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01.06.2020

Regionale Wertschöpfung in Nordhessen

Erneuerbare Energien leisten ihren Beitrag zum Klimaschutz und sind die Basis einer zukünftigen Energieversorgung ohne fossile oder atomare Energieträger. Die Region Nordhessen hat beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor schon Überdurchschnittliches erreicht. Mit knapp 56% Anteil erneuerbare Energien am Stromverbrauch liegt dieser höher als der Anteil in Deutschland mit 37,8% und in Hessen mit 22,2%, das zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2018. Doch welchen Beitrag leisten die erneuerbaren Energien zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region? Eine Frage, die gerade jetzt bei einer drohenden Rezession von Bedeutung gewinnt. Eine Kurzstudie der Universität Kassel am Fachgebiet Mikroökonomik und empirische Energieökonomik hat im Auftrag der cdw Stiftung diese regionale Wertschöpfung für den Zeitraum 2000-2018 berechnet.

Im Zeitraum 2000-2018 wurden in erneuerbare Energien Investitionen von mehr als 2,90 Mrd. € getätigt und zusammen mit den laufenden Kosten 4,47Mrd. € für EE Projekte im Stromsektor bereitgestellt. Die regionale Wertschöpfungsrechnung berechnet nun den Anteil der Investitions- und laufenden Kosten, der zu Wertschöpfung in der Region führt. Hierzu werden Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Projekte durchgeführt und Annahmen zu regionalen Beschaffungsketten getroffen werden. Das Ergebnis: Von den gesamten Kosten in dem Betrachtungszeitraum konnten 1,93 Mrd. € in der Region gehalten werden, also ca. 43%.

Je nachdem wie stark der Zubau der einzelnen Technologien in den knapp 20 Jahren war und zu welchem Zeitpunkt zugebaut wurde, so groß ist auch der technologiespezifische Einfluss auf die generierte Wertschöpfung.  So hat die Photovoltaik mit 61% den größten Anteil an der regionalen Wertschöpfung. Dies liegt an den hohen Investitionen der Jahre 2009-2012 und den daraus generierten Rückflüssen in die Region von jährlich ca. 100 Mio. € seit 2010. Etwas überraschend kommt die Windkraft erst nach der Biomasse an der dritten Stelle. Da der Ausbau der Windkraft erst ab dem Jahr 2014 intensiver stattgefunden hat, konnten die Effekte nur für wenige Jahre in das Gesamtergebnis einfließen, hier sind für die kommenden Jahre steigende Beiträge zur regionalen Wertschöpfung zu erwarten. Was die Zahlen aber auch zeigen: Der Ausbau der PV ist seit 2013 stark zurückgegangen, so dass die jetzt noch hohe regionale Wertschöpfung durch diese Technologie ab 2033 voraussichtlich stark zurückgehen wird. Ähnliches gilt für die Windenergie mit aktuell sehr geringen Zubauraten. Um die Ziele der Bundesregierung, aber auch des Landes Hessen zur Energiewende erreichen, bedarf es hier also neuer Impulse, um die Investitionen in erneuerbare Energien Anlagen wieder stärker anzureizen. Dies ist nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Nordhessen. 

Finanziert wurde die Studie von der cdw Stiftung gGmbH aus Kassel. Die Stiftung möchte, dass aus Wissen Handeln wird und unterstützt Maßnahmen, die zu direkten Handlungen führen. Mit Beschluss des Regionalmanagements Nordhessen für eine Energiewende-Charta hat sich ein Bündnis aus Wirtschaft und Politik ambitionierte Ziele zur Energiewende gestellt. Bis 2040 soll die 100 Prozent Erneuerbare-Energie-Versorgung für die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr erreicht werden. „Nordhessen hat eine geballte Kompetenz für die Energiewende aus den Bereichen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft“, so Thomas Flügge, Geschäftsführer der cdw Stiftung. „Von daher ist es richtig, dass wir bei Ausbau der dezentralen, klimafreundlichen Energieversorgung voranschreiten. Die Deutlichkeit, mit der die Universität Kassel den volkswirtschaftlichen Nutzen für die Region bestätigt hat, ist ein wichtiger Baustein bei der Akzeptanz für die anstehenden Maßnahmen.“