PRONET

Pro­fes­sio­na­li­sie­rung durch Ver­net­zung

Mit ihrem Antrag auf Fortsetzung des Projekts „Professionalisierung durch Vernetzung“ (PRONET) setzte sich die Universität Kassel in dem bundesweiten Wettbewerb im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ erneut durch.  

Bereits in der 1. Förderphase zählte die Universität Kassel zu den 19 Hochschulen (von insgesamt über 80 Bewerbern des gesamten Bundesgebietes), die gleich in der ersten Bewilligungsrunde gefördert wurden.

In der zweiten Förderphase unterstützen Bund und Länder die Weiterentwicklung der Lehrerbildung an der Universität Kassel mit über 6 Mio. Euro. Die Finanzierung schließt an die erste Projektphase (2015 bis 2018) an und dauert bis Ende 2023.

Das Vorhaben ist breit in der Universität Kassel und der Region Nordhessen verankert. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von PRONET² besteht darin, dass sich 30 Professoren/-innen aus nahezu allen an der Hochschule vertretenen Fächern der Lehrerbildung proaktiv und gestaltend in das Projekt einbringen und mit nordhessischen Schulen sowie den Studienseminaren, Schulämtern, dem hessischen Kultusministerium und der hessischen Lehrkräfteakademie kooperieren.

Projektlaufzeit PRONET1: 2015-2018

 

Projektlaufzeit PRONET2: 01.01.2019 - 31.12.2023

PRONET2 wird unter dem Förderkennzeichen 01JA1805 im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

www.qualitaetsoffensive-lehrerbildung.de

Das Projekt ist im Handlungsfeld III, in der Maßnahme 8 Stärkung trans-, interdisziplinärer und professionsorientierter Projekte, z. B. durch Lehrveranstaltungen in der Biologie und der Mathematik zur Förderung nachhaltigen Lernens und der Transferkompetenz der PRONET-Forschungsgruppe der Universität Kassel situiert.

 

Im Vordergrund des Teilprojekts steht die Entwicklung einer hochschuldidaktischen Lernumgebung im Hinblick auf die Einbindung der Mehrsprachigkeit der Teilnehmer:innen, sodass diese zukünftig diese Ansätze auch in den Schulen implementieren können. Die derzeit sich nochmals enorm diversifizierenden Lerngemeinschaften fordern diese Herangehensweise ein. Die Nutzung von Mehrsprachigkeitspotentialen ist sowohl im Hinblick auf die Konzeptentwicklung im Sachfach (hier: Geschichte) als auch vergleichend in den unterschiedlichen Sprachen (z. B. Englisch, Französisch, Spanisch) sowie fächerübergreifend für interkulturelle Lernprozesse relevant. Studierende, die an diesem Teilprojekt teilnehmen, lernen Mehrsprachigkeit als eine Basis für Konzeptbewusstheit und den bewussten Umgang mit Konzepten als Elemente historischen und sprachlichen Lernens kennen. Das Teilprojekt beruht auf der Weiterentwick­lung einer langjährigen interdisziplinären Kooperation der drei Fachdidaktiken: Anglistik / Amerikanistik, Romanistik und Geschichte und knüpft an das Lehrinnovationsprojekt zum bilingualen Lehren und Lernen im Sachfach Geschichte in den Zielsprachen Englisch und Französisch an.

Seit 2011 ist bilingualer Unterricht u. a. im Fach Geschichte integraler Bestandteil der hessischen Kerncurricula für alle Schularten. Angesichts der vielfach vorhandenen Mehrsprachigkeit von Schüler:innen mit Migrationshintergrund und / oder natürlich oder institutionell erworbenen multilingualen Kompetenzen steht der Unterricht in diesen Fächern vor der Herausforderung, das Potenzial von Mehrsprachigkeit zu nutzen, diese zu integrieren und für die Reflexion über Alteritätswahrnehmung und die Entwicklung sowie Reflexion begrifflicher Konzepte fruchtbar zu machen. Die Entwicklung eines sehr gut fundierten Ausbildungsangebots für künftige Lehrkräfte für diesen Bedarf ist daher dringend erforderlich.

Vorträge

  • Finkbeiner, C. & Schude, S. (2017, Juni). Diversity: Cooperation Among Self-Access Learning Centers University of Kassel. Vortrag auf dem Colloque UFA Migration, Education & Multilinguisme, Straßburg.
  • Finkbeiner, C. & Petzoldt, A. (2017, Mai). Multilingualism: The use of ist potentials in Content and Language Integrated Learning. Vortrag auf dem Kongress „Migration, multilinguisme et éducation en France et en Allemagne: Repenser la notion d’inclusion“, Straßburg.

