WS2015/16

 

Architekturstreits

Prägend für die Entwicklung der Architektur der Moderne sind seit Anbeginn immer wieder auftretende Auseinandersetzungen zwischen konträren Auffassungen zur Architektur. Zum einen gibt es diese zwischen verschiedenen Ideen von Modernität, zum anderen als in Fragestellung der Moderne überhaupt.

Das Seminar ist der Versuch mit einer anderen, experimentellen Form der Befassung mit Architekturtheorie: Anstatt klassischer Referate werden die Seminarteilnehmer Streitgespräche zu wesentlichen Architekturdebatten vom 19. Jh. bis heute aufführen. Sie schlüpfen in die jeweilige Rolle eines Protagonisten und vertreten im Zwiegespräch (oder Trialog) dessen Position.

Inhalt sind zentrale Kontroversen, welche die Entwicklung geprägt haben. Bei diesen gibt es kein falsch oder richtig, sondern sie sind Ausdruck unterschiedlicher Haltungen zu zentralen Fragen der Gestaltung, welche jeweils eine Berechtigung haben und sich oft an Personen festmachen, wie Adolf Loos versus Josef Hoffmann, Karl Teige versus Le Corbusier. An manchen Debatten wie der Dächerstreit der 1920er Jahre und der Bauhausstreit der 1950er Jahre waren viele beteiligt und die Streits sind legendär geworden.

Termin: Mittwochs 10.00 – 11.30 Uhr, Raum 1130

Erster Termin: Mittwoch 21.10., 10 Uhr, Raum 1130

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Architekturstreite

 

Mein eigenes Thema

Das Seminar bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, einem jeweils selbstgewählten  theoretischen Thema nachzugehen und bei dessen Entwicklung beraten und unterstützt zu werden. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine inhaltliche Skizze von einer Seite bei Seminarbeginn, die Ausgangspunkt für die Semesterarbeit sein soll. Das Seminar bietet methodische wie inhaltliche Unterstützung sowie Dialog und Austausch. Diskutiert werden u.a. Wahl des Themas, sinnvolle Eingrenzung und Fokussierung, Recherchen und Quellen ebenso wie die Inhalte der jeweilige Fragestellung.

Die Lehrveranstaltung richtet sich an Studierende mit einem großen Interesse an theoretischem wie eigenständigem Arbeiten. Es wendet sich damit nicht zuletzt an Studierende, die eine Studienarbeit zu selbstgewähltem Thema verfassen oder die eine theoretische Abschlussarbeit vorbereiten wollen.

Teilnahmevoraussetzung ist ein erstes Expose zu einem Thema von 1800 Zeichen, welches vorab an oswalt@asl.uni-kassel.de zu senden ist.

Termin: Dienstags, 12.00 – 13.30, Raum 1130

Erster Termin: Dienstag, der 20.10., 12 Uhr, Raum 1130. Vorab ist ein erstes Expose zum Thema zuzusenden!

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Mein eigenes Thema

 

Theorien des Bestandes

Architekturtheorie fokussiert normaler Weise die Frage, wie neue Bauten zu entwerfen seien. Doch spätestens seit der Renaissance gibt es mit dem Zehnten Buch der Baukunst von Leon Battista Alberti zur Instandsetzung der Gebäude auch eine Theorie des Bestands. Das Seminar beschäftig sich mit Theorien zu Gebäudeunterhalt, Nutzung, Sanierung, Umbau, Denkmalpflege, Rekonstruktion und Abriss, von der Renaissance bis zur Gegenwart und gibt somit einen Einstieg in das oft vernachlässigte Thema.

Diskutiert werden u.a. die Positionen von Architekten wie Leon Battista Alberti, John Ruskin, Violet le Duc, Rem Koolhaas sowie zentralen Theoretikern zu diesem Thema.

Termin: Dienstags: 18.00 – 19.30, Raum 1130

Erster Termin: Dienstag, 20.10., 18:00, Raum 1130

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Theorien des Bestandes

 

Symbol und Repräsentation in der Architektur

Architektur ist stets mehr als das, was buchstäblich vor uns steht: sie steht für (oder gegen) bestimmte gesellschaftliche Prinzipien, sie verkörpert kulturelle Normen und Zielvorstellungen, sie drückt ästhetische Wertungen aus etc.. Kurz: sie weist durch symbolische Repräsentation über sich selbst hinaus. Das gilt für global inszenierte Star-Architektur wie für profane Allerweltsarchitektur: der Freedom Tower in New York wird genauso wie ein Einfamilienhaus von der Stange in einem beliebigen deutschen Stadterweiterungsgebiet dadurch zu Architektur, dass in ihm gesellschaftliche Normen und Werte sichtbar werden, z.B. Ideale der neoliberalen kapitalistischen Wirtschaft oder des kleinbürgerlichen Eigentums.

