Projekt: Olympisches Dorf (Wintersemester 2009/10)

München bewirbt sich gemeinsam mit Garmisch-Patenkirchen und dem Berchtes-gadener Land für die Olympischen Winterspiele 2018. Damit wäre München der erste Austragungsort, der sowohl Sommer- als auch Winterspiele ausrichtet. Das Konzept sieht vor, die alpinen Wettkämpfe am Rande der Berge zu veranstalten und alle anderen Wettkämpfe in München überwiegend im Bereich der Olympischen Anlagen der Sommerspiele 1972 zu organisieren.

Entsprechend wird es zwei Olympische Dörfer geben: ein kleineres für ca. 1.000 Teilnehmer in Garmische-Partenkirchen und ein größeres für ca. 3.500 Teilnehmer im Areal des Münchener Olympiaparks und damit in unmittelbarer Nähe zu den zentralen Orten der Olympiade. Dieses Dorf in der Stadt soll Thema des Entwurfs sein.

OLYMPISCHES DORF MÜNCHEN 2018

Marcel Giecholdt

Die Baufelder
Um das Bearbeitungsgebiet zu ordnen und eine Struktur zu schaffen, wird das Gebiet in rechteckige Baufelder (ca. 25m x 60m) gegliedert, welche sich parallel zur Dachauer Straße ausrichten und im Vielfachen von 10 m pro Reihe vor oder zurück versetzen. Dadurch ergibt sich ein unregelmäßiges Raster in Richtung des Olympiaparkes. Die einzelnen Baufelder werden nach sinnvoller Betrachtung mit unterschiedlichen Nutzungen belegt. Die Bebauung der einzelnen Baufelder geschieht durch Winkelhäuser oder es befinden sich auf ihnen unterschiedliche Plätze, Grünflächen oder Sportfelder. Auf die Gebäudetypologien wird nachfolgend gesondert eingegangen. Die Baufelder, welche mit der Wohnnutzung festgelegt sind und bebaut werden, besitzen zwischen den Gebäuden ausschließlich Grünflächen. Diese werden den einzelnen Gebäuden als private Freiflächen zugeordnet. Zwischen den einzelnen Gebäuden befinden sich Wege und Gassen welche zur Durchquerung des Baufeldes genutzt werden können. Die Baufelder werden nicht nur in unterschiedliche Nutzungen unterschieden, sie besitzen auch unterschiedliche Höhen. Die Höhe der Baufelder wird über ihren Zweck und Nutzen unterschieden. Es wird zwischen Baufeldern unterschieden, welche sich in die Höhe entwickeln, tiefer entwickeln oder auf dem Ursprungsniveau verbleiben. So gibt es beispielsweise befestigte gepflasterte Plätze am Welcome Plaza an der Dachauer Straße, welche tiefer liegen und mit Stufen versehen sind, auf dem sich ein Skateplatz befindet oder einen anderen tieferliegenden Platz, welcher im Winter mit Wasser gefüllt ist und eine Eisfläche zum Schlittschuhlaufen bereitstellt. Andere Rasenflächen, welche eher zum Überqueren genutzt werden sind ebenerdig angelegt. Baufelder welche angehoben werden, sind z.B. die Baufelder auf denen sich die Wohngebäude befinden. So werden diese um ca. 50 cm über das Straßenniveau angehoben, wodurch sich die Privatsphäre und die privaten Grünflächen der Bewohner von anderen gemeinschaftlich genutzten Baufeldern deutlich hervorheben. Daraus ergibt sich auch dass das Erdgeschossniveau der Gebäude 50 cm höher ist. Die Einsicht von vorbeilaufenden Menschen auf der Straße in das Gebäudeinnere wird so verwehrt. Der Bewohner hat jedoch die Möglichkeit, nach draußen zu schauen. So sind trotz geringer Abstände zur Straße die privaten Räume vor ungewünschten Blicken geschützt, ein Kontakt der Menschen von innen nach außen kann jedoch gut stattfinden. Zwischen den Baufeldern befinden sich Abstände von 6 und 8 m. Aus den Abständen ergibt sich das Straßennetz welches aus Haupt- und Nebenstraßen besteht.


Gebäudetypologien
Wohngebäude
In dem Entwurf ergeben sich drei Wohntypologien. Diese sind unterschiedliche Formen des Winkelhauses. Sie entstehen durch Drehen eines Winkels in verschiedene Richtungen, wodurch sich unterschiedlich positive Eigenschaften ergeben.
Typ 1 „Der liegende Winkel“: Der Vorteil des liegenden Winkels besteht darin, dass er in der Lage ist sich nach einer Seite hin abzuwenden und einen privaten, geschützten Bereich hinter dem Haus ausbildet.
Typ 2 „Der sitzende Winkel“: Ein Vorteil des sitzenden Winkels ist, dass er im späteren 2. Obergeschoss eine private Terrasse ausbilden kann, ein weiterer seine Höhe, wodurch sich eine gute Aussicht von oben ergibt.
Typ 3 „Der stehende Winkel“: Den stehenden Winkel zeichnet die überdachte Terrasse im Erdgeschoss aus welche sich durch das Drehen ergibt. Diese kann auch bei Regen und schlechtem Wetter für ein gemütliches Zusammensein mit Freunden und Familie genutzt werden. Ein anderer Vorteil ist die gute Aussicht von oben. Gegebenenfalls kann sich auf dem obersten Geschoss eine private Dachterrasse befinden.