 

Publikationen

  • Finkbeiner, C., Pflüger, C., Tesch, B. & Kaminski, R. (2018). Mehrsprachigkeitspotentiale im bilingualen Sachfachunterricht. In M. Meier, K. Ziepprecht, & J. Mayer (Hrsg.), Lehrerausbildung in vernetzten Lernumgebungen (S. 211-229). Münster: Waxmann.
  • Finkbeiner, C. & Schluer, J. (2018). Language awareness in the teaching of reading and writing. In P. Garrett & J. M. Cots (Hrsg.), The Routledge Handbook of Language Awareness (S. 108- 123). New York: Routledge.
  • Finkbeiner, C. & Schluer, J. (2017). Developing prospective teachers’ diagnostic skills through collaborative video analysis: focus on L2 reading. Language Awareness, 26(4), 282-303.
  • Finkbeiner, C. & White, J. (2017). Language awareness and multilingualism: A historical overview. In J. Cenoz, D. Gorter, & S. May (Hrsg.), Language awareness and multilingualism (3. Aufl., Band 6) (S. 2-15). New York: Springer.
  • Stegu, M., Preston, D. R., Wilton, A. & Finkbeiner, C. (2018). Panel discussion: language awareness vs. folk linguistics vs. applied linguistics. Language Awareness, 27(1-2), 186-196.

 

Kontakt

Prof. Dr. Claudia Finkbeiner
+49 561 804-3353
cfink@uni-kassel.de

Prof. Dr. Christine Pflüger
+49 561 804-3116
christine.pflueger@uni-kassel.de

 

Darüber hinaus waren am Projekt beteiligt:

  • Prof. Dr. Bernd Tesch
  • Regina Kaminski
  • Anna Petzoldt

Die Universität Kassel verfügt über insgesamt 17 Studienwerkstätten in nahezu jeder lehrerbildenden Fachdidaktik. Studienwerkstätten bieten Studierenden – je nach Ausrichtung auch Schüler:innen, Referendar:innen und Lehrkräften – Lernumgebungen, die selbstreguliertes und Forschendes Lernen fördern. Durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung ist eine Vernetzung der bisher weitgehend unabhängig voneinander arbeitenden Studienwerkstätten in breitem Rahmen ermöglicht worden.

Ziel des Teilprojekts ist die Realisierung von Synergieeffekten und die Weiterentwicklung der Studienwerkstätten; die interdisziplinäre Bündelung von Kompetenzen; die Erarbeitung und Durchführung gemeinsamer Projekte sowie die Schaffung von Transfermöglichkeiten in die Schule und die Ausarbeitung eines transdisziplinären Angebots.

Eine langfristige Entwicklungsaufgabe sehen die Werkstätten in der Frage nach Innovationen im Aufbau und den Arbeitsweisen, wozu unter anderem Aspekte der Medien und der Digitalisierung gehören. Die in Gründung stehende Studienwerkstatt Lehramt soll langfristig als Knotenpunkt für die Zusammenarbeit der Werkstätten dienen und erarbeitete Materialien dauerhaft zur Verfügung stellen sowie zukünftig die Arbeit mit digitalen Medien in den Werkstätten unterstützen.

Die Teilprojektevaluation erfolgt auf zwei Ebenen. Zum einen werden die Studienwerkstätten im Prä-Post-Design zu den Bereichen I) Zielgruppe und Nutzung sowie zu II) Aufbau, Angebote & Organisation zu Projektbeginn und Projektende hinsichtlich möglicher Veränderungen evaluiert. Zusätzlich wird die transdisziplinäre Veranstaltung auf Ebene der Studierenden bezüglich der Einstellungen zum Lernen von Schüler_innen, dem Erfassen von situiertem und Forschendem Lernen innerhalb des Seminars und mithilfe des Fundamentums der PRONET-Metaevaluation evaluiert.

 

Kontakt

Prof. Dr. Claudia Finkbeiner
+49 561 804-3353
cfink@uni-kassel.de

Das Projekt ist im Handlungsfeld II Diversität und Inklusion, Maßnahme 6 Sprach­bil­dung und sprach­sen­si­bler Fach­un­ter­richt situiert. 

Die Sprachenvielfalt in Europa einerseits und die Komplexität historisch-politischer Fragestellungen andererseits machen es erforderlich, dass angehende Lehrkräfte in der Lage sind, in zwei oder mehr der europäischen Schulfremdsprachen Materialien zu erschließen und im Unterricht einzusetzen. Gleichzeitig muss eine Sensibilität für die herkunftssprachliche Mehrsprachigkeit der Schüler*innen entwickelt werden, um diese für den Unterricht fruchtbar zu machen.

Grundlage des Teilprojekts sind der weitere Ausbau und die Weiterentwicklung einer bereits existierenden interdisziplinären Kooperation der zwei Fachdidaktiken Anglistik und Geschichte. Im Zentrum der Weiterentwicklung steht das mehrsprachigkeitsbezogene Lehrerhandeln im bilingualen Sachfachunterricht. Zu diesem Zwecke werden aufeinander abgestimmte, parallellaufende Hochschullernumgebungen angeboten, die sich mit Lebensgeschichten von Zeitzeugen beschäftigen.

