Hans Soeder

(öffnet Vergrößerung des Bildes)
(öffnet Vergrößerung des Bildes)

Ein für die Geschichte der Architekturausbildung in Kassel wichtiger Protagonist ist der Architekt, Hochschullehrer und Bauforscher Hans Soeder (1891–1962). Bereits zu Beginn der Weimarer Republik erlangte er Anerkennung als Spezialist für Holzbau sowie für die Rationalisierung im Siedlungsbau. Aufbauend auf diesen frühen Erfolgen wurde Soeder an die Kunstakademie in Kassel berufen, wo er als Direktor maßgeblich für die Umsetzung von Reformen verantwortlich war und erstmalig eine Architekturklasse etablierte. Er verfolgte einen eigenständigen Weg als unorthodoxer Moderner, der sich nicht dem ästhetischen Kanon des sich etablierenden „international Style“ unterwarf. Zugleich gelang es ihm, seine systematische Erforschung traditioneller- vernakulärer Bauweisen – insbesondere des Holzbaus - für seine eigene, zeitgenössische Entwurfs- und Bauweise produktiv zu machen. Von besonderem Interesse sind seine frühen Forschungen zu traditionellen (Holz-)Bauweisen in Osteuropa während des Ersten Weltkriegs sowie seine anschließenden Praxisjahre, in denen er als Architekt für Hallen- und Holzbauten im Metzer-System arbeitet und größere Siedlungsprojekte im Staatsdienst realisiert.

Als regelmäßiger Autor der Zeitschrift „Die Volkswohnung“, die Themen wie Siedlungswesen, Kleinhausbau, Bauhandwerk, neue Bauverfahren und Naturbauweisen behandelte, trug Soeder nicht nur praktische Beiträge zu selbst entwickelten Konstruktionen bei, sondern formulierte auch grundlegende theoretische Überlegungen, die bereits zentrale Techniken des modernen Holzbaus antizipierten.

Seine Theorien fanden konkrete Anwendung in Bauprojekten wie dem in Tafelbauweise errichteten „Sechseck-Holzhaus“ und wurden durch seinen praxisnahen Ratgeber „Das Holzwerk des Kleinhauses“ publiziert. Als visionär eines „Neuen Holzhausbaus“ orientierten sich seine Entwürfe nicht nur am technisch Machbaren, sondern auch stets an den ökonomischen Rahmenbedingungen und der Umsetzbarkeit in diesen. Soeders Ansatz, der neben dem Einsatz moderner Baustoffe auch unkonventionelle Planungsprozesse, vereinfachte Bauweisen und Selbstbaukonzepte integrierte, reflektiert in vielerlei Hinsicht heutige Prinzipien ressourcenschonender Ansätze die unter Stichworten wie ökologischem, vernakulärem und einfachem Bauen diskutiert werden.

Im Rahmen des Projektes sollen daher bislang wenig bekannte Texte und Entwürfe Soeders systematisch erschlossen und analysiert werden. Ziel ist es, seinen Baugedanken nicht nur im zeitgeschichtlichen Kontext einzuordnen, sondern diesen auch ausaktueller Perspektive zu reflektieren. Hier stellen sich zentrale Fragen: Wie sind Soeders Ideen und Konzepte historisch einzuordnen? Welche seiner Visionen im Holzbau wurden verwirklicht? Welche Herausforderungen sind bis heute ungelöst?

Forschender: Georgios Varelis