Dr. Manuel Kohlert
Lehrkraft für besondere Aufgaben im Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte
- Telefon
- +49 561 804-3112
- Fax
- +49 561 804-3464
- manuel.kohlert[at]uni-kassel[dot]de
- Standort
- Nora-Platiel 5
34127 Kassel
- Raum
- Raum 2121
- Seit 05/2021 Lehrkraft für besondere Aufgaben in den Fachgebieten Geschichte der Frühen Neuzeit und Neuere und Neueste Geschichte sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Zurück in die Zukunft" an der Universität Kassel
- 02-03/2020 | 09-10/2020 Habilitationsstipendiat des Deutschen Historischen Instituts in London
- 2018 Post-Doc Stipendiat der Exzellenz-Initiative der Humboldt-Universität zu Berlin
- 01/2018 Promotion in Neuerer und Neuester Geschichte an der Humboldt-Universität mit der Dissertation „Imperiale Balance. Zur politischen Ökonomie der Emotionen während der spanischen Expansion in Lateinamerika“, betreut von Prof. Dr. Xenia von Tippelskirch und Prof. Dr. Peter Burschel (summa cum laude)
- 2014-2017 Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes
- 2013-2014 Prae-Doc Stipendiat der Exzellenz-Initiative der Humboldt-Universität
- 2011-2013 Studentische Lehrassistenz und Tutor für Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Humboldt-Universität
- 2008-2011 Studentische Lehrassistenz und Tutor für Mittelalterliche Geschichte am Lehrstuhl von Prof. Dr. Michael Borgolte an der Humboldt-Universität
- 2007-2013 Studium der Geschichtswissenschaften und Griechisch-römischen Archäologie an der Humboldt-Universität (Abschluss mit Auszeichnung)
Veranstaltungen Wintersemester 2022/23
- Wunder im 19. und 20. Jahrhundert (BA, L2, L3)
- Paläographiekurs Deutsche Schrift (BA, L2, L3)
- Um Himmels Willen. Jenseitsvorstellungen in der Frühen Neuzeit (L2, L3)
Vergangene Veranstaltungen
Veranstaltungen Sommersemester 2022
- Arbeit und Freizeit im 19. Jahrhundert (BA, MA, L1, L2, L3)
- Grenzen in der Frühen Neuzeit (BA, L2, L3)
- Periodika als historische Quellen (BA, L2, L3)
Veranstaltungen Wintersemester 2021/2022
- Deutsche Presse im 19. Jahrhundert (BA, L2, L3)
- Die spanische Expansion in der Frühen Neuzeit (BA, L2, L3)
- Grundlagen der Emotionsgeschichte (MA, L3)
- Paläografiekurs Deutsche Schrift (BA, L2, L3)
Veranstaltungen Sommersemester 2021
- Die spanische Expansion in der Frühen Neuzeit
(Seminar, Mi 10 - 12 Uhr)
L3 Mo 5 (2019), MA Mo 6 (2019), MA Mo B2 (2019),
L3 Mo 8 (2010) - Geschichte der Gefühle in der Neuzeit
(Seminar, Mo 10 - 12 Uhr)
L3 Mo 5 (2019), MA Mo 6 (2019), MA Mo B2 (2019),
L3 Mo 8 (2010) - Kreativität und Technik. Aus der Werkstatt berichten, aus der Werkstatt lernen
(Seminar, Di 14 - 16 Uhr)
L3 Mo 5 (2019), MA Mo 6 (2019), MA Mo B2 (2019),
L3 Mo 8 (2010) - Zukunftsvorstellungen in der Frühen Neuzeit
(Blockveranstaltungen)
MA Mo A1, L3 Mo 8 (2010), L3 Mo 6 (2019)
Arbeitsschwerpunkte
- Geschichte der Frühen Neuzeit
- Britische und deutsche Geschichte
- Geschichte Iberoamerikas
- Historische Emotionsforschung
- Historische Anthropologie
- Kulturkontakte
- Rechtsgeschichte
Habilitationsprojekt: Leib und Lust im Druck. Körper und Vergnügen in britischen und deutschen Periodika des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Arbeitstitel)
Dissertationsprojekt (abgeschlossen: 01/2018): Ideale Balance. Die politische Ökonomie der Emotionen während der spanischen Expansion
Beschreibung:
Meine Studie beschäftigt sich mit den Fragen danach, warum und wie während der spanischen Expansion in Lateinamerika über Emotionen geschrieben und welche Bedeutung ihnen im spanischen Kulturkontaktdiskurs insbesondere im Kontext von Entdeckungsreisen zugemessen wurde.
