Promotionsvorhaben

Grammatische Simulation von Erinnerungsprozessen

Zur Transformation von Erinnerungen in das Medium ‚Literatur‘ stehen verschiedene Umwandlungsprozesse zur Verfügung. So durchlaufen Erinnerungen häufig zunächst den Prozess der Literarisierung, bevor sie schriftlich verankert werden. Zur Steigerung der Authentizität ihrer Texte bilden einige AutorInnen jedoch den Erinnerungsablauf ikonisch auf der Linearität von Sätzen ab. 

Nach dem kognitionspsychologischen cueing-Modell werden Erinnerungsprozesse zunächst durch einen Schlüsselreiz, z.B. in Form eines Bildes oder Geruchs, ausgelöst. Dieser Vorgang lässt sich auf literarische Texte abbilden, indem bestimmte grammatische Techniken zur Simulation eingesetzt werden. Die dazu gebrauchten grammatischen Techniken haben die Gemeinsamkeit, nicht integrativ, sondern aggregativ zu sein. Zu ihnen zählen Appositionen und Satzrandstrukturen.

Die Ikonizität zwischen Erinnerungsmustern nach dem cueing-Modell und grammatischen Strukturen findet sich außerdem im literaturwissenschaftlichen Kontext als ‚kritische Montagetechnik‘ wieder. Diese bezeichnet die vom Autor gewählte Vorgehensweise, den Text nicht ästhetisch und harmonisch, sondern dekonstruktivistisch zu gestalten.

Ziel der Dissertation ist es, den Beitrag grammatischer Strukturen zur Konstruktion des Textsinns empirisch in Texten aus der deutschsprachigen Erinnerungsliteratur, speziell der Väterliteratur, nach 1945 nachzuweisen.

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