Forschung

Die Forschungsarbeiten des Fachgebiets sind zum einen in der reinen Methodenforschung angesiedelt. Hier liegen die Schwerpunkte in der quantitativen Methodik im Bereich der Survey Methodology (Fragebogenkonstruktion, generalisierte Umfrageeinstellung, Item- und Unit-Nonresponse, Satisficing, kognitive Pretests etc.). Die Forschung zu Verhaltensspuren sowie Computational Social Science (CSS) befindet sich derzeit im Aufbau. Im Bereich der Mixed-Methods-Forschung spielen die Entwicklung komplexer Erhebungs- und Sampling-Designs sowie Validierungsstrategien bei methodenkombinierenden Untersuchungen eine herausgehobene Rolle.

Zum anderen ist das Team des Fachgebiets in der empirischen Bildungs-, Wissenschafts- und Hochschulforschung verankert und mit Expertise zu sozialer Ungleichheit im Bildungserfolg, Karriereverläufen in der Wissenschaft, Genderfragen in den MINT-Fächern, hybriden Studienformaten (duales Studium) sowie zur Durchlässigkeit von beruflicher und hochschulischer Bildung ausgestattet. Darüber hinaus werden Arbeits- und organisationsoziologische sowie gesundheitssoziologische Fragestellungen bearbeitet.

 

Laufende Projekte

Begleitforschungsprojekt der BMBF-Förderlinie „T!Raum – TransferRäume für die Zukunft von Regionen“; Projektleitung: Prof. Dr. Bettina Langfeldt, Prof. Dr. Guide Bünstorf, Dr. Christian Schneijderberg; Mitarbeitende Dr. Igor Asanov, Pia Schoch, Rocio Fonseca; Laufzeit: 01.10.2023 - 30.09.2026
https://www.innovation-strukturwandel.de/strukturwandel/de/innovation-strukturwandel/t_raum/t_raum_node

 

Mit seiner Förderlinie „Transfer-Räume für die Zukunft von Regionen (T!Raum)" möchte das BMBF es Hochschulen und Forschungseinrichtungen ermöglichen, neuartige Transferinstrumente zu entwickeln. Damit sollen Innovationen schneller in die Region gelangen und so ein positiver Strukturwandel gestärkt werden. In der Begleitforschung zu dieser Förderlinie zielt das INCHER gemeinsam mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und der SV Wissenschaftsstatistik gGmbH darauf, die Effekte innovativer Transferformate auf den Strukturwandel messbar zu machen, eine nachhaltige Kultur der Zusammenarbeit durch Lernprozesse, Methodenvermittlung und Vernetzung auf individueller und institutioneller Ebene zu befördern und zu erforschen sowie daraus übergeordnete Erfolgsfaktoren für Wirkungsmessungen als auch für Lernprozesse abzuleiten.

Als zentraler Bestandteil des gemeinsamen Verbundvorhabens mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und der SV Wissenschaftsstatistik gGmbH verfolgt das Teilvorhaben des INCHER fünf zentrale Ziele:

  1. Die Effekte sozialer und technologischer Innovationen bzw. innovativer Transferformate auf den Strukturwandel und die Regionalentwicklung messbar machen.
  2. Die Auswirkungen der Fördermaßnahme identifizieren und ihre Größenordnung auf Basis eines quasi-experimentellen Ansatzes robust abschätzen.
  3. Gängige Indikatoren der Wirkungsmessung auf der Mikro-, Meso- und Makroebene mit Blick auf Akzeptanz, Nutzen und Adäquanz überprüfen.
  4. Erfahrungs-, Kontext- und Methodenwissen der beteiligten Akteur:innen zusammenzuführen und in die Entwicklung neuer Kenngrößen sowie experimenteller Transferformate einfließen lassen.
  5. Die im Vorhaben gesammelten Erkenntnisse als Grundlage für die empirisch gestützte Theorie(weiter)entwicklung nutzbar machen.

Das Projekt fokussiert auf die Erarbeitung von Empfehlungen für eine ganzheitliche und nachhaltige Bewertung von Transferstrategien, wobei nicht intendierte Nebenfolgen berücksichtigt, kontextgebundene Bedingungen für erfolgversprechende, insbesondere auch experimentelle, Transferaktivitäten in verschiedenen Handlungsfeldern identifiziert und neue soziale Praktiken sowie Formen der Wissensvermittlung angeregt werden sollen.

