Forschungsschwerpunkte

Kontrolle des Dynein-vermittelten Transport in den Furchungsteilungen

Epithelzellen bilden die Grundstruktur eines großen Teils der Organe multizellulärer Tiere. Im Drosophila Embryo entsteht nach der Befruchtung zunächst ein Syncytium, in dem sich viele Zellkerne ein Zytoplasma teilen. In einem Prozess, der Zellularisierung genannt wird, wird aus dem Syncytium ein einschichtiger Epithelverband aus ca. 6000 Zellen (Abb. 1). Unsere Arbeiten haben gezeigt, dass eine human-medizinisch relevante Proteinkinase, aus der Familie der Mikrotubuli-assoziierten Serin/Threonin (MAST) Kinasen, eine essentielle Rolle bei der Bildung der Zellen spielen. Wir konnten zeigen, dass die Drosophila MAST kinase, Drop out, für die Phosphorylierung von Dynein notwendig ist. Unsere Forschung beschäftigt sich mit dem Mechanismus dieses Prozesses, und dabei insbesondere mit der Regulation der MAST Kinasen. Unsere Arbeitshypothese ist, dass Drop out ein zentrales Signalmolekül in der Umsetzung der Genregulation beim Übergang des Syncytiums in das epitheliale Stadium des frühen Embryos ist.

Abbildung 1: Epithelentwicklung im frühen Drosophila Embryo. Die Zellkerne (blau) sitzen in einem gemeinsamen Cytoplasma am Zellkortex. Verschiedene Membranproteine (grün und rot) werden in die wachsenden Membranen eingebaut. Dieser Prozess führt zur de novo Morphogenese eines polarisierten Epithelverbandes.

Interzelluläre Kommunikation in der Gastrulation

Fibroblastenwachstumsfaktoren (FGF) sind Signalmoleküle, die in der Kommunikation zwischen Zellen von einfachen Metazoen bis zum Menschen von großer Bedeutung sind. FGFs regulieren die Homöostase in Geweben und Organismen indem sie die Proliferation, Migration und das Überleben von Zellen kontrollieren. Fehler im FGF-Signalsystem führen im Menschen zu schweren Krankheiten (Krebs, zystische Fibrose, Dysplasien, u.v.a.). Unsere Arbeiten haben Komponenten eines neuen FGF-Signalsystems in Drosophila identifiziert und die Funktionen dieses Systems im epithelialen-mesenchymalen Übergang (EMT) und der kollektiven Zellmigration untersucht (Abb.2). Weitergehende genetische Screens und quantitative Proteomanalysen haben weitere molekulare Komponenten identifiziert, die in der FGF – vermittelten, kollektiven Zellmigration der Mesodermzellen involviert sind und deren Funktion Gegenstand weiterer Forschungsarbeiten ist.

Abbildung 2: Epithelial-Mesenchymaler Übergang im Mesoderm. Die Zellen des Mesoderms (grün/gelb) gehen von einem epithelialen in einen mesenchymalen (Migrations-) Zustand über. Dieser Übergang führt zur massiven Umorganisation der epithelialen Struktur der Mesoderm Zellen und wird von Signalen durch zwei verwandte FGFs gesteuert.

Entwicklung hochauflösender Lichtblattmikroskopie

Biologische Prozesse sind dynamisch und finden auf subzellulärer, zellulärer und suprazellulärer Ebene statt. Die ideale dynamische mikroskopische Bildgebung sollte den unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Anforderungen biologsicher Systeme Rechnung tragen können. Die Lichtblattmikroskopie (single plane illumination microscopy SPIM) eignet sich ideal für die Gesamtbildgebung lebender Proben mit hoher zeitlich und räumlicher Auflösung. In der SPIM führt die Lichtstreuung, die während der optischen Messungen in biologischen Proben auftritt, zu Einschränkungen hinsichtlich der Auflösung und des Sichtfelds in der Probe. Um diese Mängel zu beheben, kann der Beleuchtungsstrahl über ein großes Sichtfeld zu einem sehr feinen Lichtblatt modifiziert werden. Außerdem bietet die Technik des Multi-View-SPIM (M-SPIM) die Möglichkeit durch die Anwendung mehrerer Linsen in Kombination mit der mechanischen Rotation des Objekts, die Probe aus verschiedenen Positionen aufzunehmen. Wir haben in unserer Arbeitsgruppe ein neuartiges Multiview-tiling-SPIM (MT-SPIM) entwickelt, das die M-SPIM Technik mit einem ‚tiling light sheet‘ kombiniert (Abb. 3). Das MT-SPIM bietet eine hochauflösende, robuste und rotationsfreie Abbildung lebender Proben. Wir konnten zeigen, dass das MT-SPIM die axiale Auflösung gegenüber dem herkömmlichen M-SPIM um den Faktor zwei verbessert und, dass diese Verbesserung der axialen Auflösung die automatisierte Segmentierung subzellulärer Strukturen verbessert.

Abbildung 3: Probenkammer und Objektivkonfiguration des Multiview Tiling Single Plane illumination Mikroskops (MT-SPIM). The two illumination lenses send thin tiled light sheets (blue arrows) onto the sample from opposite directions. These light sheets are scanned through the sampe by moving the objective lenses. The signal is detected at an angle of 90° by two detection lenses (green arrows) to obtain two opposite views from the sample.