Dass Architektur auch symbolisch funktioniert und kulturelle Werte und Einstellungen repräsentiert, ist ein alter topos der Architekturtheorie – darüber aber, wie diese Repräsentationsfunktion der Architektur en detail funktioniert und wie sie sich historisch gewandelt hat, wird in der Architekturtheorie diskutiert. Hieraus ergibt sich der theoretische Fokuspunkt des Seminars: Wie funktioniert symbolische Repräsentation in der Architektur? Hierzu werden wir uns mit Ausschnitten aus allgemeinen Symboltheorien und symboltheoretischen Ansätzen der Architekturtheorie beschäftigen.

Der empirisch-historische Fokuspunkt des Seminars liegt auf der detaillierten Auseinandersetzung der Seminarteilnehmer mit konkreten Architekturprojekten des 20. und 21. Jahrhunderts. Ziel ist es, signifikante Beispiele symbolischer Repräsentation in der Architektur zu identifizieren und sie im Rahmen der zu erarbeitenden theoretischen Grundlagen zu untersuchen.

Das Seminar dient primär entwurfsbegleitend für Teilnehmer des Entwurfsprojekts Baustelle EU und ist für Vertiefer verpflichtend, für andere Entwurfsteilnehmer wird es dringend empfohlen. Soweit Seminarplätze noch verfügbar sind, sind auch andere Studierende willkommen.

Termin: Mittwochs 12:00 – 13:30, Raum 1130

Erster Termin am Mittwoch, den 21.10., 12.00, Raum 1130

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Symbol und Repräsentation in der Architektur

 

Typus und Typologie. Ein kritischer Überblick

Als die entwurfsmethodischen Ansätze der 1960er-Jahre von der beginnenden Postmoderne in den Hintergrund gedrängt wurden, wurde auch die Typologie wiederbelebt. Der zugehörige Diskurs hat sogar das Ende der Postmoderne als architektonischer Stilrichtung überlebt; Typus und Typologie sind nach wie vor virulent und gelten als architekturtheoretische Grundbegriffe.

Wenn auch das Konzept des Typus ideengeschichtlich bis in die Antike zurückgeht, so taucht der Begriff in der Architekturtheorie erstmalig in der der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Parallel zur Klärung der Begriffe wie Typus/Genre/Format oder Typologie/Morphologie möchte das Seminar den Verlauf des Typologiediskurses seit dieser Zeit nachverfolgen und seine begriffsgeschichtlichen Konjunkturen im jeweiligen gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext verorten. Es geht darum, in den theoretischen Texten jeweils die Punkte des Übertritts aufzuspüren, wo Typologie über ihre klassifikatorische Funktion hinaus anfängt, mit normativem Anspruch aufzutreten. Es soll aber auch aufgezeigt werden, welche architektonischen Konzepte und Begriffe in Konkurrenz zum typologischen Denken entwickelt wurden.

Aus diesem Nachvollzug und mit Bezug zur gegenwärtigen Architektur sollen Ansatzpunkte für eine Kritik am Konzept des Typus erarbeitet werden und die Grenzen von Typologie als architekturtheoretischem Grundbegriff wie als (Teil einer) Entwurfsmethodik aufgezeigt werden. Es geht um die Frage, inwieweit das Konzept des Typus heute noch relevant ist, bzw. durch welche Konzepte es abgelöst werden könnte.

Achtung: Erstes Treffen am Donnerstag, den 15.10. 13 Uhr im Raum 1130

Regulärer Seminartermin 14-tägig am Mittwoch 14.00  - 17.15 ab 28.10.

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Typus und Typologie. Ein kritischer Überblick

 

Exkursion nach Brüssel und Luxemburg

Die Exkursion befasst sich einerseits mit Brüssel als „Hauptstadt Europas“, zum anderen mit der aktuellen belgischen Architektur (siehe Arch+ Heft 220).  Im Rahmen des Exkursionsseminars wird die Exkursion vor- und nachbereitet.

