Dominik Motz

Frühneuzeitliche Funeraldrucke als Medien dynastischer Memoria am Beispiel des Hauses Waldeck

Memoria, also „die Überwindung des Todes und des Vergessens durch ‚Gedächtnis‘ und ‚Erinnerung‘“ (LexMA 6, 510), stellt eine zentrale Kategorie im Denken des frühneuzeitlichen Adels dar. Das Andenken an einen Verstorbenen konnte dabei auf verschiedene Weise wachgehalten werden, wobei man vor allem seit dem 16. Jahrhundert vermehrt auf Funeraldrucke (= gedruckte Leichen- und Gedächtnispredigten, Parentationen sowie Epicedien) setzte. Obwohl Funeralschriften eine große Bedeutung für die adelige Erinnerungskultur der Frühen Neuzeit haben, fehlt bis heute eine Studie, die den Umgang mit diesen Drucken aus der Perspektive einer Adelsfamilie in den Blick nimmt und ihre Rolle bei der Konstituierung der dynastischen Memoria untersucht. Dies soll im vorliegenden Dissertationsprojekt am Beispiel des Hauses Waldeck geleistet werden. Allerdings ist zu beachten, dass Funeraldrucke Erinnerung auf zweifache Weise stiften können: einerseits indem sie als „papierne Denkmäler“ für verstorbene Mitglieder einer adeligen Familie zur dynastischen Selbstdarstellung beitragen, andererseits indem durch das Sammeln und Aufbewahren dieser Drucke eine Art innerdynastisches Gedächtnis generiert wird. Analog gilt es daher, die aktive publizistische Tätigkeit des Hauses Waldeck sowie das Sammeln in der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek genauer zu beleuchten. Was die Produktion eigener waldeckischer Funeraldrucke angeht, so soll nicht nur deren buchgeschichtliche Entwicklung, ihre Distribution sowie ihre Position im Trauerzeremoniell nachgezeichnet werden, sondern auch ihr Repräsentationspotential und ihre Bedeutung für die politische Kommunikation des Hauses Waldeck analysiert werden. Im Hinblick auf die Sammlung von Funeralschriften ist das Ziel, auf der Grundlage der zahlreich überlieferten Bibliothekskataloge und weiterer vorhandener Archivalien, die Speicherung sowie die Rezeption der Drucke am Waldeckischen Hof herauszuarbeiten.