SS2015

Themen der Lehre SS2015

Entwurfsprojekt (Profilprojekt Design Research)

Zukunft Entwerfen – Haus und Stadt im Anthropozän

Ziel des Projektes (Projekt Master  bzw. Profilprojekt Design Research – Theoriebasiertes Entwerfen.) ist, in Hinsicht auf Ernährung neue Raumkonzepte des städtischen Haushaltens am Beispiel der Stadt Berlin zu entwickeln. Energie- und Stoffströme sind für die gebaute Umwelt nicht nur in Hinsicht auf ihre Errichtung und ihren Betrieb relevant. Baustrukturen formen das menschliche Handeln und werden ebenso von diesem geprägt. Hierbei ist Ernährung die wichtigste und grundlegendste Aktivität menschlicher Existenz. 

Im Rahmen eine Forschungsprojekts des Fachgebiets und seiner Partner wurde die historische Entwicklung dieses Themas am Beispiel Berlins erforscht (siehe archplus-Heft 218, S. 92 - 109 ). Hieran anschließend und hierauf aufbauend wird das Entwurfsprojekt sich potenzialen  innovativer Zukunftsmodelle betreffend der Ernährung und Versorgung zuwenden. Hierfür wurden vier Standorte in Berlin ausgesucht, die zunächst im Rahmen einer Vorortexkursion (24.-27.4.) auf ihre vorhandenen Stoff- und Energieflüsse analysiert werden, um hierauf aufbauend situationsspezifisch neue  Gebäudetypologien für eine quartierbezogene urbane Nahrungsproduktion, - distribution und - recycling zu entwickeln und zu entwerfen. Zum einen wird es darum gehen, in intelligenter Weise in den städtischen Metabolismus zu intervenieren und mittels innovativer Konzepte hier zu neuen Modellen zu kommen. Zum anderen gilt es, städtebaulich und architektonisch neue soziale Orte zu schaffen, sowohl in Hinsicht auf ihre räumliche Organisation wie auch ihre matrielle-ästhetische Erscheinung. 

Zur inhaltlichen Untermauerung findet begleitend das Recherchestudio/ Begleitseminar "Ernährung und Stadt: Neue Konzepte und Typologien für Produktion und Recycling" statt (Dienstags 12.00 - 13.30), dessen Teilnahme verpflichten ist.

Mit dem Projekt streben wir nicht „ausgewogene“ Entwürfe an, sondern radikale Szenarien, die eine These, ein Thema maximal zuspitzen.

Das Projekt wird als Vertiefungsprojekt in A und als Masterprojekt für alle drei Studiengänge A, S und L angeboten. 

Erstes Treffen: Mittwoch, der 15.04.2015, 14.00 Uhr, Raum 1130

Dokumente ATH 14 Zukunft entwerfen Haus und Stadt im Anthropozän

 

Recherchestudio                                                                                

Ernährung und Stadt: Neue Konzepte und Typologien für Produktion und Recycling

Vor Beginn der Industrialisierung wurde ein gewichtiger Teil der Lebensmittel in Städten und ihrem Umfeld erzeugt. Abfälle und Ausscheidungen wurden als Düngemittel und Wertstoffe genutzt. Für den Städter waren die Stoffe- und Energiekreisläufe erfahrbar. Das ist heute nicht mehr der Fall und ein knappes Drittel des ökologischen Fußabdruck des Menschen wird durch seine Ernährung verursacht.

Seit einiger Zeit gibt es eine erneute Thematisierung von Essen und Stadt. Im Rahmen des Seminars wollen wir neue konzeptuelle, technologische und gestalterische Modelle urbaner Ernährung recherchieren und analysieren. Hier beistehen im Fokus:

- innovative Formen innerstädtischer Lebensmittelproduktion wie Aquaponic, Insektenzucht, Algenreaktoren, bodenlosen Pflanzenzucht, Vertical Farming, Essbare Stadt usw. 

 - innovative Formen des stofflichen und energetischen Recyclings: Urban Mining, Nutzung von Abfällen und Ausscheidungen, Reparaturwerkstätten etc.

Das Recherchestudio/ Begleitseminar findet begleitend zum Projekt/ Profilprojekt „Zukunft Entwerfen – Haus und Stadt im Anthropozän“ statt und dient der thematischen Recherche für den Entwurf. Nach Möglichkeit sollen auch Beispiele aus Berlin analysiert werden, die im Rahmen der Exkursion nach Berlin vom 24.04.-27.04 zu Recherchezwecken dann auch aufgesucht werden sollten.

Das Seminar ist, soweit es die Kapazität erlaubt, auch offen für Studierende, die nicht am Projekt teilnehmen.

Reguläres Treffen: Dienstags, 12.00 Uhr, Raum 1130

Erstes Treffen: Mittwoch, 22.04.2015, 16:00 Uhr, Raum 1130

 

Seminar

Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?

