Koordinator

Dr. André Krebber

Projektmitarbeiter

Standort
Nora-Platiel-Straße 1
34127 Kassel
Raum
Nora-Platiel 1, Raum 2209
Sprechstunde

nach Vereinbarung


Personeninformationen  (Dr. André Krebber)

Vita

André Krebber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in Sozial- und Kulturgeschichte (Human-Animal Studies) an der Universität Kassel (FB05) und assoziiertes Mitglied im Fachgebiet Theoretische Philosophie. Er hat Umweltwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg studiert und am New Zealand Centre for Human-Animal Studies an der University of Canterbury mit der Arbeit „Raising the Memory of Nature: Nonidentity, Animals and Enlightenment Thought“ promoviert. Während seines Doktorstudiums hat er einen mehr-monatigen Forschungsaufenthalt an der University of Oxford durchgeführt (St. Antony’s College, Prof. Sho Konishi). In 2017/2018 war er Susan Manning Postdoctoral Fellow am Institute for Advanced Studies in the Humanities der University of Edinburgh.

Mit Mieke Roscher hat er den Band Animal Biography: Re-framing Animal Lives (Palgrave Macmillan) zur Biographie als Methode für die interdisziplinäre Tierforschung veröffentlicht. Ebenfalls mit Mieke Roscher sowie Brett Mizelle gibt er das Handbook of Historical Animal Studies (De Gruyter Oldenbourg) heraus. In 2019/2020 hat er zwei internationale Ausstellungen sowie eine Konferenz zu Oktopussen mit Kolleg*innen von der University of Tasmania (Dr. Yvette Watt; Dr. Toby Juliff) realisiert.

Forschungsprofil

André Krebber hat einen interdisziplinären Werdegang, in dem er durchgehend auf Themen der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, der Philosophiegeschichte, der Tier- und Naturphilosophie sowie der Umweltphilosophie und der Ästhetik fokussiert hat. Besondere Schwerpunkte sind dabei die kritische Theorie der Frankfurter Schule sowie die europäische Aufklärung. Ein weiterer Fokus seiner Arbeit sind geschichtsphilosophische Fragestellungen.

Insbesondere interessieren André Krebber die Geschichte und Beschaffenheit von menschlichen Wissenskulturen im Bezug zu Natur und Tieren, sowie deren Einfluss auf den gesellschaftlichen Umgang mit Natur im Kontext der gegenwärtigen Umweltkrise. Besondere Relevanz haben darin Fragen nach dem Verhältnis von wissenschaftlichen, künstlerischen und nicht-europäischen Erkenntnispraktiken, was auch die Suche nach neuen Erkenntniszugängen beinhaltet, sowie geschichtsphilosophische Fragen zum Verhältnis von Natur und Geschichte, ob und wie also Natur und Geschichte miteinander vermittelt sind, im gegenwärtigen Kontext des Anthropozän.

Forschungsprojekte (im Bereich Philosophie)

Das Verstehen Lebender Organismen: Zu einer Theorie des Ausdrucks und Ästhetischer Sensibilität von lebenden Organismen

Kooperationsprojekt mit Prof. Dr. Pauline Phemister, University of Edinburgh, Schottland; antizipierter Projektbeginn: Februar 2022 (Förderung beantragt)

Forschungen im Feld der Umweltphilosophie berücksichtigen nichtmenschliche, der Natur zugerechnete Entitäten als Wesen mit eigener agency und betonen damit ihre aktive Teilnahme an der Hervorbringung der Welt. Diese Perspektivierung wirft die Frage auf, auf welcher qualitativen Grundlage nichtmenschliche Wesen mit ihrer Umwelt interagieren und sie gestalten, mitunter, wie sie ihre agency ausüben. Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, verfolgen und entwickeln wir mit dem Projekt „Das Verstehen lebender Organismen“ einen ästhetischen Ansatz zum Verhalten von lebenden Organismen, der sie als ästhetisch handelnde zu fassen versucht. Dabei stellen wir in Aussicht, dass eine Ästhetik des Schönen das Verhalten von lebenden Organismen als eigenbestimmtes handeln zu konzeptualisieren ermöglicht.

Das Projekt entwickelt einen konzeptuellen und theoretischen Rahmen für eine Theorie des Ausdrucks und ästhetischer Sensibilitäten von lebenden Organismen. Hierzu verfolgt es die Klärung und Weiterentwicklung des folgenden begrifflichen Instrumentariums: Ausdruck (Leibniz, Benjamin, Adorno und Darwin); Zeichen, Symbole und signifizieren (Leibniz und Peirce); die Idee einer universellen Kommunikation oder eines universellen Verstehens auf Grundlage des Verständnisses von Kommunikation als Übersetzung zwischen den verschiedenen Perspektiven von Organismen auf ihre Umwelten (Leibniz, Benjamin und Adorno); sowie ästhetische Präferenz und Wahlverhalten (Peirce und Darwin). Der Begriff des Schönen mit Blick auf Präferenz und Wahlverhalten, Erfahrung und Ausdruck und der Harmonie von Verschiedenem verbindet und integriert dabei die verschiedenen Ebenen der Theoriebildung.

Das übergeordnete Ziel ist, aus den Untersuchungen der einzelnen Positionen eine integrierte Theorie von der Erfahrung, Kommunikation (mit ihrer Umwelt als auch miteinander), und dem Wahlverhalten oder den Entscheidungen von lebenden Organismen aus Sicht einer Neubetrachtung der aktiven Einflussnahme von lebenden Organismen auf die Hervorbringung von Umwelten zu entwickeln. Das Projekt trägt damit zu einem Paradigmenwechsel in der Naturforschung von einem Fokus auf materialistische Funktionalismen in der Betrachtung von lebenden Organismen hin zu einer Anerkennung von lebenden Organismen als erfahrende Wesen mit eigenen Begehren und Interessen bei.