Dienstleistungsgebäude
Um einen Zusammenhalt der Dienstleistungsgebäude und der Wohngebäude erkennen zu lassen, sind die Gebäudetypologien der Dienstleistungsgebäude analog zu denen der Wohngebäude. Da die Dienstleistungsgebäude eine größere Fläche benötigen, wurden diese um das doppelte Seitenmaß vergrößert. Um dem Flächenmaß einiger Nutzungen gerecht zu werden, können einzelne Gebäudetypologien zu einer zusammengeschlossen werden. Der Charakter einer kleinteiligen Bebauung bleibt davon unberührt.

Fassaden / Fenster
Die Entwicklung der Fensteröffnungen wurde von innen nach außen vorgenommen. Das heißt, die Lage sowie die Größe und Anordnung der Fenster wurde nach den Grundrissen im Inneren entwickelt. Es wurden drei Fenstertypen verwendet, das stehende Fenster, das liegende Fenster und das Panoramafenster. Die Fenster wurden so angeordnet, dass es möglich ist von innen nach außen zu schauen, der Blick von außen nach innen jedoch nur eingeschränkt möglich ist, bzw. ohne die Privatsphäre der Bewohner zu beinträchtigen. So befindet sich hinter einem liegenden Fenster beispielsweise die Küche oder ein Schlafraum, die großen Panoramafenster öffnen den Raum und den Blick in eine eher private ungestörte Richtung. Durch die unterschiedlichen Fenster ergeben sich beim Durchlaufen des Gebäudes immer wieder neue Raumeindrücke und Ausblicke, welche ein sehr spannendes Raumerlebnis zur Folge haben. Das lange stehende Fenster im Erdgeschoss weist auf den Eingang des Gebäudes hin.

OLYMPISCHES DORF MÜNCHEN 2018

Ann-Kristin Haeger

Städtebau
Die städtebauliche Struktur des Olympischen Dorfes setzt sich aus 2 verschiedenen Gebäudetypologien zusammen: Im westlichen Teilbereich bilden L förmige Baukörper die Kante zur Dachauer Straße und zur Landshuter Allee, von denen jeweils 2 einen Hof umschließen. Diese städtebaulich prägnante Kante wird weiter als der „Boomerang“ beschrieben. Die so gebildeten Blöcke bleiben durchlässig für Fußgänger und Radfahrer. Die Gebäude sind zwischen 4 und 6 Geschosse hoch. Die hier untergebrachten gewerblichen Nutzungen sind gegen den Lärm unempfindlicher als Wohnnutzungen. Die Bebauung dient als Abschirmung gegen den Lärm der Straßen. Im östlichen Teilbereich prägen große polygonale Baukörper das eigentliche Dorf, die sich um ebenfalls polygonale Freiräume gruppieren. Die geschlossenen polygonalen Blöcke nehmen das Olympische Wohnen auf. Die Struktur ist durch die offenen Freiräume lockerer gehalten. Die Bebauung wird Richtung Olympiapark offener und bildet einen Übergang zum Park. Die Bestandsgebäude an der Hedwig-Dransfels-Allee werden in die Struktur der polygonalen Baukörper integriert. Die ehemalige Mensa steht in einen der polygonalen Freiräume. Sie wird während der Spiele weiter als Mensa genutzt. Nach den Spielen kann sie andere Nutzungen aufnehmen. Es besteht aber auch die Möglichkeit das Gebäude abzutragen und die Fläche durch einen anderen Pavillon zu besetzen, einen weiteren polygonalen Baukörper dem Dorf hinzu zufügen oder die Fläche als Freiraum zu erhalten. Zwischen dem „Boomerang“ und dem eigentlichen Wohnbereich liegt der „Boulevard“. An ihm sind alle wichtigen Versorgungseinrichtungen angegliedert. Der „Boulevard“ verläuft parallel zur Dachauer Straße und der Landshuter Allee. Er teilt das Dorf in zwei Teilbereiche, einen schmalen westlichen und einen großflächigen östlichen. Der „Boulevard“ bildet eine Folge von Platzsequenzen, die den Eingangsplatz mit dem Willi-Gebhardt-Ufer am Nymphenburger Kanal verbindet. Hier erfolgt der Übergang zu den olympischen Sportstätten im Norden des Plangebiets. Der Eingangsplatz ist der Hauptzugang zum Olympischen Dorf. Er liegt direkt am Übergang zu der Bestandsbebauung und der vorhandenen Tramstation.

