VISUELL (Erklärvideos produzieren und Erklären lernen)

Das Teilprojekt VISUELL (Erklärvideos produzieren und Erklären lernen) plant, eine Lernumgebung zum Thema Erklärvideos zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren. Ziel ist es, die Studierenden mithilfe des Seminars und eines integrierten Selbstlernkurses zu befähigen, Erklärvideos zu erstellen und die Qualität von Erklärvideos zu beurteilen. Der Selbstlernkurs soll zum einen aus Erklärvideos bestehen, die den Studierenden Schritt für Schritt demonstrieren, wie mit einfachen Mitteln softwareunabhängig eigene Erklärvideos – vorzugsweise mit dem Smartphone oder mit Tablet („Bring Your Own Device“-Strategie) – erstellt werden können.

Bild: Felix Pätzold

Zum anderen enthält die Selbstlernumgebung didaktische Begleitmaterialien. Diese Materialien geben Hinweise zum Erstellen von Erklärvideos und informieren über Qualitätskriterien, anhand derer sich Erklärvideos beurteilen lassen. Zur vertieften Auseinandersetzung mit der Thematik werden wissenschaftliche Texte zur Verfügung gestellt (z.B. zum „Lernen durch Lehren“, „Lernen am Modell“, zur „Cognitive Load Theory“, zur „Cognitive-Affective Theory of Learning with Media“, zur inhaltlichen Klarheit u.a.), die Hinweise darauf geben, was gute Erklärungen auszeichnet und unter welchen Bedingungen das Erstellen und das Betrachten von Erklärvideos lernförderlich sind (Bertsch, Pesta, Wiscott & McDaniel, 2007; Hasler, Kersten & Sweller, 2007; Kulgemeyer, 2018; Merkt & Schwan, 2016; Moreno & Mayer, 2007; Renkl, 1997; Rummler & Wolf, 2012; Sperl, 2016; Wittwer & Renkl, 2010; Wolf & Kulgemeyer, 2016). Hieraus werden Kriterien für gute Lern- und Erklärvideos abgeleitet, die u.a. Eingang in die Konzeption von Feedbackbögen finden.

Es ist geplant, dass der Selbstlernkurs im letzten Förderjahr in optimierter und kompakter Form als Open Educational Ressource veröffentlicht wird, sodass er danach in verschiedenen Lehrveranstaltungen vielfältig eingesetzt werden kann.

Schließlich soll er in einer weiterentwickelten Variante am Ende des Förderzeitraums auch Schulen zugänglich gemacht werden. In dem Zusammenhang ist daran gedacht, dass Studierende den Kurs auch für die Anleitung von Schülerinnen und Schülern in Schulen nutzen (z.B. im Rahmen von Schulpraktika, im Rahmen von Projekten anl. einer wissenschaftlichen Hausarbeit etc.).

Bild: Felix Pätzold

Relevanz

Das Betrachten von Instruktions- oder Erklärvideos im Internet erfreut sich unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wachsender Beliebtheit. Bereits in der Studie von Rummler und Wolf (2012) gaben 62% der Lernenden aus den Klassenstufen 8, 10 und 13 an, Videos zur Vorbereitung auf Klausuren oder für Präsentationen und Referate zu nutzen. Rund ein Fünftel der jugendlichen YouTube-Nutzer rezipiert sogar mehrmals wöchentlich Erklärvideos für Themen aus Schule und Ausbildung (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2018).

Die unterrichtlichen Einsatzmöglichkeiten von Erklärvideos sind vielfältig. Im Mathematikunterricht, in den Naturwissenschaften, den Sozialwissenschaften, den Sprachen, im musisch-ästhetischen Bereich und im Sport: Erklärvideos decken eine große Bandbreite an Themen ab. Sie eignen sich zur Einführung in oder zur häuslichen Vorbereitung auf ein Thema, zur Vertiefung des Lernstoffs oder zur Kontrolle des eigenen Wissens. Die hohe Relevanz bei den Jugendlichen sowie die einfache Rezeption, aber auch die Produktion von Erklärvideos eröffnen Lehrpersonen im Unterricht zahlreiche Möglichkeiten des Einsatzes in der Schule (Film + Schule NRW, 2016).

Um das Medium vermehrt in den Unterricht zu integrieren und sein Potenzial zu nutzen, benötigen (angehende) Lehrkräfte Wissen darüber, wie Erklärvideos didaktisch in den Unterricht eingebettet werden können, welche Videos für den Einsatz im Unterricht geeignet sind und wie diese selbst produziert werden können. Dieses Wissen sollte auch dazu beitragen, Lehrkräften die Sorge zu nehmen, dass die Technik im Unterricht versagt oder der Einsatz digitaler Medien mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden ist, was viele Lehrkräfte bislang häufig als Gründe für den Nichteinsatz im Unterricht angeben (BITKOM, 2015).

Für die Schülerinnen und Schüler, die Erklärvideos unter Anleitung von Lehrpersonen produzieren und nutzen, erfüllt dieses digitale Medium wichtige Funktion. So unterstützt die Produktion solcher Videos Lernende im Sinne des „Lernens durch Lehren“ bei der Verarbeitung, Strukturierung und Durchdringung des Lernstoffs; die Nutzerinnen und Nutzer von Erklärvideos wiederum profitieren insbesondere von dem Angebot an unterschiedlichen Erklärungen und von der Möglichkeit, die Betrachtung der Videos kontrollieren und steuern zu können (Merkt & Schwan, 2016). Den jeweiligen Lehrpersonen geben die Videos der Schülerinnen und Schüler Einblick in das Wissen und in die Konzepte der Lernenden, machen aber auch Lücken oder Verständnisschwierigkeiten sichtbar (Wolf & Kulgemeyer, 2016).