Teilprojekt der Uni Kassel

Teilprojekt der Universität Kassel

Das Teilvorhaben des Fachgebietes soziologische Theorie der Universität Kassel fokussiert im Projekt auf die Beratungsformen und -praktiken. Vor dem Hintergrund der Frage nach dem Reformbedarf, mit dem die Verbraucherberatung aufgrund des digitalen Wandels konfrontiert ist, werden zum einen Beratungsformen im Bereich des digitalen Verbraucherschutzes in den Blick genommen (z.B. Auswirkung digitaler Zahlungsmöglichkeiten oder etwa sog. „dark patterns“ auf das Nutzungsverhalten u.v.a.m.). Die Problemlagen im digitalen Bereich sind oftmals von großer Komplexität und überspannen unterschiedliche Expertisebereiche, sie können z.B. gleichzeitig technische, rechtliche und ökonomischen Aspekte betreffen. Gleichzeitig bietet der digitale Bereich spezifische Vernetzungsmöglichkeiten. Deshalb wird das soziologische Teilvorhaben insbesondere den Arbeitsbündnissen und -bögen Augenmerk schenken, die einzelnen Beratungsepisoden zugrunde liegen: den Kooperationsbeziehungen und -maßnahmen, die zwischen Berater:innen und Beratenen bestehen oder die sowohl die Beratenen untereinander wie auch Berater:innen aus versch. Expertisebereichen wechselseitig pflegen (Bündnisse); und den Verlaufsformen einzelner Episoden bzw. den Interaktionen zwischen versch. Akteuren, die dabei beobachtbar sind (Bögen). Um auch zukunftsweisende Erneuerungsbedarfe in den Blick zu bekommen, die sich gerade erst abzeichnen, für zukünftige Beratungsformen aber umso relevanter werden, sollen zum anderen Beratungspraktiken im Bereich der Verschränkung digitaler Problemstellungen mit Fragen der energetischen Infrastruktur untersucht werden (z.B. digitale Stromnetze und die Beratung digitaler Stromverbraucher:innen). In diesem Bereich sind nicht nur besonders markante Zielkonflikte beobachtbar (z.B. zwischen dem Vernetzungsimperativ der Strominfrastruktur und der Praktizierung informationeller Selbstbestimmung), sondern auch die unterschiedlichsten Beratungsangebote, -Expertisen und -Expert:innen aktiv, bis hin zu Schein-Expert:innen, die eigene Agenden verfolgen. Die daraus resultierende hohe Dynamik dieses Beratungsfeldes verspricht daher fruchtbare Einsichten auch in die Qualität unterschiedlicher Beratungsformen. Die in den dargestellten Bereichen gesammelten Erkenntnisse sollen zunächst konsumsoziologisch fruchtbar gemacht und daraufhin dann in die Praxis der Verbraucherberatung zurückgespeist werden.
Um dies zu erreichen, werden in den genannten Forschungsfeldern zunächst die Praktiken der Beratung mit den Methoden qualitativer Sozialforschung untersucht (Teilnehmende Beobachtung, Analyse natürlicher Protokolle, Interviews, Fokusgruppen). Nach Auswertung der erhobenen Daten werden die resultierenden Erkenntnisse in tragfähige und verallgemeinerbare Theoriemodelle der Verbraucherberatung überführt, um diese dann wieder gemeinsam mit den Forschungs- und Praxispartnern in die Praxis der Verbraucherberatung überführen zu können. Schließlich sollen auch Handlungsempfehlungen in den regulatorischen (Behörden) und politischen Bereich (Legislative) eingebracht werden.