Der polygonale Baukörper
Die polygonalen Baukörper bilden immer geschlossene Blöcke. Die Blöcke werden durch Durchfahrten und -gänge miteinander verbunden, die jeweils 2 Geschosse hoch sind. Die Durchfahrten für die PKW haben eine Breite von 2 Schotten. Die Durchgänge für die Fußgänger sind je eine Schotte breit. Die Gebäude haben einen 50 cm hohen Sockel, der sie von der Geländeoberkante löst. Die Gebäude sind von der Hofseite aus barrierefrei erschlossen. Eine Rampe vermittelt zwischen dem Hof und dem 50 cm höher gelegenen Eingang. Der Innenraum des Blocks ist als steinerner Hof ausgebildet. Von hier erfolgt die Erschließung der Wohnungen. Die Gebäudetiefe beträgt an jeder Stelle 14 Meter. Die Geschosse haben eine lichte Höhe von 3 Metern. Die Gebäude sind immer 4 Geschosse hoch. Die Höhe der Gebäude beträgt 14,7 Meter. Das Dach wird als Flachdach ausgebildet.

Konstruktion
Das Gebäude und der Grundriss sind auf einem Konstruktionsraster aufgebaut, das 3,8 Meter breit. Die Konstruktion ist in Schottenbauweise ausgeführt. Eine Schottenbreite bildet einen Raum. Für Flexibilität im Grundriss kann das Konstruktionsraster jeweils um eine oder eine halbe Schotte versetzt werden.

Erschließung
Die Gebäude werden über den Innenhof erschlossen. Von dort gelangt man in die 2 geschossigen Eingangsbereiche und die Treppenhäuser. Die Treppenhäuser verfügen über eine natürliche Belichtung, die von der Hofseite und durch ein Oberlicht erfolgt. Jedem Treppenhaus ist ein Lift zugeordnet. Auf jedem Geschoss werden 2 Wohnungen erschlossen.

Individueller Freiraum
Jede Wohnung verfügt über 2 individuelle Freiräume. Den Wohnungen im Erdgeschoss sind im Hofraum und im Zwischenraum kleine Gärten zugeordnet. Von den Gärten kann man jeweils auf den Hofraum und den Zwischenraum über 3 Stufen gelangen. Die Wohnungen in den Obergeschossen verfügen über 2 Loggien. Die große Loggia ist an den Wohnraum angeschlossen und die kleine Loggia ist an den Essbereich und die Küche angeschlossen. Die Loggien haben mit 18qm die Größe eines kleinen Zimmers und bieten neben Begrünung und einer Sonnenliege auch einer Tischgesellschaft von 6 Personen Platz. Die kleine Loggia ist 8 qm groß.

Wohnraum
Die Wohnungen sind als Durchwohner konzipiert. Sie verfügen über einen großen durchgesteckten Wohnraum, der über die Lagequalitäten zum Innenhof und zum Zwischenraum verfügen kann. Die Küche kann vom Flur und vom Essbereich aus betreten werden und verfügt über eine Vorratskammer. Bei Bedarf besteht die Option die Küche vom Wohn- und Essbereich abzutrennen.

Schlafräume
Die Schlafräume bzw. Kammern haben eine einheitliche Größe von ca. 15qm. Es wird nicht zwischen Elternschlafzimmer und Kinderzimmer unterschieden. An den Eckgrundrissen gibt es als Ausnahme auch größere Kammern. Die Wohnungen können über das Zufügen von Schalträumen vergrößert oder verkleinert werden. Die Wohnungen haben in der Regel eine Größe von 100qm bis 180qm und bieten das Spektrum 2 ZBBB bis 5 ZKBB.

Bad
Die Wohnungen verfügen über ein vollwertiges Badezimmer und ein Gäste-WC. Das Badezimmer liegt immer an einer Außenwand des Gebäudes und hat somit über ein Fenster einen direkten Außenbezug. Die Badezimmer sind mit ca. 13qm sehr groß und entsprechen einem Wohlfühlbadezimmer.

PlusRaum
Der PlusRaum findet in den Wohnungen mehrmals Anwendungsbereiche. Die Wohnungen sind mit einer Serviceschiene ausgestattet, die in der Dunkelzone der Wohnung liegt. Die Serviceschiene nimmt Schränke, Abstellräume, die Vorratskammer und das Gäste-WC auf. Sie teilt die Wohnung entlang des Flurs asymmetrisch in 2 Bereiche. Die Schlafkammern sind direkt vom Flur aus zugänglich. Die Badezimmer und die Küche sind an die Serviceschiene angeschlossen und nur über diese erreichbar.

Betreuer

Reiner / Heger / Blecher / Herz / Rohler