Die Relevanz der Untersuchung von Kulturkontakten für die Erforschung der Geschichte der Gefühle wurde jüngst erkannt. Der Stellenwert, der ihnen im Diskurs über die Entdeckungsreisen während der spanischen Expansion in Lateinamerika von den Zeitgenossen beigemessen wurde, erfuhr bislang aber kaum systematische Beachtung. Besonders der unter diesem Gesichtspunkt vernachlässigte Fokus auf die Geschichte des Rechts und dessen medizinisch-biopolitische Fundierung als Angelpunkt für die Berichterstattung, Kulturkontaktpraxis und deren Bewertung erlaubt jedoch Rückschlüsse über die kardinale Bedeutung einer Balance der Emotionen für den spanischen Diskurs über Politik und Expansion ab 1492.
Aus welchem Grund Konquistadoren, Kleriker und Juristen sowohl in philosophisch-theologischer als auch medizinisch-theoretischer Perspektive auf die Folgen von Emotionen für die Körper der Indigenen und Europäer rekurrierten, erklärt sich aus dem auf die gemeinschaftliche wie individuell-körperliche Gesundheit abzielenden Charakter des Rechtssystems. Theorien zur Unterwerfung der indigenen Bevölkerung Amerikas entweder durch Kriege und Gewalt mit Instrumenten wie furchteinflößenden Waffen, Hunden und Pferden oder mit Liebe und Freude wurden mit Überlegungen zu den körperlichen Folgen von Terror, Trauer und Zorn verbunden. Kritiker und Apologeten der sog. Conquista schrieben während der Frühen Neuzeit über diese Emotionen und die mit ihnen verbundenen Praktiken und Ausdrucksweisen, um die Legitimität der spanischen Expansion zu belegen oder zu kritisieren und die Kolonialgesetzgebung nach den eigenen Vorstellungen und nicht zuletzt auch nach den eigenen Bedürfnissen zu beeinflussen. Eine Balance der Emotionen angesichts politischer Interessen, Missions- sowie Inklusionsabsichten gesetzlich zu fixieren, lag überdies im Interesse der spanischen Krone. Denn ein Ungleichgewicht konnte nach zeitgenössischen Vorstellungen die Bekehrung verhindern, den Tod bedingen und die Legitimität der Expansion infrage stellen.
In drei Abschnitten (I. Verwaltete Emotionen vor 1513, II. Verwaltete Emotionen zwischen 1513 und 1573, III. Verwaltete Emotionen nach 1573) rekonstruiere ich in meiner Dissertation die Signifikanz von Emotionen während der Verflechtung von medizinischen, philosophischen und theologischen Theorien und juristischen Postamenten mit zeitgenössischen Entdeckungsdiskursen. Diese Diskurse entwickelten sich im Gefolge der Expansion in Amerika und beeinflussten die europäische, ja globale Wahrnehmung Spaniens nachhaltig bis in das 21. Jahrhundert. Damit füllt meine Arbeit nicht nur eine Leerstelle der bisherigen Forschung zur spanischen Expansion, sondern belegt die fundamentale Bedeutung von Emotionen für die europäische Expansion und Kolonialgeschichte, aber vor allem auch für die Kulturgeschichte des Politischen im Allgemeinen. Denn der systematische Fokus auf Emotionen zeigt, dass sie im Zentrum politischer Vorstellungen standen, als zweckmäßig erachtet wurden und bisherige Periodisierungen, welche die Signifikanz der diskursiven Aushandlung einer Balance der Emotionen für vormoderne Politikdiskurse übergehen, revidiert werden müssen.
