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Universität Kassel - Fachbereich Elektrotechnik

BERUFSPRAKTISCHE STUDIEN (BPS)/ Fachpraxis

Entwicklung der BPS/ Fachpraxis an der Universität Kassel im Vergleich zu Praxissemestern an anderen Hochschulen

Die BPS/ Fachpraxis sind der Versuch eine besonders weitreichende Praxisorientierung des Studiums in Verantwortung der Hochschule zu institutionalisieren. Die Verantwortung der Hochschule bezieht sich auf die Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der betrieblichen Tätigkeit in den BPS und die Sicherstellung der Ausbildung in den Betrieben durch die Bereitstellung von ausreichend geeigneten Ausbildungsmöglichkeiten. Die BPS/ Fachpraxis sind in den Studiengang integriert und zeitlich dem Hauptstudium zuzuordnen.

Die an der Hochschule besuchten Lehrveranstaltungen werden ergänzt durch Studien an Arbeitsplätzen im zukünftigen Berufsfeld, was den Wechsel des Lernortes von der Hochschule zum Betrieb einschließt. Mit dem Wissen um die Bedeutung der Anwendung des an der Hochschule Gelernten kehren die Studierenden an die Hochschule zurück und setzen ihre Studien fort.

Dagegen weisen freiwillige Praktika einen geringeren Grad an Verpflichtung und Detailliertheit auf. Es ist den Studierenden und den Betrieben freigestellt, für den betrieblichen Aufenthalt die Art der Tätigkeit, die Dauer und den Zeitpunkt zu bestimmen. Eine Prüfung der Kompatibilität mit dem Ausbildungsprogramm an der Hochschule ist weder inhaltlich noch formell vorgesehen. Diese Praktika finden i.R. in der lehrveranstaltungsfreien Zeit statt, sind von kürzerer Dauer und überlagert von der Notwendigkeit der Finanzierung des Studiums. Die Gefahr einer Beschäftigung mit nicht berufsfeldbezogen Aufgaben liegt sehr nahe.

In einzelnen Studiengängen an den Hochschulen hat sich die Einsicht durchgesetzt, daß Praktika in Betrieben/ Institutionen für das Studium und die Lehre unverzichtbar sind. Mehr oder weniger sind in Studiengängen systematische Vorgaben gemacht zu den Zielen, Inhalten, Dauer, Zeitpunkt und dem prozessualen Ablauf. In der Regel leisten engagierte Hochschullehrer Hilfestellung bei der Suche noch einem Praktikantenplatz.

Werden die Ziele, Inhalte und die Dauer sowie der Zeitpunkt, z.B. nach Abschluß des Vordiploms, durch die Hochschule mehr oder weniger detailliert vorgegeben und die Durchführung durch ein Berichtsheft und den Nachweis der Firma von der Hochschule überwacht, so kann man von einem unbegleiteten Praktikum sprechen. Die Verarbeitung der individuellen Erfahrungen im Praktikum bleibt dem Studierenden überlassen. Der Nachweis erfolgt oftmals formell, ohne daß ein inhaltlicher und systematischer Bezug zum Studium hergestellt wird. Fehlende Absprachen zwischen den Betrieben/Institutionen und den Hochschulen stellen die Durchführung des Praktikums in die Beliebigkeit des Studenten.

Werden die Praktika zum Pflichtbestandteil des Studiums und übernehmen die Hochschulen die Verantwortung für die Durchführung eines systematischen Praktikantenprogramms mit Benennung der Ziele, der Inhalte, der zeitlichen Dauer, der Einordnung in das Studium, einer Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Aufenthalte, einer curricularen Einbeziehung in das gesamte Studienprogramm, mit Absprachen zwischen Hochschule und Betrieb, so sind sie noch Pfundtner (1992:19) als Praxissemester zu bezeichnen, wenn sie folgende Regelungen umfassen:

