Die versteckte Stadt: Der Berliner Block

Dissertationsprojekt von Ali Saad.

Die Dissertation handelt vom zeitgenössischen Berliner Block, der urbanen Grundeinheit Berlins. Entstanden während der Industrialisierung, voll entwickelt durch den Hobrecht-Plan, zerbombt während des Zweiten Weltkriegs, neu erfunden während der Nachkriegszeit und bis heute kontinuierlich überformt, war der Berliner Block flexibel genug, um Berlins komplexe Geschichte, seine harschen sozio-politischen Umbrüche und seine oft widersprüchlichen Planungsideologien zu absorbieren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Berliner Block zu einer offenen und in vielerlei Hinsicht hybriden, urbanen Typologie, die Koexistenz und Pluralität unterschiedlicher Gebäudetypen und Ordnungsvorstellungen, von Programmen, Nutzern, Lebensentwürfen und Geschäftsmodellen in einer verdichteten urbanen Einheit begünstigt. Entscheidend für die räumliche Heterogenität des Berliner Blocks ist seine bemerkenswerte Größe. Sie läßt unterschiedliche Bautypen und Körnungen zu, die auch große Nutzungen wie Produktion und großmaßstäblichen Wohnungsbau aufnehmen können. Sie erzeugt aber auch eine Stadtstruktur, deren Hauptsubstanz sich in der Tiefe des Blocks befindet. Eine quasi versteckte Stadt, in deren Hinterhöfen sich zunächst Produktionsbetriebe und Schulen und später eine Mischung aus Klubs, Ateliers, Kleingewerbe und Werkstätten abseits der Öffentlichkeit ansiedelten. Dies erzeugte eine berlinspezifische Kultur, die mittlerweile zum Motor des aktuellen Wachstums geworden ist. Das Projekt fragt nach den unterschiedlichen, räumlichen Konfigurationsprinzipien des zeitgenössischen Berliner Blocks. Es dokumentiert zunächst den aktuellen Zustand und die Entwicklung tiefer und hybrider Blocktypen empirisch und entwickelt daraus eine Typologie des hybriden Berliner Blocks. In einem weiteren Schritt leitet es daraus eine Systematik charakteristischer Prinzipien räumlicher Hybridität ab und konzeptualisiert diese als Entwurfsprinzipien. Die Arbeit ziel darauf ab, das reiche und bislang unbemerkte Wissen an ungeplanten, jedoch bestehenden und somit bewährten Organisationsmustern räumlicher Hybridität der Theorie und Entwurfspraxis von Architektur und Städtebau zugänglich zu machen. Gleichzeitig soll ein empirisch nachweisbares Bild des existierenden Berliner Blocks und seiner vielfältigen Qualitäten jenseits aktuell vorherrschender Dogmen der räumlichen Einheitlichkeit gezeichnet und so ein Beitrag zu einer pluralistischeren, städtebaulichen Praxis geleistet werden. 

Die Dissertation wird seit Januar 2016 an der TU Berlin bearbeitet und wird von Prof. Finn Geipel (Erstgutachter) und Prof. Philipp Oswalt (Zweitgutachter) betreut.