Projekt in der BMBF-Förderlinie „Forschung über nicht-staatliche Hochschulen“; Mitarbeiter: Ingmar Zalewski; Laufzeit: 01.07.2023 - 30.06.2026

https://www.wihoforschung.de/wihoforschung/de/bmbf-projektfoerderung/foerderlinien/forschung-ueber-nicht-staatliche-hochschulen/agepf/agepf.html

 

Das Projekt zielt auf die theoretisch-methodisch geleitete Genese von empirisch gestütztem Wissen zu nichtstaatlichen im Vergleich zu staatlichen Anbietern des dualen Studiums bzw. hybrider Studienformate in den Gesundheits- und Pflegeberufen. Neben einer differenzierten Status-quo-Beschreibung des Angebots für geregelte und nicht-geregelte Gesundheitsfachberufe in der Erstausbildung sowie der Weiterbildung werden die Governance der entsprechenden Hochschulen, ihr Verhalten auf dem Bildungsmarkt sowie ihre konkreten Bemühungen zur Attraktivitätssteigerung der Gesundheits- und Pflegeberufe analysiert. Es wird damit u.a. der Frage nachgegangen, ob (und wenn ja, wie) die nichtstaatlichen Anbieter ihre „Vorreiterfunktion“ bei der erfolgreichen Akademisierung bisher nicht-akademischer Berufe beibehalten konnten. Da im dualen Studium die Balance zwischen Wissenschaftlichkeit und Praxisorientierung ein wesentliches Qualitätskriterium darstellt, nimmt das Projekt zusätzlich die Ausgestaltung der Lernortkooperation und des Theorie-Praxis-Transfers in den Blick. Eine Analyse der Nachfrageseite soll u.a. die Fragen klären, anhand welcher Kriterien ehemalige Studierende und aktuelle Praxispartner duale/hybride Studiengänge in den Gesundheits- und Pflegeberufen auswählen, und welche Rolle die Trägerschaft der Hochschule bei dieser Wahl spielt.

Verbundprojekt mit der Universität Paderborn (Prof. Dr. Isabel Steinhardt) in der BMBF-Förderlinie „Wissenstransfer“; Mitarbeitende: Julia Brose, Dennis Rauhut, Paula Sieberg; Laufzeit 01.08.2022-31.07.2025.

https://www.wihoforschung.de/wihoforschung/de/bmbf-projektfoerderung/foerderlinien/wissenstransfer/wiaqm/wiaqm_node.html

 

Wissensproduktion gilt als komplexer Prozess, der unter Unsicherheit stattfindet und an Hochschulen eine hohe Ambiguitätstoleranz erfordert, wenn die mit divergierenden Funktionslogiken ausgestatteten Organisationsbereiche Forschung, Lehre und Verwaltung eng zusammenarbeiten müssen, wie es beim Qualitätsmanagement (QM) der Fall ist. Die Generierung, Nutzung und der Transfer von wissenschaftlichem Wissen in QM-Einheiten als Empfänger:innen und Verwerter:innen von Wissens aus der WiHo-Forschung wurden bisher kaum untersucht. Ähnliches gilt für die Rolle von QM-Einheiten als Sender:innen, die Wissen produzieren und in die eigene Institution sowie in die Scientific Community (zurück) transferieren. Die Analyse dieses wechselseitigen Transferprozesses kann jedoch als zentral erachtet werden, um die Leistungsfähigkeit von Universitäten zu steigern, eine evidenzbasierte Governance zu ermöglichen und die Nachhaltigkeit der WiHo-Forschung zu erhöhen.

Das Vorhaben untersucht deshalb den Zusammenhang von Organisationsstruktur, Mikropolitiken und dem Wissenstransfer in das und aus dem QM von Studium und Lehre. Methodisch wird hierzu ein sequenzielles Mixed-Methods-Design angewandt, das bibliometrisches Mapping und Research Trails, Dokumenten- und Instrumentenanalysen, problemzentrierte Interviews und eine standardisierte Online-Befragung kombiniert. Als übergeordnete Heuristik zur Interpretation der Daten wird auf den Ansatz von Crozier und Friedberg (1995) rekurriert, der Organisationen als kollektive Gefüge betrachtet, die von Akteur:innen geschaffen und durch Mikropolitiken verändert werden, um bestimmte Ziele zu erreichen. Darüber hinaus werden die Transferprozesse im Lichte der organisationstheoretischen Frage untersucht, ob weiterhin von einer losen (Orton & Weick 1990) oder engeren (Hüther & Krücken 2016) Kopplung der Organisationsbereiche an Universitäten ausgegangen werden kann und welche Struktur sich als vorteilhafter für den Wissenstransfer erweist.

Kooperationsprojekt mit der Universität Oldenburg; Beteiligte Forschende: Alena Klenke (Uni Oldenburg), Prof. Dr. Bettina Langfeldt (Uni Kassel), Maximiliane Reifenscheid (Uni Kassel), Prof. Dr. Sebastian Schnettler (Uni Oldenburg)