In den Veranstaltungen der Geschichtsdidaktik liegt der Fokus auf geschriebenen Lebensgeschichten in Form von Ego-Dokumenten. Die Studierenden analysieren und diskutieren in Gruppen vor allem französische und deutsche Selbstzeugnisse aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, wie zum Beispiel Tagebücher, Zeitzeugenberichte oder autobiographische Texte. Komplementär dazu liegt in den Veranstaltungen der Fremdsprachenlehr- und -lernforschung der Fokus auf der Konstruktion der eigenen Lebensgeschichten („life stories“) in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Um den Ansatz umzusetzen, wird das „ABC‘s of Cultural Unterstanding and Communication“ (Schmidt, 1998; Schmidt & Finkbeiner, 2006; Finkbeiner & Lazar, 2015) als Modell und Vehikel genutzt. Studierenden - Senior*innen Tandems werden gebildet und es findet eine „Intergenerationenkonferenz“ statt. Wichtig ist der gemeinsame Studierenden Workshop, in welchem Studierende der Geschichtsdidaktik und der Fremdsprachenlehr- und -lernforschung sich mit Thesen zum mehrsprachigen Unterricht auseinandersetzen und diese diskutieren.  Ziel der Hochschullernumgebungen ist die Sensibilisierung der angehenden Lehrpersonen für Mehrsprachigkeit, Sprachbewusstheit sowie Multiperspektivität. Das Projekt dient der Profilbildung der angehenden Lehrkräfte, die eine Qualifizierung im Bereich mehrsprachigen Lehrens und Lernens erwerben.

 

Publikation

  • Finkbeiner, Claudia; Pflüger, Christine; Wetzel, Laura (2022). Multiperspektivität, Mehrsprachigkeit und Language Awareness: Zeitzeugnisse und Lebensgeschichten als Gegenstand einer Studierendenkonferenz. In Heinzel, Friederike & Krasemann , Benjamin (Hrsg.). Erfahrung und Inklusion, Imprint Springer VS.

Kontakt

Ziel des PRONET²-Teilprojekts ist die Weiterentwicklung von Studienwerkstätten zu Lehr-Lernlaboren, und zwar sowohl im MINT-Bereich als auch in den geistes – und sozialwissenschaftlichen und ästhetischen Fachgebieten. Die Lehr-Lernlabor-Arbeit besteht darin, dass Studierende - zumeist im Rahmen von Lehrveranstaltungen - für Schüler:innen herausfordernde Lehr-Lernsettings entwickeln, und zwar fokussiert auf die Schwerpunkte „Kognitive Aktivierung“ und „Nutzung digitaler Medien“. Mit eingeladenen Schülergruppen werden die entwickelten Settings anschließend von den Studierenden durchgeführt. Die entwickelten Lehr-Lern-Szenarien stellen komplexitätsreduzierte Praxissituationen dar, bei denen die Studierenden die Schüler:innen in ihrem Lernen anleiten, unterstützen und beobachten. Diese Lehr-Lern-Situationen können auch videografiert werden. Es folgt eine theoriebasierte Reflexion und kriterienbezogene Evaluation der durchgeführten Lernsettings. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung der Lehr-Lern-Settings ein. Somit kann in den rahmenden Lehrveranstaltungen ein zirkulärer Prozess theoriebasierter Praxiserprobungen entstehen. Die Weiterentwicklung von Studienwerkstätten zu Lehr-Lernlaboren wird von der zentralen „Studienwerkstatt Lehramt“ unterstützt.

 

Publikation

  • Finkbeiner, Claudia; Pflüger, Christine; Wetzel, Laura (2022). Multiperspektivität, Mehrsprachigkeit und Language Awareness: Zeitzeugnisse und Lebensgeschichten als Gegenstand einer Studierendenkonferenz. In Heinzel, Friederike & Krasemann , Benjamin (Hrsg.). Erfahrung und Inklusion, Imprint Springer VS.
  • Finkbeiner, Claudia und Yvonne Hesse. (2021). Das Lehr-Lern-Labor Englisch: eine hochschuldidaktische  Lernumgebung zur Professionalisierung  zukünftiger Lehrkräfte für einen kultursensiblen und sprachbewussten Fremdsprachenunterricht   In D. Bosse, R. Wodzinski & C. Griesel: Lehr-Lern Labore der Universität Kassel.
  • Finkbeiner, Claudia (2021). Geschichten erzählen gegen den Corona Blues: eine digitale Adaption multilingualen Zugangs zu Lebensgeschichten. In Zusammenarbeit mit Yvonne Hesse