Fachbereich6
Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
Werkstatt für Dialogische Planung
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PRA
PRA ist ein Kürzel für Participatory Rural Appraisal und wird am ehesten mit "Bürgerorientierte ländliche Entwicklungsplanung" übersetzt. (In nicht ländlichen Zusammenhängen steht PRA für Participatory Rapid Appraisal und wird im Deutschen als rasche partizipative Erhebung bezeichnet.) Geprägt wurde PRA in der indischen Regionalentwicklungsarbeit. Seit Anfang der 90er Jahre wird die Methode auch in Deutschland häufiger angewandt.

Anwendung
Aufwand
Zielgruppe
Ergebnis/Wirkung
Zu beachten
Anwendungsbeispiele
Literatur


PRA ist keine neue Methode, sondern eine Sammlung von Erhebungs-, Planungs- und Animationsmethoden. PRA heißt, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ein externes/unabhängiges Team in eine Gemeinde/eine Region kommt und mit den BürgerInnen gemeinsam deren Ansichten, Wünsche, Vorstellungen sowie Ideen zusammenträgt, auswertet und abschließend präsentiert.
So entsteht, ähnlich wie bei der aktivierenden Befragung, innerhalb einer kurzen Zeit ein breites Bild zur momentanen Situation, zu den vorhandenen Schwierigkeiten und Entwicklungspotentialen sowie zu konkreten Projektideen. Ziel des gemeinsamen Prozesses ist die Planung von Aktivitäten und Projekten, die von den BürgerInnen selbst bzw. mit Unterstützung zuständiger Institutionen realisiert werden können.

Anwendung
Wie viele andere Beteiligungsmethoden basiert PRA darauf, dass BürgerInnen ihre Situation bzw. die Probleme ihrer Gemeinde oder Region sehr gut kennen und mit dieser Kompetenz an der Analyse der Zusammenhänge und an der Entwicklung von Lösungen mitarbeiten sollten. Der gesamte Beteiligungsprozess lässt sich in die folgenden drei Phasen gliedern:

Phase 1: Vorbereitung und Organisation der Erhebungs- bzw. Projektphase durch lokale Institutionen und Gruppen. Einführung des Befragungsteams in die Befragungsmethoden.

Phase 2: Durchführung der Erhebungsphase durch ein externes Befragungsteam.
Innerhalb eines kurzen Zeitraumes (eine Woche) kommt ein größeres Team (etwa 16 Personen) in eine Gemeinde oder Region. Nach einem Kennenlernen der Gemeinde z.B. in Form von Spaziergängen führt das Team an drei Tagen Befragungen (sogenannte Küchentischgespräche) und Beobachtungen durch. Wichtiges Prinzip für das Befragungsteam ist, dass das Wissen und die Erfahrung der BürgerInnen im Vordergrund stehen. Die mit halbstrukturierten Interviews gewonnenen Ergebnisse werden sofort vor Ort aufbereitet und am Ende der Erhebungsphase der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Ergebnispräsentation ist der Höhepunkt der 2. Phase. Hier findet eine Art Spiegelung des Gemeindelebens durch das externe Team statt. Wichtig ist, dass die Vorstellung ansprechend und aktivierend durchgeführt wird. Zentrale Aussagen werden in szenischen Darstellungen, kurzen Vorträgen oder Liedern präsentiert, die den Nerv der BürgerInnen treffen sollen. Weitere Ergebnisse werden auf Ausstellungstafeln vorgestellt. Im Laufe der Veranstaltung kommt es dann zu Gruppendiskussionen und der Bildung von Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen.
Abgeschlossen wird diese Art Bürgerversammlung mit der symbolischen Übergabe der Ergebnisse und der geplanten Aktivitäten an die politischen EntscheidungsträgerInnen wie z.B. BürgermeisterIn.

Phase 3: Koordination, Betreuung und Weiterführung der geplanten und begonnenen Aktivitäten zur Gemeindeentwicklung durch lokale oder regionale Institutionen und Arbeitsgruppen.

Aufwand
Die PRA-Methode gestaltet sich in der 2. Phase als sehr personalaufwendig. Um die Personalkosten niedrig zu halten, bietet es sich bei dieser Methode an mit Universitäten/Schulen etc. zusammenzuarbeiten.

Zielgruppe
Alle BürgerInnen einer Gemeinde oder Region. Die Methode ist geeignet, alle BürgerInnen in ihrer Unterschiedlichkeit (Alter, Herkunft etc.) einzubeziehen. Es kann individuell auf unterschiedliche Kommunikationsstile eingegangen werden.

Ergebnis/Wirkung
Die mit der PRA-Methode erarbeiteten Ergebnisse stellen eine umfangreiche Bestandsaufnahme über die Einschätzung der BürgerInnen bezüglich ihrer Lebenswelt dar. Die Methode ermöglicht den BürgerInnen eine intensive Mitwirkung an dieser Bestandaufnahme. Die Mitwirkung an der Ideenentwicklung für Veränderungen z.B. im Stadtteil und an weiteren Entscheidungsprozessen hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen (Offenheit der Politik und Verwaltung) ab.
Die PRA Methode kann als guter Einstieg in einen längeren Beteiligungsprozess dienen. Beteiligungsunerfahrene oder resignierte BürgerInnen lassen sich durch die eher persönliche Ansprache im Rahmen der Methode eventuell eher für eine Mitwirkung an der Gestaltung ihrer Gemeinde gewinnen als durch Methoden wie Open Space oder Zukunftswerkstatt.

Zu beachten
Insbesondere in der Vorbereitung und Nachbereitung der PRA sollte das externe Team von einer Projektgruppe aus lokalen Akteuren und politischen EntscheidungsträgerInnen unterstützt werden. Die Projektgruppe ist wichtig um zum einen die BürgerInnen zur Mitarbeit zu motivieren und zum anderen um gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Projektideen umzusetzen.
Die im Rahmen der Ergebnispräsentation vorgesehenen Gruppendiskussionen sollten so moderiert werden, dass Arbeitsgruppen mit konkreten Zielen entstehen und diese mit ersten. Schritten aus der Erhebungsphase nach Hause gehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Ideen verpuffen oder totgeredet werden.

Anwendungsbeispiele
1997 Gemeinde Heiligkreuzstein (Ba-Wü): 'Heiligkreuzstein 2005 – Zukunft miteinander gestalten' (Info: Landesanstalt für ländlichen Räume (LEL) in Schwäbisch Gemünd)
1998 Stadt Überlingen: 'Junges Überlingen – PRA zur Befindlichkeit der Jugend in Überlingen’ (Info: Verein für internationalen Dialog und Frauenalltagsforschung e.V. in Wangen/Allgäu)
2000 Gemeinde Barkau/Schles.-H.: 'Perspektiven für ältere Menschen im Barkauer Land' (Info: Akademie für die ländlichen Räume Schles.-H. e.V.)

Literatur
Zur angegebenen Literatur finden Sie in der Bibliothek jeweils eine kurze Beschreibung

Currle, Jochen; Delius, Katharina: PRA – ein Instrument für die Entwicklung im ländlichen Raum. Heiligkreuzstein 2005 – Zukunft miteinander gestalten, in: Landinfo 1/98.

Akademie für die ländlichen Räume Schles.-H. e.V.: Perspektiven für ältere Menschen im Barkauer Land (Kreis Plön), Eckernförde, 2000.


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| Werkstatt für Dialogische Planung | Letzte Änderung 15.05.2003 |