Zeitverwendungsstudien basieren in der Regel auf umfragebasierten Zeittagebüchern. Sie haben gezeigt, dass es a) große Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die als heterosexuelle Paare mit Kindern zusammenleben, in Bezug auf die Beteiligung an Haushaltsaufgaben gibt (Schulz 2021), und b) dass es möglicherweise zu einer geschlechtsspezifischen Über- oder Untererfassung von Haushaltsaktivitäten kommt (Bonke 2005). In Zukunft werden technologische Fortschritte ermöglichen, durch den Einsatz von Geräten, die automatisch (Inter-)Aktionen aufzeichnen (Wearables), validere Informationen über die Aufgabenteilung, die täglichen Routinen und die Interaktion zwischen Haushaltsmitgliedern zu erhalten. Auch für ein besseres Verständnis der Herausforderungen bei der mobilen Arbeit sind Wearables ein möglicher nächster Schritt, um die Familienforschung voranzubringen. Anders als in der Gesundheitsforschung ist jedoch bisher nur wenig über die Akzeptanz des Einsatzes solcher Technologien für die Forschung zum Verhalten im Familienleben bekannt. Das Projekt untersucht daher die Akzeptanz von Wearables für Forschungszwecke in Haushalten mit Kindern durch Fokusgruppen und Umfragen. In einer Musterwohnung wird die Platzierung von Messgeräten erprobt.

Literatur:

Schulz, F. (2021). Mothers, Fathers and Siblings; Housework Time Within Family Households. Journal of Marriage and Family, 83(3), 803-819.

Bonke (2005). Paid Work and Unpaid Work: Diary Information Versus Questionnaire Information. Social Indicators Research, 70, 349–368

Uni-internes Projekt im Rahmen des Sonderfonds „Strukturelle Chancengleichheit 2019“ der Universität Kassel (zusammen mit Prof. Dr. B. Middendorf und Dr. A. Wetzel), Laufzeit ab 01.02.2020.

Abgeschlossene Projekte

Projekt in der BMBF-Förderlinie „Qualitätsentwicklung in der Wissenschaft“; Mitarbeiter: Sören Magerkort; studentische Mitarbeitende Dennis Rauhut, Jana Bierbrauer; Laufzeit 01.06.2019–31.08.2022.

https://www.wihoforschung.de/wihoforschung/de/bmbf-projektfoerderung/foerderlinien/qualitaetsentwicklungen-in-der-wissenschaft/qualitaetsentwicklungen-in-der-wissenschaft-i/q-dual/q-dual.html

 

Das Projekt untersucht den aktuellen Prozess der Qualitätssicherung und -entwicklung im dualen Studium, der sowohl im Spannungsfeld unterschiedlicher institutioneller und akteursbezogener Interessen als auch vor dem Hintergrund divergenter Qualitätsbegriffe stattfindet. Die Forschung zu diesem Themenfeld ist bedeutsam, weil das hybride Qualifizierungsformat in den vergangenen zehn Jahren ein rasantes quantitatives Wachstum erfahren und sich dabei weiter ausdifferenziert hat. Studierenden- und Absolventenbefragungen liefern jedoch Hinweise darauf, dass die erwartete gute Theorie-Praxis-Verknüpfung, die Konzeption der Praxisphasen sowie die Lernbegleitung und Dokumentation betrieblicher Qualifizierungsprozesse vielerorts optimiert werden könnten. Das Vorhaben zielt somit auf neue, stärker datengestützte Erkenntnisse darüber, in welchem Wechselspiel strukturelle, organisationale, fachkulturelle und branchenspezifische Einflussfaktoren auf die Qualitätssicherung im dualen Studium wirken.

Als methodischer Zugang wird ein integriertes multidimensionales und multiperspektivisches Mixed-Methods-Design gewählt, bei dem verschiedene qualitative und quantitative Datenerhebungs- und -auswertungsverfahren eingesetzt werden. Neben Dokumentenanalysen (z.B. der Landeshochschulgesetze) und Experteninterviews (z.B. mit Vertretern von Kammern und Dachmarken des dualen Studiums) ist eine standardisierte Online-Befragung von Koordinatoren des dualen Studiums an staatlichen und privaten Hochschulen und Berufsakademien geplant. Die Ergebnisinterpretation findet unter Hinzuziehung unterschiedlicher theoretischer Ansätze der Organisationssoziologie und der Berufspädagogik statt.

In our complex and interconnected world, there is a strong need for databased scientific approaches to solving diverse local as well as global problems. However, to transform scientific recommendations successfully into policy measures, societal trust in scientific methods and results is required. Yet, mistrust toward scientific results seems to be on the rise in recent years. A prominent example is the disbelief in the severity of and acceptance of scientific measures against the coronavirus in some societal groups around the globe. In a democracy, surveys can be an important tool for measuring public opinion and informing political decision-makers about the views of their constituents. Yet, decreasing survey participation, attempts to manipulate polls, and misleading accusations of “fake polls” as well as polls carried out not in accordance with established scientific standards, put the validity of the gathered data in jeopardy. If the survey climate continues to be on the decline, this will have drastic consequences for survey-based research since both policymakers as well as the recipients of political interventions have to believe in the accuracy of the data. Therefore, as long as surveys remain the most used scientific method of getting a broad picture of public opinion within a democratic society, researchers may need to worry at least as much about whether results of surveys will be recognized and used for evidence-based policymaking as about the accuracy of survey data.

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