WS2017 /18
Kompaktseminar am Semesteranfang
Einführung in wissenschaftliches Arbeiten Architekturtheorie
Lehrender: Jan Bovelet
Im Kompaktkurs von Oktober bis Ende November werden die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens für Architekturstudierende vermittelt. Das Seminar soll die Studierenden zur fachlichen und organisatorisch-zeitlichen Selbstorganisation des Architektur-Studiums befähigen. Lehrziele sind die Fähigkeit (1) zur Anwendung der Techniken und Methoden wissenschaftlicher Recherche und des wissenschaftlichen Schreibens, (2) zum Verständnis und Interpretation wissenschaftlicher Texte und (3) zur Selektion und Strukturierung von Inhalten und zu deren Aufarbeitung für Referate und Hausarbeiten. Dazu werden die Arbeitsmethoden und Arbeitsmittel des Architektur-Studiums vorgestellt und gemeinsam mit den Studierenden problembezogen angewandt. Im einzelnen werden folgende Themen erarbeitet:
- Benutzung von Bibliotheks-Katalogen und Datenbanken,
- Literaturverwaltung und Literaturverwaltungssoftware (CITAVI)
- Literaturrecherche und Erstellen einer thematisch fokussierten Literaturliste, Nutzung von Handbüchern, Fachlexika und wissenschaftlichen Zeitschriften
- strukturierte Lektüre wissenschaftlicher Texte und Exzerpterstellung
- Erlernen der Regeln wissenschaftlichen Zitierens
- Verfassen von Exposés und Hausarbeiten
- Vorbereitung und Halten von Referaten
- Umgang mit visuellem Material wie Plänen, Fotografien, Zeichnungen, Diagrammen sowie mit Interviews und Raria
Studienleistung: regelmäßige Teilnahme an den Seminarsitzungen und Einführungen in der Bibliothek, Lektüre der im Seminar zu lesenden Texte, Abgabe von Hausaufgaben-Zetteln von Sitzung zu Sitzung.
Prüfungsleistung: Abgabe einer strukturierten, kommentierten Bibliographie eines selbstgewählten Themas aus dem Bereich Architektur.
Teilnehmer brauchen während des ganzen Seminars einen Computer mit Internetzugang!
Termine:
- Mo, 23.10., 13:00 – 15:30, Bibliothek Teil A, Raum 2432 (Bibliothekseinführung, Katalog und Datenbanken)
- Mi, 25.10., 12:00 – 16:00, Seminarraum ASL
- Mi, 01.11., 12:00 – 16:00, Seminarraum ASLMo, 13.11., 10:00 – 13:30, Bibliothek Teil A, Raum 2432 (Bibliothekseinführung, CITAVI)
- Mi, 15.11., 12:00 – 16:00, Seminarraum ASLMi, 22.11., 12:00 – 16:00, Seminarraum ASL
- Mi, 29.11., 12:00 – 16:00, Seminarraum ASL
Seminar
Norm-Architektur. Von Jean-Nicolas-Louis Durand zum BIM
Lehrender: Prof. Philipp Oswalt
Mit der Aufklärung setzten Vereinheitlichungen und Normierung in Architektur und im Bauwesen ein, um die Bauproduktion zu beschleunigen, zu verbilligen und Qualitätsstandards zu sichern. Die klassische Avantgarde des 20. Jahrhunderts sah Normierung und Standardisierung als Motoren sozialen und technischen Fortschritts. Auch wenn Konzepte für formgebende, gestaltbestimmende Normen, wie etwa von Ernst Neufert propagiert, sich weitgehend nicht durchsetzen konnten, gibt es heute mehr Normen als je zuvor. Trotz aller Appellen an kulturelle Spezifizität prägen Normen Prozesse und Produkte auf der ganzen Welt durch Formalisierung von materiellen und kognitiven Prozessen. Mit der Einführung von BIM (Building Information Modelling) erfahren diese Verfahren eine zunehmende Relevanz. Zugleich sind Katastrophen wie der Brand der Greenfell towers (London) oder der Einsturz des Savar Gebäudes in Bangladesh drastische Beispiele für Normversagen in Folge neoliberaler Politikkonzepte.
Zu dieser Thematik führt das Fachgebiet vom 20. – 22. Oktober 2017 am Deutschen Architekturmuseum Frankfurt Main ein internationales Symposion durch (Programm unter: http://www.uni-kassel.de/go/norm). Das Seminar besteht zum einen aus der Teilnahme an dem Symposion (für Seminarteilnehmer kostenfrei) und im Anschluss an einer Aufbereitung und Diskussion des Symposion (3 Seminartermine á 2 Stunden).
Termin: Symposion + 3 Seminartermine Mittwochs 12:00 – 13:30, Moritzstr. 2 Raum Incon
Voranmeldung zu diesem Seminar möglich bei oswalt[at]asl.uni-kassel[dot]de
Der erste Termin zur Vorabsprache erfolgt am Donnerstag, den 19.10. um 16:00 ASL Neubau. Dann findet in den folgenden drei Tagen das Symposion in Frankfurt statt.
