Forschung
Making Land in the Age of Urbanization
Das Forschungsprojekt „Making Land in the Age of Urbanization“ untersucht den Begriff „Land“ und hinterfragt, ob er als einfaches Gegenstück zur „Stadt“ betrachtet werden sollte. Stattdessen wird „Land“ als historisch und materiell geprägter Raum verstanden, der durch Verwaltungs-, Planungs- und Wissenssysteme geformt wurde. Im Fokus stehen unter anderem landwirtschaftlich genutzte Flächen, Bergbaugebiete, Wälder und Torfmoore sowie die damit verbundenen Siedlungsstrukturen und Infrastrukturen. Das interdisziplinäre Projekt entwickelt eine Methodik zur Analyse von „Land“ an der Schnittstelle von Urbanisierung, Arbeitspolitik und Umweltmanagement. Ziel ist es, ein differenziertes Verständnis von „Land“ zu fördern und neue Perspektiven auf Landnutzung und -politik zu eröffnen.
Das Projekt wird von der Volkswagenstiftung gefördert und von Prof. Dr. Alla Vronskaya und Dr. Megan Eardley von der Universität Kassel sowie Prof. Dr. Ateya Khorakiwala von der Columbia University in New York durchgeführt.
Young Corn (1931), Grant Wood
Data Centers: An Environmental History of Information, 1850s - 1950s
Das Projekt „Data Centers“ beleuchtet die historischen Wurzeln unserer datengetriebenen Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert, als Informationen zur Steuerung von Umwelt- und sozialen Unsicherheiten genutzt wurden. Es zeigt, dass Datenzentren nicht erst im digitalen Zeitalter entstanden, sondern auf frühere Institutionen zurückgehen, die Natur kontrollierbar machen wollten. Drei Fallstudien, Rothamsted Experimental Farm, Funkstation Nauen und das U.S. Weather Bureau verdeutlichen, wie Datenarchitektur Umweltwissen strukturierte. Die interdisziplinäre Forschung verbindet Archivarbeit und Vor-Ort-Studien, um Architektur als Schnittstelle zwischen Mensch und Natur zu analysieren.
Das Projekt wird von Alfredo Thiermann vom EPFL, Swiss Federal Technology Institute of Lausanne geleitet und unter anderem von Prof. Dr. Alla Vronskaya bearbeitet.
Frühsowjetische modernistische Architektur zwischen schöpferischer Freiheit und äußeren Zwängen: Der Fall Konstantin Melnikov
Pavel Kuznetsovs Projekt konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Architekt und Auftraggeber, ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte der sowjetischen Avantgarde. Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis zu staatlichen Stellen und deren Vertreter*innen. Konstantin Melnikov (1890–1974), eine Ikone der Architektur des 20. Jahrhunderts, bildet die zentrale Figur des Projekts. Dieser Fokus ermöglicht es, nicht nur staatliche Strukturen, sondern auch individuelle Patronage durch Beamte zu analysieren, die Melnikov und andere Architekten persönlich schützten. Die Untersuchung stützt sich auf neu entdecktes Material sowie auf Fachwissen, das Herr Kuznetsov zwischen 2014 und 2022 während seiner Arbeit mit dem Archiv des Architekten erworben hat.
Laufzeit des Projekts: August 2024 bis Juli 2027. Das Projekt wird vom HessenFonds-Stipendium für gefährdete Forschende gefördert.
Graduiertenkolleg "Architekturen organisieren"
Über die Betrachtung von Architekturen als künstlerische Einzelwerke hinaus untersucht das Graduiertenkolleg Bauwerke als Produkte und Katalysatoren moderner Netzwerke, Institutionen und Diskurse. Die zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen aus der Architekturgeschichte, den Sozial-, Kultur-, Rechts- und Geschichtswissenschaften sowie aus der Architektur und dem Städtebau.
„Der methodische Perspektivwechsel und die interdisziplinäre Ausrichtung leisten einen wichtigen Beitrag zur bisherigen Konzeption der Architekturgeschichtsschreibung,“ betont Prof. Dr. Alla Vronskaya vom Fachgebiet Geschichte und Theorie der Architektur am Fachbereich Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung der Universität Kassel. Im Feld der Architectural Humanities – das sich historischen und kulturellen Architekturprozessen und -praktiken widmet – trägt das Kolleg so zur wissenschaftlichen Neuorientierung und Internationalisierung bei. Lokal schafft es eine Forschungsverbindung zwischen den Universitäten in Süd- und Nordhessen.
