Klimaresilienz zwischen Wall und Weser
Sommersemester 2024
Veranstaltungsnr.| FB06.526
Betreuung | Prof. Dr. Verena Brehm / Univ.-Prof. Florian Otto
Wiss. Mitarbeitende | M. Sc. Olympia Tomczyk
Das Studio „Transforming Bettenhausen“ entwirft Prozesse, Strukturen und Elemente eines zukunftsfähigen Quartiers auf Basis eines stark heterogenen Bestands. Die komplexe Ausgangssituation überlagert eine Vielzahl von Herausforderungen eines Stadtteils in einer weiteren Welle der Stadtwerdung bzw. Stadtintensivierung.
Das Entwurfsgebiet in Bettenhausen ist geprägt durch überdimensionierte Verkehrsflächen, Brachen, leerstehende Gebäude und untergenutzte Freiräume; es bietet damit ein Flächenpotential sowie diverse Erfordernisse für eine gestalterische, baulich-freiräumliche, programmatische Transformation. Stadträumliche Barrieren müssen reduziert und neue Verflechtungen mit der Umgebung hergestellt werden. Programmatisch sollte das Gebiet angereichert werden und neue Formen und Kombinationen des Wohnens, Arbeitens, Produzierens, Lernens etc. erdacht werden. Dabei dürfen und sollen gängige Verhältnisse von Individuum und Gesellschaft bzw. Gemeinschaft in räumlichen und organisatorischen Dimensionen neu gedacht werden.
Die im Rahmen des Projekts spezifisch zu erschließenden Entwurfsräume sind geprägt von suburbane Infrastrukturen und industriellen bzw. gewerblichen Relikten und der relativen Nähe zur Innenstadt Kassel. Die zu entwerfenden Veränderungen berücksichtigen stofflich zirkuläre Ansätze, implementieren gemeinschaftliche Strategien und schaffen klimatische Resilienzräume, welche Alternative Formen Intensitäten und Kombinationen städtischen Wohnens, Arbeitens, Lernens, Lebens und Teilens ermöglichen.
Die vorhandene und künftige Stadt, sowie ihre Veränderungsprozesse bilden eine Ressource. Die unterstellte Dynamik der Transformation bildet die Basis für Beheimatung und Identität an diesem Ort.
Das Reduzieren individualisierter Ansprüche („reduce“) und Teilen („Sharing“) sind Grundprinzipien Suffizienz orientierter Nachhaltigkeitskonzepte im Entwerfen von Architektur, Freiraum und Quartier. Gemeinschaften, wie Nachbarschaften oder „Quartiersschaften“ sind die gesellschaftliche Voraussetzung zur Umsetzung dieser Konzepte. Gemeinschaften bilden „Ökosysteme“ für ein Gelingen genügsamerer und zukunftsfähigerer Lebensweisen, die gleichzeitig Mehrwerte für ihre Bewohnenden erzeugen.
In interdisziplinären Teams sollen Konzepte für ein Gemeinschaft bildendes Quartier in Bettenhausen erstellt und entwurflich ausgearbeitet werden. Die Ausarbeitung kann städtebaulich, freiräumlich und architektonisch erfolgen. Mögliche Themen sind:
- Blau-grüne Infrastrukturen (Klimaanpassung, Klimaresilienz)
- Urbane Hybride unterschiedlicher Freiraum- und Gebäudetypen
- Städtische Allmenden - gemeinschaftlich genutzte und bewirtschaftete Freiräume
- mehrfach und flexibel nutzbare Gebäude und Freiräume (MixtoMax)
- Shared Mobility (Mobilstationen, Mobility Hubs, Infrastrukturen des Umweltverbunds)
- das Kapern von Verkehrs(rest)flächen und die Integration als Teil des Quartiers
- Alternative Formen urbaner Praktiken z.B. im Bereich Bewirtschaftung oder Pflege
- uvm.
Das Entwurfsprojekt wird in Kooperation mit dem FG Fachgebiet Entwerfen im städtebaulichen Kontext Prof. Dr. Verena Brehm angeboten. Ansätze für das Quartier werden aus den jeweiligen Disziplinären Kernkompetenzen heraus entwickelt, in gemeinsamen Betreuungs- und Präsentationsterminen entwickelt und transdisziplinär ausgearbeitet. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Studierenden aus ASL wird ausdrücklich gewünscht.
Aus der Kooperation entsteht die Möglichkeit eigene disziplinäre Grenzen des Entwerfers zu hinterfragen und zu überschreiten.
Das Entwurfsprojekt ist eingebunden in die Aufgabenstellung des NHWAward 2024 der Nassauischen Heimstätte | Wohnstadt. Der Wettbewerb fordert zu experimentellen Entwürfen für die Stadt von Morgen am Beispiel des Entwurfsareals in Bettenhausen auf. Die Projektentwürfe können von den Studierenden als Basis für den Wettbewerb genutzt und dort eingereicht werden (Abgabe bis 5. September 2024, Preissumme 10.000€).
Zum Entwurfsprojekt wird das Projektseminar „Digitale Analysewerkzeuge im Entwurfsprozess“ am FG Entwerfen im städtebaulichen Kontext angeboten, die Teilnahme wird empfohlen.