Seminar
Zum Wandel des Modells als Entwurfsmedium im digital turn
Lehrender: Jan Bovelet
Im Zentrum des Seminars steht die Frage, welche Rolle Modelle im architektonischen Entwerfen spielen, und insbesondere, wie sich ihre Rolle mit dem digital turn verändert. Aus dem weiten Begriff des Modells werden also die architektonischen Entwurfsmodelle und die mit ihnen verbundenen Entwurfskulturen herausgegriffen und thematisiert.
Entwurfsmodelle in der Architektur sind dadurch charakterisiert, dass sie nicht primär darauf abzielen, etwas schon Vorhandenes in einem weiten Sinne nach- oder abbildend zu repräsentieren, um gegebene Phänomene zu erklären und prognostizierbar zu machen, wie z.B. beim Modellgebrauch in den Natur- oder Sozialwissenschaften, sondern darum, einen antizipierten Zustand so zu modellieren, dass er gestalterisch bearbeitet und realisiert werden kann. Beim Entwurfsmodell läuft die Bezugsrichtung zwischen Modell und Modelliertem in umgekehrter Richtung: es bildet das zu Entwerfende nicht ab, sondern stellt es her.
In einem einführenden workshop in der ersten Sitzung wird jeder Teilnehmer ein Modell aus einem seiner Entwürfe vorstellen, so dass wir uns einen ersten Überblick über das Spektrum der Funktionen von Entwurfsmodellen, und das, was sie greifbar machen sollen, machen können.
Im Anschluss fokussiert das Seminar historisch auf den Wandel des Modell-Begriffs in der neueren Architektur und Architekturtheorie. Mit dem digital turn erlebt das Model und das Modellieren eine enorme Aufwertung und löst vielerorts bereits die Zeichnung als dominierendes Planungsmedium ab. Hier ist ein Übergang von materiellen Modellen, die maßstäblich bestimmt und thematisch fokussiert sind, hin zum Gebrauch von virtuellen Gebäudedatenmodellen zu verzeichnen, die darstellerisch flexibel sind und zunehmend Prozesse und Relationen modellieren. Das Seminar zielt darauf, diesen Wandel und seine Bedeutung für das architektonische Entwerfen genauer zu verstehen. Dazu beschäftigen wir uns mit seiner Vorgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und nähern uns im Verlauf immer weiter der aktuellen Diskussion an.
Wir lesen Texte von Architekten und Theoretikern zum Thema, die in Referaten vorgestellt und im Seminar gemeinsam diskutiert werden. Die Studienleistung, die die Voraussetzung für die Erbringung der Prüfungsleistung darstellt, besteht in Anwesenheit und Mitarbeit im Seminar, Lektüre der Texte, Teilnahme an der Diskussion der Texte in den Seminarsitzungen sowie die Übernahme eines Referates. Die Prüfungsleistung besteht im Ausarbeiten einer Hausarbeit, in der das Thema des Referates vertieft wird und Anregungen aus den anderen Texten und den Seminardiskussionen einbezogen werden.
Termin: Dienstags 18:00 – 19:30 h, Raum 0105 (ASL Neubau)
Seminar
Netzraum zwischen Blasen- und Bunkerarchitektur
Lehrende: Dr. Lidia Gasperoni
Welche Raumgestaltung entspricht unserem Zeitgeist? Architektur gestaltet mit ihren Bauten unsere Umwelt, schafft neue Dispositive der Raumwahrnehmung und erzeugt soziale Handlungsorte. Philosophie versucht Raum zu begreifen, das Wesen seiner Gestaltung durch unterschiedliche Praktiken zu reflektieren und wird damit wiederum zur Inspirationsquelle für Architekten. Philosophie und Architektur sind somit historisch, theoretisch und praktisch aufeinander verwiesen. Im Seminar werden wir die moderne Definition des Raumes als Netz sowie Ansätze zu einer kulturkritischen Architektur behandeln, wie sie sich seit den 90er Jahren zwischen den zwei Grenzfällen einer Architektur einerseits als Blasenstruktur, andererseits als Bunker entfaltet haben. Gemeinsam werden wir insbesondere Vorschläge für eine konkrete Raumgestaltung analysieren, die Vilém Flusser und Paul Virilio in diesem Kontext entwickelt haben. Im Seminar werden wir anhand der Lektüre ausgewählter Texte, der aktiven Teilnahme von Studierenden und der gemeinsamen Diskussion von Beispielen aus der Architektur diese Polarisierung zwischen Blasen- und Bunkerarchitektur untersuchen.