Gefördert wird das Graduiertenkolleg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für einen initialen Zeitraum von fünf Jahren ab dem 1. November 2024. Erstsprecher ist Professor Carsten Ruhl vom Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität, stellvertretende Sprecherin ist Sybille Frank, Professorin für Stadt- und Raumsoziologie an der TU Darmstadt.
Architektur, Klima und Geographie in der Sovietunion
Das Projekt untersucht, wie sowjetische Architekt:innen und Theoretiker:innen während des 20. Jahrhunderts die geografische und klimatische Vielfalt der Sowjetunion und anderer Regionen, insbesondere des globalen Südens, in denen sie zunehmend tätig waren, systematisierten, klassifizierten, ordneten und regulierten. Es beleuchtet die Rolle der Architekturtheorie als Vermittler zwischen dem Universellen und dem Spezifischen - dem Zentrum und der Peripherie - und zeigt die räumlichen und organisatorischen Techniken dieser Vermittlung auf. Das Projekt wurde vom Center for Advanced Study in the Visual Arts, der National Gallery of Art, Washington, DC, unterstützt.
Architektur und Wohnungsbau im Comecon: Die Mongolei und die sozialistischen Staaten während des Kalten Krieges
Nikolay Erofeevs Forschungsprojekt befasst sich mit den Urbanisierungsprozessen in der sozialistischen Mongolei während des Kalten Krieges. Das Projekt untersucht, wie dieser Austausch zwischen der Mongolei, der Sowjetunion, China und den osteuropäischen Staaten den städtischen Raum und das tägliche Leben im Land grundlegend umgestaltete. Die Projekte bilden einen multidisziplinären Rahmen für die Betrachtung von Bau- und Planungsprojekten in der Mongolei zwischen Architektur- und Planungsgeschichte, Stadtforschung und Arbeitsgeschichte. Es untersucht die Erfahrungen von einheimischen und ausländischen Fachkräften, Arbeitern und Bürgern, die an transnationalen Bauprojekten beteiligt waren. Im weiteren Sinne soll das Projekt neue Erkenntnisse über die Urbanisierungsprozesse im globalen Süden während des Kalten Krieges liefern und die Komplexität und Dynamik der transnationalen Zusammenarbeit bei der Gestaltung der gebauten Umwelt beleuchten.
Das Projekt von Dr. Erofeev wird durch das Alexander von Humboldt Forschungsstipendium unterstützt.
Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences
Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences ist eine im Juni 2022 bei University of Minnesota Press erschienene Monographie von Alla Vronskaya.
Architecture of Life stellt die Geschichte der sowjetischen Architektur in den 1920er und 1930er Jahren neu dar und präsentiert sie nicht nur als Projektion der Turbulenzen der russischen Politik, sondern als Teil des transnationalen und transdisziplinären Projekts der Moderne. Es wird eine Reihe von Diskussionen untersucht, die für die Entstehung der internationalen Moderne grundlegend waren.
https://www.upress.umn.edu/book-division/books/architecture-of-life
Das Werk konzentriert sich auf die Ideen der wichtigsten sowjetischen Architekturtheoretiker - El Lissitzky, Moisei Ginzburg und Nikolay Ladovsky - und analysiert auch die Arbeit ihrer weniger bekannten Kollegen, indem es ihre Projekte und Ideen vor dem Hintergrund der Arbeit ausländischer Modernisten einordnet. Architektur des Lebens zeigt, wie sich die sowjetische Architektur im erweiterten Sinne (einschließlich verwandter Kunstpraktiken und solcher Subdisziplinen wie Pädagogik, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Innenarchitektur) auf ihrer Suche nach einer methodischen Grundlage an die Wissenschaften vom Menschen wandte und deren Prinzipien als universelle Ideologie der wissenschaftlichen Modernisierung übernahm. Diese Prinzipien, die durch die allumfassende Kategorie des Lebens veranschaulicht wurden, umfassten den neolamarckschen Evolutionismus und Energetismus als wissenschaftliche Methodik, die unbewusste Wahrnehmung als bevorzugten erkenntnistheoretischen Mechanismus, die Herrschaft über die Natur als moralisches und politisches Programm sowie Effizienz, Organisation und Planung als wirtschaftliche Prioritäten.
