Einfache Architektur. Michael Wilkens und die Baufrösche
Einfaches Bauen, Gebäudetyp-E, Partizipation, ökologisches Bauen, Engagement gegen Abriss sowie Aus- und Weiterbauen im Bestand werden gegenwärtig vielfach als entscheidende Ansätze für die Bauwende diskutiert. Aber: wie lässt sich „Einfachheit“ beim Bauen eigentlich definieren? Wieviel Standard ist genug? Welche komplexen Zusammenhänge sind für ein echtes Verständnis von ökologischem Bauen notwendig? Für wen wird gebaut und in welchem Verhältnis stehen Nutzen und Kosten? Diese Fragen sind nicht neu, sondern seit über 50 Jahren im Architekturdiskurs verankert. Einer der radikalsten Akteure war Michael Wilkens und sein Kasseler Architekturbüro Baufrösche. Schon in den 1970er Jahren ging es ihm um kostengünstiges Bauen, Substandard, Selbsthilfe, Vorfertigung und modulares Bauen, und um eine tiefgreifende Kritik eines modernen Selbstverständnisses des Architekten als Künstlergenius. Wilkens, der als einer der großen deutschsprachigen Architekturtheoretiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten kann, entwickelt seine Begriffe und Praktiken durch die Auseinandersetzung mit wichtigen Architekten des 20. Jahrhunderts. Statt „Heroen“ wie Le Corbusier und das Bauhaus knüpfte er an die Tradition einer „anderen“ Moderne von Adolf Loos, Leberecht Migge, Hugo Häring, Martin Wagner und Hannes Meyer an.
Das Forschungsprojekt widmet sich den wichtigsten gebauten Projekten und Entwürfen von Wilkens und den Baufröschen, die im Archiv der Baufrösche systematisch gehoben und erstmals umfassend zugänglich gemacht werden sollen, sowie einer historisch-kritischen Einordnung des theoretischen Schaffens. Nicht zuletzt wirft es Schlaglichter auf Wilkens alternative pädagogische Ansätze als Professor für Planungstheorie an der Gesamthochschule Kassel.
Forschender: Alexander Stumm