Monographie:
- Ideale Balance. Die politische Ökonomie der Emotionen während der spanischen Expansion, Frankfurt / New York 2019 (Campus Historische Studien 78), zugl. Diss. phil. Berlin 2018.
Aufsätze in Sammelbänden:
- Entsetzliche Bewunderung. Zum politischen Konzept des indigenen Staunens während der spanischen Expansion in der Frühen Neuzeit, in: Timo Kehren / Carolin Krahn / Georg Oswald / Christoph Poetsch (Hg.), Staunen. Perspektiven eines Phänomens zwischen Natur und Kultur, Paderborn 2019 (Poetik und Ästhetik des Staunens 6), S. 35-56.
Internetveröffentlichungen:
- Vicarious Observation. Conveying Pleasure and Sensory Experience in Eighteenth Century Periodicals, in: German Historical Institute London Blog <https://ghil.hypotheses.org/409> (veröffentlicht am 12.04.2021).
Vorträge (Auswahl):
- „Körper, Sinne und Vergnügen. Zur Medialität von Unterhaltung im 18. und frühen 19. Jahrhundert“, Forschungskolloquium zur Europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, 02.06.2021.
- „Körper, Sinne und Vergnügen in britischen Periodika des 18. und frühen 19. Jahrhunderts“, Gemeinsames Forschungskolloquium der Abteilungen Frühe Neuzeit und Mittelalter an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 16.12.2020.
- „Hedonismuskulturen im frühneuzeitlichen London“, Stipendiatenkolloquium des Deutschen Historischen Instituts in London, 25.02.2020.
- „Love Stories. Narrative Strategien während der spanischen Expansion“, Gastvortrag im Rahmen der Vorlesung 'Postkoloniale Theorie' am Romanischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 16.01.2020.
- „Verkörpern – Vermitteln – Verstehen. Emotional Go-betweens in der Vormoderne“, Kulturgeschichtliches Kolloquium an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, 22.05.2018.
- „Verkörpern – Vermitteln – Verstehen. Emotional Go-betweens und die spanische Expansion in Lateinamerika“, Neuzeit Kolloquium an der Universität Kassel, 23.04.2018.
- „Von Kontrollverlust, Lebensgefahr und Lasterhaftigkeit – Emotionen und der Körper als Schaukasten der Sitten in der Vormoderne“, Doktorandenmeeting der Studienstiftung des deutschen Volkes in Florenz, 04.07.2016.
- „Love, fear and conquest - Or how emotions and legal norms were interconnected during the Spanish expansion in 16th century Latin America“, Konferenz: ‚Emotions: Movement, Cultural Contact and Exchange, 1100-1800’ in Berlin, 01.07.2016.
- „Son gente de amor y sin codicia – Emotionen und Entdeckungsreisen in Lateinamerika im langen 16. Jahrhundert“, Frühe Neuzeit-Kolloquium an der Freien Universität Berlin, 17.11.2015.
- „Konquista und Emotionen. Die Eroberung Mexikos und Guatemalas im Spiegel zeitgenössischer Reiseberichte“, Doktorandenforum der Studienstiftung des deutschen Volkes in Bonn, 30.10.2015.
- „Terror útil or vía amorosa? Emotions, ambiguity and culture contact in the „New World“ between pragmatism and juridical-religious norms“, Doktorandenmeeting der Studienstiftung des deutschen Volkes in Granada, 22.10.2015.
- „Emotionen auf Entdeckungsreisen im langen 16. Jahrhundert“, Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung in Berlin, 26.06.2015.
- „Von Liebe, Furcht und Tyrannei. Zu den Schriften Bartolomé de las Casas in emotionshistorischer Perspektive“, Frühe Neuzeit-Kolloquium an der Humboldt-Universität zu Berlin, 26.11.2014.