Die Arbeit an der Monographie wurde durch den Herodotus Fund membership at the School of Historical Studies of the Institute for Advanced Study, Princeton, gefördert während des akademischen Jahres 2019-2020.
https://www.ias.edu/scholars/alla-vronskaya
Anna Bokov, “Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences” by Alla Vronskaya. Minneapolis: University of Minnesota Press, 2022. ix, 281 pp. Notes. Index. Illustrations. Plates. Photos. $35.00, paper. Slavic Review. 2023 82(3):770-774. doi:10.1017/slr.2023.292
James Graham, “Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences” by Alla Vronskaya. Minneapolis: University of Minnesota Press, 2022. xxxii+ 281 pp. $35.00. ISBN 978‐1‐5179‐1227‐7." The Russian Review, 6 October 2023. https://doi.org/10.1111/russ.12570
Michael Brinley. Review of Vronskaya, Alla, “Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences.” H-Sci-Med-Tech, H-Net Reviews. April, 2023. https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=58597
Jordan Gorzalski, Book review of “Architecture of Life: Soviet Modernism and the Human Sciences” by Alla Vronskaya. University of Minnesota Press, August 2022. 336 p. ill. ISBN 978-1-4529-6714-1 (h/c), $140.00. MLA Commons. January 2023. https://doi.org/10.17613/n3s4-kr43
Eduardo Prieto, “Vida o máquina: Sciences and Soviet Modernism.” Review of Alla Vronskaya, “Architecture of Life: Soviet Modernism & the Human Sciences.” Arquitectura Viva, 01/10/2022 https://arquitecturaviva.com/books/architecture-of-life
Second World, Second Sex: Women in Architecture under Socialism (Online Repository)
Das Projekt "Second World, Second Sex: Women in Architecture under Socialism (Online Repository)" wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert innerhalb des Programms „Dimensionen der Kategorie Geschlecht – Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“. Innerhalb der kommenden 18 Monate werden wir in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Tijana Vujosevic (University of British Columbia, Canada) ein Online-Repository erstellen, welches Primärquellen und weiteres Quellenmaterial in Verbindung zu den Aktivitäten weiblicher Architektinnen sozialistischer Staaten beinhalten wird. Das Projekt startet am 01.06.2021.
Das Projekt „Zweite Welt, Zweites Geschlecht: Frauen und Architektur im Sozialismus (Online-Repository)“ untersucht die Rolle und Stellung der Frau in der Architektur in nicht-liberalen sozialistischen Kontexten während des zwanzigsten Jahrhunderts. Diese Kontexte umfassen die Sowjetunion, sowie die Länder des Sowjetblocks, einschließlich der DDR, und die Länder, die außerhalb des Blocks blieben, aber dennoch ihren Beitritt zum Sozialismus erklärten wie Jugoslawien und China. Indem wir die rezipierte Vision der sozialistischen Architektur als männliches Feld in Frage stellen, bringen wir eine feministische Perspektive in dieses Teilfeld der Architekturgeschichte ein, die bisher gefehlt hat. Wir versuchen, die folgenden Fragen zu beantworten: Wie wirkte sich der Sozialismus, einschließlich, aber nicht nur beschränkt auf paternalistische staatliche Programme, auf das berufliche und persönliche Leben von Architektinnen aus? Welche Auswirkungen hatten die nationalen, kulturellen und regionalen Besonderheiten in verschiedenen sozialistischen Ländern? Und was könnten wir heute aus dieser Erfahrung lernen? Mit der Beantwortung dieser Fragen wollen wir das oft vernachlässigte Erbe der Architektinnen im Sozialismus ans Licht bringen und die Verflechtung von Geschlecht, Politik und Architektur in den nicht-liberalen sozialistischen Gesellschaften des zwanzigsten Jahrhunderts analysieren.
Die aus diesem Projekt heraus entstehende Website "Women Building Socialism" finden Sie hier: https://womenbuildingsocialism.org/