  • "Zeitliche und inhaltliche Festlegung der die Praxissemester begleitenden Lehrveranstaltungen;
  • Inhaltliche Ausgestaltung der Praxissemester in Form von Ausbildungsplänen;
  • Bearbeitungsmodalitäten des im Praxissemester Gelernten durch die Studenten;
  • Betreuungsregelungen für die Studenten während des Praxissemesters durch die Praxisstelle und Hochschule
  • Anerkennungsmodalitäten der Praxissemester durch Prüfungen an der Hochschule, Beurteilung schriftlicher Berichte, Zeugnis der Betriebe und Institut Tätigkeitsnachweise der Betriebe/Institutionen, etc.)."
Ein Modell, welches in allen Studiengängen an den Fachhochschulen in den Ländern Baden-Württemberg und Bayern eingeführt wurde. Die Einführung von Praxissemestern in Bayern wurde nicht in das Ermessen ein Fachbereiche oder Hochschulen gestellt. Eingeführt wurden für alle Studiengänge landesweit gültige Regelungen für Praxissemester durch Erlaß des zuständigen Ministeriums. Die landesweite Vereinbarung von Praxisplätzen in den Betrieben im Umkreis von 100km der Fachhochschulen sichern den Rechtsanspruch der Studierenden auf einen Ausbildungsplatz im Praxissemester. Aus den Listen suchen sich die Studierenden ihre Praxisplätze aus, bewerben sich und vereinbaren nähere Einzelheiten der Ausbildung. Die Studierenden im Praxissemester werden an einem Tag in der Woche an der Hochschule durch alle Hochschullehrer begleitet. Hinzu kommen regelmäßige Besuche der Hochschullehrer in den Betrieben. Die Durchführung von Begleitveranstaltungen und die Besuche in den Betrieben werden auf das Lehrdeputat angerechnet und finanziert.

Weitere Bundesländer werden das Modell "Praxissemester" an Fachhochschulen einführen. Verzögert wird Einführung von Praxissemestern wegen der mangelnden Bereitschaft der Wissenschaftsministerien bzw. der Hochschulen die notwendigen personellen und sächlichen Ressourcen zur Durchführung bereitzustellen, worauf die an einer Einführung von Praxissemestern interessierten Fachbereiche aber bestehen.

An den hessischen Hochschulen wurden durch einzelne Fachbereiche in den Studiengängen, zuerst un der Universität 6esamthochschule Kassel in den Integrierten Diplomstudiengängen und später auch an den Fachhochschulen Berufspraktische Studien eingeführt.

Besondere Merkmole des hessischen Lösungsansatzes zur Verstärkung der Praxisorientierung des Studiums sind die curriculare Integration der betrieblichen Tätigkeit die Beratung der Studierenden bei der Vorbereitung und Durchführung der BPS/ Fachpraxis.

Berufspraktische Studien/ Fachpraxis

Die BPS/ Fachpraxis in den gestuften Diplomstudiengängen und Diplomstudiengängen an der Universität Kassel ermöglichen eine noch weitergehende Integration der Problemlagen der Praxis in ein wissenschaftliches Studium. Mit einer Verzahnung zwischen den traditionellen Lehrveranstaltungen (Vorlesung, Seminar, Übung), dem Projektstudium und den verpflichtenden Berufspraktischen Studien/ Fachpraxis, werden die problemorientierten Ansätze des Studiums in der Praxis überprüft bzw. bieten sich Chancen, die in den Berufspraktischen Studien/ Fachpraxis bearbeiteten Praxisprobleme in die Projekte des Studiums einzubringen. Sie lassen die Studierenden nicht allein der überfordernden Aufgabe, diese Problemlagen selbst zu meistern, sondern bieten eine Beratung vor und während der betrieblichen Tätigkeit durch Hochschullehrer und Fachreferenten und ein vorbereitendes, begleitendes und nachbereitendes Lehrangebot an. Von den Studierenden wird erwartet, daß sie Beratungs- und Veranstaltungsangebote der Hochschulen wahrnehmen.
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Kritik, Anregung und Informationen: H.-Dieter Berdelsmann