eltern auf ihrer letzten Europareise fahren zur Auflösung ihres Haushalts Brigitte und Ich auf ein halbes Jahr nach New York.
1963 Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten. Deutsche Reflexionen erscheint bei Rowohlt; bleibt ein Jahr lang auf der Bestsellerliste des Spiegel und führt sie einen Monat lang an. Im gleichen Jahr Veröffentlichung des Romans, gleichfalls bei Rowohlt, Die Dickichte und die Zeichen.
19ó4 Die Einübung des Ungehorsams in Deutschland (Rowohlt).
1966 Freundschaft mit Th. W. Adorno. Die Dickichte und die Zeichen erscheinen bei Gallimard, Paris. Lebhaftere Resonanz (Le Monde zumal) als in Deutschland. Längere Krankheit (Gallenblasenoperation).
1968 Freundschaft mit Heinrich Böll und Aufnahme in den PEN der Bundesrepublik Deutschland. Institutionalismus und studentische Opposition erscheint in den Suhrkamp Editionen.
1969 Negative Anthropologie. Vorstudien zur Sabotage des Schicksals erscheint bei Rowohlt. Ludwig Thoma-Medaille der Stadt München. Längere Israel-Reise. Tod Adornos. Im Herbst Beginn einer mehrjährigen Dozentur für Soziologie, Sozialpsychologie und Politikwissenschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film, München.
1970 Bundesweite Beschlagnahme-Aktion F.J. Strauß' gegen mein bei Rogner und Bernhard erschienenes Buch Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal (über den Justizfall Brühne-Ferbach) und Beginn damit eines Rechtsstreits, der sich über viele Jahre dann hinzieht. Schulen der Sprachlosigkeit. Deutschunterricht in der Bundesrepublik erscheint bei Hoffmann und Campe.
1971 Gastprofessur für Philosophie an der Universität Bremen (bis 1974).
1974 Berufung als Professor für Sozialphilosophie an die Gesamthochschule Kassel. Staatsanwaltschaftlich unbeanstandete (bis auf einen einzigen ausgelassenen Satz unveränderte) Neuausgabe des beschlagnahmten Buches Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal bei Georg Lentz, München.
1975 Strafprozeß in der Sache des beschlagnahmten Buches endet nach zwei Wochen mit einem Vergleich und der Einstellung des Verfahrens. Bundesweite Rundbrief-Aktion (nach unzutreffender Darstellung des getroffenen Vergleichs durch die "Süddeutsche"), die die Gegenseite unrepliziert läßt.
1977 Der mißhandelte Rechtsstaat in Erfahrung und Urteil bundesdeutscher Schriftsteller, Rechtsanwälte und Richter erscheint unter meiner Herausgeberschaft bei Kiepenheuer und Witsch. Erwerb eines Hauses und Anwesens in Gudensberg/Obervorschütz bei Kassel.
1978 Umzug nach Hessen.
1981 und folgende Jahre (bis 1985) Neuausgaben der älteren (bei Rowohlt erschienenen) Bücher durch Syndikat-Athenäum, Frankfurt am Main. Verstreute weitere Veröffentlichungen (die ihr Thema nicht abschließen, aber in dieser ersten Hälfte der Achtziger am vergleichsweise dichtesten aufeinander folgen) zur Psychohistorie der Deutschen. Gleichzeitig erste Anfänge konzentrierterer da thematisch gezielterer erkenntniskritischer Untersuchungen zur Frage des Apriori der Zeit.
1982 Gastvorlesungen an der University of Missouri, St. Louis; ausgedehnte Amerika-Reise.
1985 Die Vergangenheit, die nicht endete. Machtrausch, Geschäft und Verfassungsverrat im Justizskandal Brühne-Ferbach, unter meiner Herausgeberschaft bei Focus erschienen, wird (durch Rechtsmittel) sofort unterdrückt (ist es bis heute).
1986 Gastvorlesungen an der University of Manoa, Honolulu, Hawaii. Längerer Aufenthalt dort und in Kalifornien. Verleihung der Wilhelm Leuschner Medaille des Landes Hessen.
1987 Tunnelstiche. Reden, Aufzeichnungen und Essays erscheint bei Athenäum. Verleihung eines Ehrendoktorats der Universität Bremen.
1988 Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond. Volten und Weiterungen erscheint bei Athenäum.
1988/89 Gründung der Georg-Forster-Gesellschaft und Wahl zu ihrem Vorsitzenden.
1991 Nach dem Ende von Syndikat/Athenäum, neuer Verlagskontrakt für Übernahme und Neudruck aller meiner dort erschienenen Bücher mit der Europäischen Verlagsanstalt, Hamburg. Entwurf (und erste Aufzeichnungen zur Verwirklichung) einer für 1992/93 in Aussicht genommenen Transzendentalen Akustik.

[*] Aus:

Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hrsg.):Einsprüche kritischer Philosophie.Kleine Festschrift für Ulrich Sonnemann,

Kasseler Philosophische Schriften 28, Kassel 1992

Für die Ulrich-Sonnemann-Gesellschaft bearbeitet von Rolf-Peter Warsitz, 20. 07. 00