Forschungsprojekte
Open Science verfolgt das Ziel, die Transparenz wissenschaftlicher Arbeitsweisen zu erhöhen und die Belastbarkeit publizierter Forschungsergebnisse zu erhöhen. Eine zentrale Annahme ist dabei Folgende: Wenn wir Open Science-Praktiken in unseren Forschungsalltag integrieren, dann kommen wir der Wahrheit schneller näher, als wenn wir sie nicht integrieren. Open Science-Praktiken, wie Präregistrierung, Open Data und Preprints, sollen also die Forschungspraxis verbessern und den Erkenntnisfortschritt beschleunigen. Bei Open Science geht es im Wesentlichen um die Erhöhung der Transparenz des wissenschaftlichen Arbeitens. Dadurch werden Forschungsarbeiten kritisierbarer und Fehler können schneller korrigiert werden. Der Arbeitsbereich setzt sich mit der Relevanz von Open Science für die sonderpädagogische Forschung auseinander. Zudem untersuchen wir, wie verbreitet Open Science-Praktiken in der Forschungslandschaft sind. Wir verstehen uns auch als Ansprechpersonen für Fragen rund um Open Science in der Sonderpädagogik und unterstützen Forschende bei der Umsetzung von Open Science-Praktiken.
Kontrollierte Einzelfallstudien (Single Case Research Designs) sind für uns ein wichtiges Instrument, um den Unterricht und die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Herausforderungen im Lernen zu reflektieren und evidenzbasiert weiterzuentwickeln. Wir vermitteln diese Methode daher an unsere Studierenden, setzen sie in unserer eigenen Forschung und im Rahmen von Masterarbeiten ein und beteiligen uns aktiv an der Weiterentwicklung der Forschungsmethoden in diesem Bereich. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartner:innen erforschen wir, wie wir Lehrkräfte dabei unterstützen können, Lernverläufe genauer und zuverlässiger zu interpretieren. Wir widmen uns der Frage, wie Daten aus Single Case Studien am besten visualisiert und aufbereitet werden können, um informierte Förderentscheidungen treffen zu können.
Ursachen aus Lehrkraftsicht
Unter dem Begriff „Lernschwierigkeiten“ – teils auch als „Lernstörungen“, „Lernbeeinträchtigungen“ oder „Lernbehinderungen“ bezeichnet – werden verschiedene Herausforderungen im Lernprozess zusammengefasst. Diese können in unterschiedlichen Bereichen auftreten und das schulische sowie soziale Umfeld maßgeblich beeinflussen. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, worauf Lehrkräfte die Ursachen von Lernschwierigkeiten zurückführen (kausale Attribution). Werden Lernschwierigkeiten vor allem auf vermeintlich stabile Merkmale (z. B. mangelnde Fähigkeiten) zurückgeführt, kann dies zu negativen Erwartungshaltungen und ungünstigem Unterrichtshandeln führen, da sie als nicht veränderbar angesehen werden. Eine differenzierte Ursachenzuschreibung hingegen eröffnet mehr Möglichkeiten für passgenaue Fördermaßnahmen. Wir befassen uns mit diesen Fragestellungen, da sie eine große praktische Relevanz für das alltägliche Unterrichtshandeln haben.
Die Erfassung adaptiver Kompetenzen gewinnt bei der Diagnostik im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im deutschsprachigen Raum zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig besteht ein Mangel an standardisierten, validen Testverfahren, die adaptive Kompetenzen bei Schüler:innen mit intellektueller Beeinträchtigung erfassen. Daher beschäftigen wir uns mit den Fragen: Wie können adaptive Kompetenzen zuverlässig und aussagekräftig erfasst werden? Wie werden sie aktuell in der schulischen Praxis erfasst? Durch die Evaluierung bestehender Verfahren werden spezifische schulische Bedarfe sichtbar, die als Grundlage für weiterführende Projekte und die Entwicklung angepasster förderdiagnostischer Ansätze dienen.
Dieses Projekt untersucht den Leseerwerb von Schüler:innen mit intellektueller Beeinträchtigung. Wir möchten herausfinden, wie wirksam unterschiedliche Interventionen zur Förderung der Wortlesefertigkeit sind. Bei den Interventionen handelt es sich um einen lautorientierten Leseunterricht (engl. Phonics Instruction) und einen Ganzwortunterricht (engl. Sight Word Instruction). Zudem untersuchen wir, unter welchen Bedingungen die Interventionen mehr oder weniger wirksam sind. Es geht also um die Frage: Was funktioniert für wen und unter welchen Bedingungen? Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Lehrpersonen bei der Auswahl einer geeigneten Förderstrategie helfen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen führen wir Metaanalysen von experimentellen Einzelfallstudien durch.
Young Carers oder junge Pflegende sind Kinder und Jugendliche, die regelmäßig und langfristig Verantwortung für die Pflege und Unterstützung von Familienmitgliedern übernehmen. In Deutschland leisten mindestens 5% der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig pflegerische Aufgaben. Schätzungen werden durch eine hohe Dunkelziffer – nicht zuletzt auch aufgrund der häufig fehlenden Selbstwahrnehmung in dieser Rolle – erschwert. Diese Rolle kann zu multiplen Belastungen führen, insbesondere für die psychische Gesundheit und den Bildungserfolg. Die Auswirkungen dieser Rolle sind vielfältig und können zu Mobbingerfahrungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Sorgen um die pflegebedürftige Person während des Unterrichts führen. Darüber hinaus weisen Young Carers schlechtere Bildungsergebnisse auf als nicht pflegende Peers. Unser Ziel ist es, die Young Carer-Rolle in den sonderpädagogischen Diskurs zu integrieren und Wege ihrer schulischen, insbesondere bildungsbezogenen Unterstützung im Rahmen der sonderpädagogischen Forschung zu entwickeln.
In diesem Projekt verfolgen wir das Ziel, Instrumente zur Messung von Einstellungen zu Inklusion (und eng verwandten Konstrukten) systematisch aufzubereiten und strukturiert zur Verfügung zu stellen. Neben allgemeinen Informationen werden die Zielgruppe, Subskalen, Beispielitems und bisherige Erkenntnisse zur psychometrischen Güte angeführt. Dies soll Forschenden eine Übersicht über existierende Instrumente in diesem Themenbereich bieten und die Auswahl eines passenden Instruments für die jeweilige Forschungsfrage erleichtern. Die Datenbank wurde bereits vollständig auf Deutsch und Englisch veröffentlicht, um den größtmöglichen Nutzen für die wissenschaftliche Community zu gewährleisten. Die Informationen der Instrumente werden tabellarisch zur Verfügung gestellt, fortlaufend aktualisiert und im Open Science Framework veröffentlicht.
In diesem Projekt beschäftigen wir uns mit den Professionalisierungsprozessen von Lehrkräften im Kontext inklusiver Bildung. Da Fort- und Weiterbildungen die am weitesten verbreiteten Maßnahmen zur Qualifizierung von Lehrkräften sind, ist es essenziell, deren Wirksamkeit systematisch zu untersuchen. Um Fortbildungen möglichst effektiv zu gestalten, ist ein fundiertes Verständnis der zugrunde liegenden Lern- und Transferprozesse notwendig. Nur so können gezielt jene Faktoren gefördert werden, die den erfolgreichen Wissenstransfer und die nachhaltige Umsetzung inklusiver Praktiken unterstützen. Anhand von Meta-Analysen bearbeiten wir zentrale Forschungsfragen zu diesen Themen.