Lehre (im Bereich Philosophie)

  • Tausend Plateaus: Postmoderne Geschihchte (SoSe 2020)
  • Was ist Geschichte? Geschichtstheorien von Universalgeschichte bis Anthropozän (WiSe 2016/17 & SoSe 2020)
  • Alte und Neue Materialismen: New Materialism im Kontext (WiSe 2019/20)
  • Evolution: Tiere und Geschichte in Darwin’s Descent ofMan (SoSe 2016)
  • Betreuung interdisziplinäre studentische Vortragsreihe „Verhältnisse Verstehen“, www.verhältnisseverstehen.de, gefördert vom Institut für Philosophie, (WiSe 2019/20 & WiSe 2020/21)

Publikationen (Auswahl)

Monografie

  • A. Krebber, Raising the Memory of Nature: Animals, Nonidentity and Enlightenment Thought, PhD-Dissertation, Christchurch: University of Canterbury, 2015 (http://dx.doi.org/10.26021/4832).

Herausgeberschaften

  • M. Roscher, A. Krebber, B. Mizelle (eds.), Handbook of Historical Animal Studies, Berlin: De Gruyter Oldenbourg 2021 (im erscheinen).
  • A. Krebber, Mieke Roscher (eds.), Animal Biography: Re-framing Animal Lives, London et al.: Palgrave Macmillan 2018.
  • Forschungsschwerpunkt “Tier-Mensch-Gesellschaft” (eds.), Relationalität, Bielefeld: transcript 2017.
  • Forschungsschwerpunkt “Tier-Mensch-Gesellschaft” (eds.), Den Fährten folgen: Methoden interdisziplinärer Tierforschung, Bielefeld: transcript 2015.

Artikel

  • A. Krebber, ‘History of Ideas,’ in M. Roscher, A. Krebber, B. Mizelle (eds.), Handbook of Historical Animal Studies, pp. 275-289, Berlin: De Gruyter Oldenbourg (im erscheinen).
  • A. Krebber, ‘Traces of the Other: Adorno on Natural Beauty,’ New German Critique 47, 2 (2020): pp. 169-189 (doi: https://doi.org/10.1215/0094033X-8288181).
  • A. Krebber, ‘Washoe: Das Subjekt in der Tierforschung,’ in M. Böhnert, K. Köchy, M. Wunsch (eds.), Philosophie der Tierforschung Vol. 3, pp. 187-220, Freiburg/München: Verlag Karl Alber 2018.
  • A. Krebber, ‘Negative Dialectics of Nature: From Nature’s Death to New Materialisms,’ in C. Novero (ed.), Of Rocks, Mushrooms and Animals: Material Ecocriticism in German-speaking Cultures, pp. 199-222, vol. 28, Otago German Studies, Dunedin: University of Otago 2017 (doi: 10.11157/ogs-vol28id299).
  • A. Krebber, ‘Reengaging Voices of Animal Suffering,’ Food Ethics 1/3 (2017): pp. 273-282 (doi:10.1007/s41055-017-0012-6).
  • A. Krebber, ‘Diesseits des Tiers: Ein Kommentar zur Mimesis bei Adorno,’ Tierstudien 11 (2017): pp. 41-47.

Vorträge (Auswahl)

  • 2020 Octopus I: New Materialisms and the Individual, 11th International New Materialisms Conference "New Materialist Informatics: Computing and Worldmaking", University of Kassel, GER, 23-25 Mar
  • 2019 Breaking the Spell of Identity: Animals at the End of Capitalism, Historical Materialism Conference at SOAS, University of London, UK, 7-10 Nov
  • 2019 Summerbirds of Indescribable Beauty: At the Margins of Merian’s Metamorphosis-Pictures, International Society for the History, Philosophy and Social Studies of Biology Conference 2019, University of Oslo, NO, 7-12 Jul
  • 2019 Dialectics and Decolonizing Animal Knowledge, Decolonizing Animals, Australian Animal Studies Association, University of Canterbury, Christchurch, NZ, 1-4 Jul
  • 2019 Descartes’s Problem with Animals, hosted by Leeds Animal Studies Network, University of Leeds, Leeds, UK, 16 May
  • 2018 An End to Human History: Dialectics of the Anthropocene, Annual Meeting of the International Association of Environmental Philosophy, Pennsylvania State University, State College, PA, USA, 20-22 Oct
  • 2018 Making Species: Sexual Attraction and Animal Agency, British Animal Studies Network Meeting ‘Sex’, University of Strathclyde, Glasgow, UK, 27-28 Apr (Audio at www.britishanimalstudiesnetwork.org.uk/Portals/108/Krebber.MP3)

Kooperationspartner:innen:

Beteiligte Studierende:

  • Mayer, Ingeborg
  • Zimmermann, Peppina

 

Ehemalige Mitarbeitende:

Gastwissenschaftler:innen:

  • 2018/2019: Prof. Dr. Chelsea Harry (Southern Connecticut State University, USA); Projekt: Aristotle and Non-Human Animal Perception as Flourishing; finanziert durch Mittel der State University

  • 2019/2020: Dr. Agustin Ostachuk (Universidad nacional de la Plata; Argentinien); Projekt: A Theory of Evolution as a Process of Unfolding; gefördert durch DAAD

  • 2022: Matteo Pagan (Scuola Normale Superiore SNS Pisa / École des hautes études en sciences sociale EHESS Paris); Projekt: Subjektivität bei Plessner und Merleau-Ponty; gefördert durch DAAD und CIERA.