Topographie der Imaginationen. Johann Friedrich Rochlitz’ musikalisches Italien um 1800 (2014–2017)

Dissertationsprojekt (Studienstiftung des deutschen Volkes)

Das ambivalente Image von Musik und Musikern aus Italien war für die Historiographie der Musik im deutschsprachigen Raum um 1800 von grundlegender Bedeutung. Allerdings wurde dies – obwohl zahlreiche Kulturkontakte und Austauschprozesse zwischen deutschsprachigem Raum und Italien hinlänglich bekannt sind und immer wieder diskutiert werden – bis vor Kurzem kaum systematisch erforscht. Vor diesem Hintergrund besteht das Anliegen dieses Forschungsprojekts darin, exemplarisch zu verdeutlichen, wie stark die deutsche Musikhistoriographie und auch der öffentliche Diskurs über Musik bereits in der Frühphase der Nationalstaatsbildung von der Hinwendung zu Italien getragen waren. Von diesem transnationalen Blickwinkel ausgehend, wird im Rahmen dieses Forschungsprojekts ein breites Spektrum von Schriften und Dokumenten rund um den bekannten, für die deutsche Musikgeschichtsschreibung zentralen Leipziger Musikschriftsteller, Erzähler, Librettisten, Kritiker und Herausgeber Johann Friedrich Rochlitz untersucht. Im kulturhistorisch vielseitigen Kontext seiner Gegenwart verortet, eröffnet Rochlitz’ Œuvre ein facettenreiches diskursives Feld, das neben ästhetischen auch konfessionelle, national aufgeladene, oft polemische Haltungen gegenüber dem musikalischen Italien aufweist. Zentrale Akteure (und wenige Akteurinnen), Infrastrukturen und Institutionen, ‚alte‘ und ‚neue‘ Musik, Malerei, Oper, Kirchen- und Instrumentalmusik werden in der vorliegenden Studie ebenso beleuchtet wie mediale Verbreitungsstrategien im Streben nach dem Primat deutscher Tonkunst. Das Forschungsprojekt trägt zur transnationalen Reflexion einer bis in die Gegenwart reichenden, dialektisch zugespitzten Beziehung zwischen deutscher und italienischer Musik- und Kulturgeschichte bei, die von zahlreichen Generalisierungen, Klischees und Stereotypen getragen ist und deren Wurzeln sich bis in die Goethe-Zeit und bisweilen darüber hinaus zurückverfolgen lassen. 

Weitere Informationen: Interview zum Projekt und Verlagsinformation zum entstandenen Buch

Projektleitung: Carolin Krahn