DFG-Projekt
Prof. Dr. Dorit Bosse und Mitarbeiter: Dipl.-Psych. Anna Gronostaj, Dipl.-Ing. Frank Lorberg
Ziel des Projekts – angesiedelt im Deutschunterricht des Jahrgangs 11 - war die Entwicklung sowie die empirische Überprüfung des Methodensets Computergestütztes Arbeitsjournal, welches Oberstufenschüler und -schülerinnen befähigen soll, ihren Lernprozess metakognitiv zu begleiten, selbstreguliert zu gestalten und somit ihre reading literacy zu steigern. Zentral für das Gelingen selbstregulierten Lernens ist das Verfügen über kognitive, metakognitive und motivationale Strategien. Entsprechend sollen im Computergestützten Arbeitsjournal lernstrategisches Verhalten und metakognitive Lernprozessteuerung gezielt trainiert werden, darüber hinaus dient es als Sammelmappe von Arbeitsergebnissen, so dass es an der Schnittstelle zwischen Lerntagebuch und Portfolio angesiedelt werden kann.
Das Projekt wurde von 3/2005 – 2/2007 und von 6/2007 – 5/2008 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (im Rahmen der Kasseler Forschergruppe) gefördert. Während dieser beiden Förderzeiträume konnten zwei empirische Feldstudien mit jeweils ca. 150 Schülerinnen und Schülern realisiert werden. Textliche Grundlage für die von den beteiligten Lehrern durchgeführte 3-wöchige Unterrichtseinheit bildete ein Reader zum Thema „Interkulturelle Differenzen zwischen der abendländisch-christlichen und islamischen Tradition“; ein Bereich mit Lebensweltbezug und grundbildender Relevanz. Sowohl die der Kontroll- als auch die der Experimentalgruppe zugewiesenen Schüler und Schülerinnen bearbeiteten die Aufgaben zu den Texten computergestützt, jedoch arbeitete nur die Experimentalgruppe mit dem Methodenset Computergestütztes Arbeitsjournal. Die besondere Form des Computergestützten Arbeitsjournals, in dem Reflexionen über den eigenen Lernprozess, das Festhalten einzelner Arbeitsschritte und die Auskunft über das Vorgehen bei der Aufgabenbearbeitung enthalten sind, lässt Rückschlüsse auf die verwendeten Lernstrategien zu und erlaubt die Rekonstruktion metakognitiver Steuerungs-prozesse. So wird es möglich, durch die Verknüpfung von qualitativen Daten (realisierte Lernstrategieanwendung im Computergestützten Arbeitsjournal) und quantitativen Daten (selbstberichtete Lernstrategieanwendung und Leistungstest) detaillierte Erkenntnisse über den Zusammenhang von Metakognition, Lernstrategieanwendung und Kompetenz bei der Textbearbeitung zu gewinnen. Es zeigte sich, dass die Leistung beim Nach- und beim Follow-Up-Test (3 Monate nach Beendigung der Unterrichtseinheit) sich besser durch die indirekt aus den Computergestützten Arbeitsjournalen ermittelte Lernstrategieanwendung vorhersagen ließ als durch die selbstberichtete Lernstrategieanwendung: Schülerinnen und Schüler, die während der Unterrichtseinheit vermehrt tiefenverständnisorientierte und metakognitive Strategien anwendeten, schnitten bei den Leistungstests besser ab. Die selbstberichtete Lernstrategieanwendung wies lediglich geringe Zusammenhänge zu den Leistungstestdaten auf, was als Bestätigung dafür gesehen werden kann, dass sich verdeckte kognitive Prozesse (Lernstrategieanwendung) nicht zufrieden stellend per Fragebogen erfassen lassen. Zwar ist die indirekte Ermittlung der Lernstrategieanwendung aus den Computergestützten Arbeitsjournalen.
Publikationen
Karpa, D. (2013): Die Selbstständigkeit von Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschülern fördern in computergestützten Lernarrangements. In: Bosse, D., Eberle, F. & Schneider-Taylor, B. (Hrsg.): Standardisierung in der gymnasialen Oberstufe. Heidelberg: Springer. S. 189-210.
Bosse, D. (2010): Das computergestützte Arbeitsjournal – Den eigenen Lernprozess steuern und präsentieren. In: PÄDAGOGIK, 12, S. 26-29.
Famula, A. (2010): Fallorientierte Datenauswertung im Rahmen des Forschungsprojektes "Computergestützte Arbeitsjournale in der gymnasialen Oberstufe." Examensarbeit.
Bosse, D. (2009): Das computergestützte Arbeitsjournal in der gymnasialen Oberstufe. In: Bosse, D. (Hrsg.) Gymnasiale Bildung zwischen Kompetenzorientierung und Kulturarbeit. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S.199-2012.(Wiederabdruck)
Bosse,D. (2008): Computergestützte Arbeitsjournale zur Förderung selbstregulierten Lernens in der gymnasialen Oberstufe. In: Kasseler Forschergruppe (Hrsg.): Lernumgebungen auf dem Prüfstand. Zwischenergebnisse aus den Forschungsprojekten. Kassel: kassel university press, S. 67-80.