Termin: zweiwöchig Freitags , Raum (ASL Neubau)
27. Oktober /10. November /1. Dezember / 15. Dezember /12. Januar /19. Januar / 2. Februar
Seminar
RE-READING COLLAGE CITY
Lehrender: Samuel Korn
Elemente des Kontextualismus stellen in den vergangenen 50 Jahren eine wichtige, wenn auch häufig unsichtbare Konstante in der Architektur der Gegenwart dar. Die Idee auf räumliche und kulturelle Verhältnisse im Sinne einer topographischen wie auch sozio-historischen Spezifik des Ortes einzugehen prägte ebenso eine Reihe architektonischer Positionen wie auch ein ganz allgemeines Interesse am Weiterbauen, Reparieren und Rekonstruieren.
Die zunächst in Zusammenhang mit der universitären Lehre entwickelte und dann als Manuskript 1973 und in Form der Publikation Collage City 1978 verbreitete Konzeption einer kontextuellen Architektur entstammt dem Städtebau-Studio der Cornell University unter der Leitung des Architekten und Theoretikers Colin Rowe. Hier wurden seit den 1960er-Jahren ausgehend von einer Kritik der Stadtvisionen der Moderne die Idee einer am Kontext orientierten Entwurfshaltung verfolgt, was sowohl als eine Kritik an den Utopien der modernen Architektur als auch als Aufruf zu verstehen war, Theorie und Praxis von architektonischer Planung und Städtebau neu zu denken: Dem Selbstverständnis der möglichst umfassenden Planung des Neuen setzten Sie ein Interesse an den Bedingungen des materiellen und kulturellen Bestands entgegen.
Den prägenden architekturtheoretischen Text wollen wir im Seminar – beigeleitet von einer Reihe zeitgenössischer Kritik an seiner Positionierung sowie von Publikationen, die verwandte und zugleich alternative Vorstellungen entwickelten – einer kritischen Lektüre unterziehen. Der Argumentation von Colin Rowe und Fred Koetter folgend wollen wir dabei Themen wie Utopie und Krise, die gewachsene Stadt, das Interesse an Geschichte und Typologie, die Beziehung zwischen architektonischem Objekt und städtischem Geflecht sowie den Begriff der Collage erörtern.
Termin: Mittwochs 14:00 – 17:30 h, Raum
Projekt
Theater Provisorium Frankfurt
Lehrende: Prof. Philipp Oswalt, Timo Panzer
Die in den 1960er Jahren von dem Architekturbüro Apel und Beckert erbauten städtischen Bühnen Frankfurt Main als ikonischer Bau der Nachkriegsmoderne müssen grundlegend saniert werden. Während der mehrjährigen Bauzeit müssen Oper, Schauspiel und Kammerspiel ausgelagert werden. Hierfür ist ein temporärer Bau zu entwerfen.
Die Auslagerung soll als Chance begriffen werden, mit anderen Formen des Theaters zu experimentieren: Anders in der Idee der Performance, anders im Verhältnis von Aufführenden und Publikum, anders im Verhältnis von Theater und Stadt.
In der Exkursionswoche werden wir voraussichtlich in Frankfurt Main, Köln, Gelsenkirchen und Essen exemplarische Bühnen und Auslagerungen besichtigen um verschiedene Theater-Strukturen im Wechselspiel von Licht, Bühnenraum und Schauspielern zu erfahren.
Begleitend findet ein Seminar statt, dass sich mit Grundtypen der Theaterarchitektur befasst wie auch mit Beispielen der zahlreichen Auslagerungen der letzten Jahre (etwa Augsburg, Köln, Berlin, Syracuse, Stralsund und Stratford).
Projekttage sind Dienstags und Mittwoch. Das begleitende Seminar findet Dienstag von 12:00 – 13:30 statt.
Das erste Projekttreffen findet an folgendem Termin statt:
Donnerstag, den 19.Oktober, 14:00 im Atelier K10, Raum 2110
Seminar
Theater: architypisch - provisorisch - innovativ
Lehrende: Prof. Philipp Oswalt
Begleitend zum Entwurfsprojekt (Vertical Studio) befasst sich dieses Seminar mit Theaterbau: Welche wichtigen Grundtypen sind in seiner über 2.000 Jährigen Geschichte entstanden, welche Experimente sind aus heutiger Perspektive anregend, und was passiert, wenn man ein Theater auf Zeit baut.?
Im Fokus sollen hierbei die räumlichen (und zeitlichen) Anordnungen des Performativen stehen, und daher interessiert uns auch, welche andere Formen und Räumen des Performativen es gibt: Der Catwalk in der Mode, das Parlament in der Politik, der Vortragssaal in der Wissenschaft,....
In der Exkursionswoche werden wir exemplarische Bühnen und Auslagerungen besuchen (voraussichtlich Frankfurt Main, Köln, Gelsenkirchen)
Das Seminar ist für Projektteilnehmer Soweit die Kapazität reicht, können weitere Studierende teilnehmen.