Identitätsprozesse in einem fremden Kulturraum

Jesuitische Berichte aus den Missionen am Beispiel der „Lettres édifiantes“ und des „Neuen Welt-Botts“

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Renate Dürr
Kooperationen: Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit an der Universität Frankfurt am Main

Der Focus des Forschungsprojektes liegt auf der Frage nach Identitätsbildungsprozessen als ein zentrales Moment für die Konstruktion eines Kulturraumes. Der Ausschnitt, an dem das untersucht werden soll, sind zwei Zeitungsprojekte des 18. Jahrhunderts, die eng miteinander verwoben und doch nicht deckungsgleich sind. Dabei handelt es sich um die „Lettres édifiantes et curieuses“ (1702-1776) und den „Neuen Welt-Bott“ (1726- 1761). Diese Periodika druckten Briefe, Rechenschaftsberichte und geographischlandeskundliche Abhandlungen der Jesuiten aus ihren verschiedenen Missionsstationen in Asien, Afrika und der Neuen Welt. Allen Texten gemeinsam ist, dass mit ihnen eine Kommunikation aufgebaut wurde zwischen den außerhalb Europas lebenden und wirkenden Missionaren und dem europäischen Lesepublikum.

Diese Berichte sollen unter fünf Perspektiven untersucht werden:

  1. Schreiben als Moment der Selbstvergewisserung: Welche Facetten des Selbst („europäische“, „christlich-jesuitische“, transkulturelle Dimensionen in der Identität der Missionare) kamen besonders deutlich zum Tragen?
  2. Prozesse des Wandels: Sind Unterschiede zwischen den Berichten aus der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jahrhunderts feststellbar? Welche Rolle spielt die Dauer des Aufenthaltes in der Fremde? Welche Rückschlüsse auf veränderte Identitäten lassen sich daraus ziehen?
  3. Schreiben und Wissenstransfer: Welches Wissen wurde wohin weitergegeben und warum erschien dieses interessant?
  4. Schreiben und Polemik: In welchem Verhältnis stehen diese Missionsberichte zur Debatte über den Jesuitenorden in Europa?
  5. Schreiben und Handeln: In welchem Verhältnis stehen die Berichte über die Mission zu der Arbeit vor Ort selbst?

Stand: 24. August 2008