Die Bauten der Europäischen Union werden in Bezug auf Ihre Ikonografie und mediale Präsenz untersucht. Die aktuellen architektonischen Positionen belgischer Architekten werden durch Bürobesuche und Führungen herausragender Bauwerke kennen gelernt. Neben einer Führung durch das europäische Parlamentsgebäude werden wir auch die anderen Institutionen der EU in Brüssel durch Besuche kennenlernen, u.a. der europäische Rat und das Berlaymont Building.  Als repräsentativ angelegte Architektur wird auch das Expo-Gelände der Weltausstellung von 1958 einschließlich des Atomiums besichtigt. Gleichzeitig sollen auch die in Brüssel architekturgeschichtlich wichtigen Orte wie das Victor-Horta-Museum sowie der große Marktplatz im Zentrum besucht werden.

Es ist geplant, von Donnerstag auf Freitag nach Luxemburg weiter zu reisen, um dort die EU-Gebäude sowie die neue Philharmonie von Christian de Portzamparc auf dem Kirchbergplateau zu besuchen.

Exkursionstermin: Montag, 2.11 – Freitag 6.11.2015

Anmeldung bis zum 16.10. im Sekretariat bei Katja Weckmann, Raum 1111, per E-mail: weckmann@asl.uni-kassel.de

Vor- und Nachbereitungsseminar: Mittwochs 14.00 – 17.00 zweiwöchentlich, Raum 1130

Achtung: Erstes Treffen (zur Information, Themenverteilung) Donnerstag 15.10, 15 Uhr, Raum 1130. Erster regulärer Termin Mittwoch, der 21.10., 14 Uhr.

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Exkursion nach Brüssel und Luxemburg mit Seminar

 

Baustelle EU - Architektur für ein sich wandelndes Europa

Ob Flüchtlingsfrage oder Ukraine-Konflikt, ob Griechenlandkrise oder Brexit: Wir stehen vor der Frage, wie geht es weiter mit der Europäischen Union. Wird die europäische Einigung vertieft oder gar teilweise rückgängig gemacht? Wir als Architekten sind nicht kompetent, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Aber wir können uns einer anderen offenen europäischen Frage widmen: der Repräsentationskrise. Wo findet die EU einen adäquaten architektonischen Ausdruck? Welches Bild haben wir von der EU im Kopf?

Für die Euro-Währung gibt es inzwischen den Neubau der EZB, der als erstes europäisches Gebäude eine gestalterische Signifikanz aufzeigt. Doch ob Brüssel, Luxemburg, Straßburg oder Den Haag: Wir haben Politikerköpfe, EU-Flaggen, Drehtüren, und Rednerpulte vor Augen, aber keine Architektur.

Hinzu kommt etwas weiteres: Die wichtigsten politischen Entscheidungen in Europa erfolgen nicht in den regulären Institutionen – ob Kommission, Parlament oder Rat – sondern in je nach Thema und Krise zusammengesetzten ad-hoc-Verhandlungsrunden mit Vertretern nationaler Regierungen, europäische Institutionen und internationaler Organisationen.

Die EU braucht einen offenen Verhandlungsraum, einen runden Tisch, einen architektonischen Ort für den zentralen Modus ihres Agierens. Das Entwurfsprojekt geht auf die Suche nach einem adäquaten architektonischen Ausdruck für die Europäische Union. Für den Entwurf sollen zunächst die medialen Bilder entworfen werden, welche die dominante Wahrnehmung des Ortes sind, und daraus wird das architektonische Objekt als Inszenierungsmaschine entwickelt.

Begleitend:

  • Exkursion (mit Exkursionsseminar) nach Brüssel und Luxemburg in der Exkursionswoche
  • Theorieseminar zum Thema Repräsentation und Symbolik. Für Vertiefer verpflichtend, anderen Projektteilnehmern wird die Teilnahme dringend empfohlen (anrechenbar als Pflichtfach Architekturtheorie)

Projekttag ist Dienstags ab 14.00, i.d.R. Raum 1130

Erstes Treffen aber bereits Donnerstag, 15.10., 14.00 Raum A 1130!

Die Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis HIS-LSF: Baustelle EU - Architektur für ein sich wandelndes Europa