Forschung

Arbeitsschwerpunkte

  • Geschichte der Frühen Neuzeit
  • Britische und deutsche Geschichte
  • Geschichte Iberoamerikas
  • Historische Emotionsforschung
  • Historische Anthropologie
  • Kulturkontakte
  • Rechtsgeschichte

Habilitationsprojekt: Leib und Lust im Druck. Körper und Vergnügen in britischen und deutschen Periodika des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt (abgeschlossen: 01/2018): Ideale Balance. Die politische Ökonomie der Emotionen während der spanischen Expansion

Beschreibung:

Meine Studie beschäftigt sich mit den Fragen danach, warum und wie während der spanischen Expansion in Lateinamerika über Emotionen geschrieben und welche Bedeutung ihnen im spanischen Kulturkontaktdiskurs insbesondere im Kontext von Entdeckungsreisen zugemessen wurde.

Die Relevanz der Untersuchung von Kulturkontakten für die Erforschung der Geschichte der Gefühle wurde jüngst erkannt. Der Stellenwert, der ihnen im Diskurs über die Entdeckungsreisen während der spanischen Expansion in Lateinamerika von den Zeitgenossen beigemessen wurde, erfuhr bislang aber kaum systematische Beachtung. Besonders der unter diesem Gesichtspunkt vernachlässigte Fokus auf die Geschichte des Rechts und dessen medizinisch-biopolitische Fundierung als Angelpunkt für die Berichterstattung, Kulturkontaktpraxis und deren Bewertung erlaubt jedoch Rückschlüsse über die kardinale Bedeutung einer Balance der Emotionen für den spanischen Diskurs über Politik und Expansion ab 1492.

Aus welchem Grund Konquistadoren, Kleriker und Juristen sowohl in philosophisch-theologischer als auch medizinisch-theoretischer Perspektive auf die Folgen von Emotionen für die Körper der Indigenen und Europäer rekurrierten, erklärt sich aus dem auf die gemeinschaftliche wie individuell-körperliche Gesundheit abzielenden Charakter des Rechtssystems. Theorien zur Unterwerfung der indigenen Bevölkerung Amerikas entweder durch Kriege und Gewalt mit Instrumenten wie furchteinflößenden Waffen, Hunden und Pferden oder mit Liebe und Freude wurden mit Überlegungen zu den körperlichen Folgen von Terror, Trauer und Zorn verbunden. Kritiker und Apologeten der sog. Conquista schrieben während der Frühen Neuzeit über diese Emotionen und die mit ihnen verbundenen Praktiken und Ausdrucksweisen, um die Legitimität der spanischen Expansion zu belegen oder zu kritisieren und die Kolonialgesetzgebung nach den eigenen Vorstellungen und nicht zuletzt auch nach den eigenen Bedürfnissen zu beeinflussen. Eine Balance der Emotionen angesichts politischer Interessen, Missions- sowie Inklusionsabsichten gesetzlich zu fixieren, lag überdies im Interesse der spanischen Krone. Denn ein Ungleichgewicht konnte nach zeitgenössischen Vorstellungen die Bekehrung verhindern, den Tod bedingen und die Legitimität der Expansion infrage stellen.

In drei Abschnitten (I. Verwaltete Emotionen vor 1513, II. Verwaltete Emotionen zwischen 1513 und 1573, III. Verwaltete Emotionen nach 1573) rekonstruiere ich in meiner Dissertation die Signifikanz von Emotionen während der Verflechtung von medizinischen, philosophischen und theologischen Theorien und juristischen Postamenten mit zeitgenössischen Entdeckungsdiskursen. Diese Diskurse entwickelten sich im Gefolge der Expansion in Amerika und beeinflussten die europäische, ja globale Wahrnehmung Spaniens nachhaltig bis in das 21. Jahrhundert. Damit füllt meine Arbeit nicht nur eine Leerstelle der bisherigen Forschung zur spanischen Expansion, sondern belegt die fundamentale Bedeutung von Emotionen für die europäische Expansion und Kolonialgeschichte, aber vor allem auch für die Kulturgeschichte des Politischen im Allgemeinen. Denn der systematische Fokus auf Emotionen zeigt, dass sie im Zentrum politischer Vorstellungen standen, als zweckmäßig erachtet wurden und bisherige Periodisierungen, welche die Signifikanz der diskursiven Aushandlung einer Balance der Emotionen für vormoderne Politikdiskurse übergehen, revidiert werden müssen.