Ob Gestaltung Gesellschaft verändern kann und soll, war und ist eine umstrittene Frage: Setzt Gestaltung gesellschaftliche Werte und Bedürfnisse um, und hat sich insofern auf eine ausführende Rolle zu beschränken, oder können – und sollen – architektonische, städtebauliche oder andere Gestaltungen in gesellschaftliche Formationen eingreifen und diese verändern? Reagiert Gestaltung auf gesellschaftliche Bedürfnisse und Werte, die es auch ohne sie geben würde? Oder entstehen gesellschaftliche Bedürfnisse und Werte (auch) durch und in Reaktion auf architektonische, städtebauliche und andere Gestaltungen? Kann und darf, so kann man die Frage mit Bezug auf den Bauhauskontext auch formulieren, Gestaltung ihre Nutzer zu 'neuen Menschen erziehen?

Die Frage wird besonders vor dem Hintergrund der Herausforderung der großen Transformation – so nennt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem Hauptgutachten von 2011 die Aufgabe, die globalen Gesellschaften klimaverträglich zu machen – wieder aktuell. Das Seminar gliedert sich in zwei Stränge, die sich aufeinander beziehen: wir werden zum einen verschiedene Theorien zur Gestaltung thematisieren. Hier stellen sich Fragen wie: Was ist überhaupt Gestaltung? Was wird gestaltet und wer gestaltet? Kann Entwerfen eine Wissenschaft sein? Entsteht durch Entwerfen etwas neues und wenn ja, wie? Zum anderen werden wir die theoretischen Überlegungen im Seminar immer auf aktuelle Architektur- und Stadtproduktion beziehen: Die theoretischen Argumente werden auf konkrete Architektur 'angewendet' und an ihr geschärft.

Das Ziel des Seminars ist, die Rolle und das Selbstverständnis der Gestaltung in der heutigen Gesellschaft zu hinterfragen. Die Teilnehmer sollen auf Grundlage von theoretischer Arbeit und Auseinandersetzung mit aktueller Architekturproduktion eine persönliche Haltung zur Titelfrage des Seminars entwickeln. 

Reguläres Treffen: Dienstags, 12.00 Uhr, Raum 1200,  Moritzstr.2

 

Entwurfsprojekt

Gottsbüren – Experimente für ein globalisiertes Dorfes

Die über 1000 Jahre alte Ortschaft mit ca. 800 Einwohnern liegt 30 km nördlich von Kassel am Rand des Reinhardswaldes und ist heute ein Stadtteil von Trendelburg. In den letzten Jahren etwas in Lethargie gefallen und von Bevölkerungsschwund betroffen, versucht nun ein neuer Bürgermeister einen Stimmungswandel und eineTrendwende herbeizuführen. Auf Basis des Projektes www.grosse-potemkinsche-strasse.de hat er Ton Matton (Wensdorf/ Kunstuni Linz) zu einem Projekt eingeladen, der wiederum das Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen der Uni Kassel sowie einige private Büros und Gestalter wie Feld 72 zur Kooperation und Mitwirkung eingeladen hat.

Es gilt den ländlichen Raum neu zu entdecken. In vieler Hinsicht ist dieser Raum moderner als die Stadt, tiefgreifend in Globalisierung und einer Vielzahl weiterer Transformationen eingebunden. Diese Veränderungen führen zu einer Auflösung gewachsener Zusammenhänge und fordert die Stiftung neuer Zusammenhänge – das ist die Kernfrage des Projektes.

Nach einer Dokumentation und Analyse dieser Prozesse anhand ausgewählter Räume/ Orte und Personen / Akteure gilt es in dem Projekt, Interventionen und neue Modelle der Verknüpfung von Personen, Räume und Prozesse zu entwerfen. Diese modellhaften Interventionen sollen im Sommer vor Ort in Szene gesetzt werden. In der Exkursionswoche ist ein mehrtägiger Workshop vor Ort geplant. Das Projekt ist offen für Studierende aller drei Studienrichtungen ASL in Bachelor und Master. Projekttag ist Dienstags.

 

Vorlesung

Stadttheorie der Moderne

Ausgehend von einer kurzen Skizze der Entstehung des modernen Städtebaus seit dem 19. Jahrhundert fokussiert die Vorlesung ausgewählte Positionen von entwurfsorientierten Theorien der Stadt von 1933 bis heute (u.a. CIAM, Jane Jacobs, Aldo Rossi, Venturi/Scott/Brown, Colin Rowe/ Rob Krier, Rem Koolhaas, Smart City u.a.)

Die Vorlesung stellt einerseits den jeweiligen theoretischen Ansatz vor wie auch Beispiele für dessen architektonisch-entwurfliche Umsetzung und Entwicklung. Nicht zuletzt wird die Rezeptionsgeschichte der Theorien skizziert und eine Einordnung aus heutiger Sicht vorgenommen.

Erster Termin: Mittwoch, den 15.04.2015, 10:00 Uhr