Lucius Burckhardt an der GH Kassel 1973–1993

Denkmal Nach. Aktion unter Federführung von Lucius Burckhardt am Friedrichsplatz in Kassel 1975 mit einer pneumatischen Konstruktion von Gernot Minke.
Bild: Klaus Hoppe, Martin Schmitz Verlag
Lucius Burckhardt gilt als Erfinder der Spaziergangswissenschaften. Hier der Spaziergang Fahrt nach Tahiti von 1978

Der Schweizer Soziologe und Nationalökonom Lucius Burckhardt lehrte von 1973 – 1993 an der Gesamthochschule Kassel. Er hatte einen prägenden Einfluss auf die Arbeit des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung, zugleich erhielt er von anderen Lehrenden, Studierenden und Externen zentrale Anregungen für seine eigene Arbeit und die Entwicklung seiner Position. Lucius Burckhardt trug mit seiner Arbeit, Planungskritik und Theoriebildung maßgeblich zu der Positionierung bei, vermittelte diese nach außen, inspirierte Kollegen wie er auch von diesen wesentliche Anregungen für seiner eigenen Arbeit aufgriff. Während Lucius Burckhardts Wirken an der ETH Zürich vor 1973 erforscht ist, steht dies für seine 20 jährige Kasseler Tätigkeit noch aus. Ziele des Forschungsvorhabens sind:

  1. Eine Rekonstruktion und Analyse seines Modells ökologischen Denkens auf Basis seiner verstreuten Aufsätze anhand zentraler Begriffe wie Umweltgestaltung, der kleinstmögliche Eingriff/ Kritik der Plan- und Machbarkeit, das Ungeplanten und die Selbstorganisation, Hoch- versus Popkultur, Landschaft.
  2. Eine Analyse seiner außerdisziplinären Praxis in den drei miteinander verwobenen Feldern: aktivistische Performances im öffentlichen Raum, die Zusammenarbeit mit Künstlern und im Kontext der Kunst als Feld ästhetischer und heterodoxer Praxis, Veröffentlichung und Auftreten in Publikumsmedien. Es soll herausgearbeitet werden, welche andere Wissensformen jenseits klassisch wissenschaftlicher und entwerferischer Burckhardt für die neuen Inhalte nutzte und wie hierbei sich Inhalt und Form bedingten bzw. beeinflussten.
  3. Eine Analyse seines Wirkens im institutionellen Setting der Hochschule: Wie formt und wirkt sich die Interaktion mit Kollegen und Studierenden wechselseitig aus? Welche Rolle spielt das experimentelle Setting der reformorientierten Gesamthochschule für die Entwicklung von Theorie und Praktiken? In welcher Weise gestaltete Burckhardt dieses – etwa auch in seiner Rolle als Dekan oder als Mitglied vom Berufungskommission – mit.

Erste Ergebnisse der Forschung wurden in einem Beitrag zu dem Projekt der Princeton University „Radical Pedagogies“, (Philipp Oswalt: The Science of “Strollology”, In: Radical Pedagogies, hg. von Beatriz Colomina et al., MIT Press Cambridge 2022, S. 186 – 189) und einer mit Studierenden (Fulya Kamisli,

Angelina Kretzer, Aylin Martin, Marie Schreiber, Naemi Sünderhauf) erarbeiteten Ausstellung im Rahmen der Jubiläumsfeiern des Fachbereichs ASL im Jahr 2023, Ausstellung „10 x forschender Aktivismus. Lucius Burckhardts Lehrforschungsprojekte 1973-1993 veröffentlicht.

Forschender: Philipp Oswalt