Zeichen und Raum in spätmittelalterlichen Portolankarten

Kulturräume und ihre Konstruktion durch graphische Zeichen in spätmittelalterlichen Portolankarten

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner und Philipp Billion
Laufzeit: Juli 2006 bis Juni 2008, abgeschlossen
Drittmittel: Gerda-Henkel-Stiftung (Promotionsstipendium)
Kooperationen: PD Dr. Martina Stercken (Universität Zürich), Dr. Piero Falchetta (Biblioteca Marciana, Venezia).


Publikation: Philipp Billion, Graphische Zeichen auf mittelalterlichen Portolankarten. Ursprünge, Produktion und Rezeption bis 1440, Diss. masch. schr. Kassel 2008.

Ziel der Untersuchung ist die Frage nach der graphischen Repräsentation von Kulturräumen in ihren lokalen und zeitlichen Ausprägungen der Portolankarten des Spätmittelalters. Analysiert werden die komplexe Zusammensetzung einer aus Bild- und Textelementen kompilierten Quelle und deren Aussagekraft bei der Vermittlung von kulturellen und herrschaftlichen Konzepten. Quellenbasis ist eine große Zahl mittelalterlicher Portolankarten, die im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert vor allem in Norditalien und Spanien produziert wurden. Diese Karten, die sich anfangs auf das Mittelmeer und die anliegenden Länder und Kontinente beschränkten, ehe sie später auch den Rest der Welt erfassten, sind reich an graphischen Zeichen, die über die Küstenverläufe, die Städtenamen von Hafenorten und die Rumbenlinien hinausgehen. Die graphische Ausgestaltung reicht von einfachen symbolhaften Darstellungen herausgehobener Städte bis hin zur prunkvollen bildlichen Ausschmückung des Festlandes. Die Erstellung der repräsentativen, stark ornamentierten Portolane zeugt vom Willen, die eigene Herrschaft im Gefüge der mediterranen Staatenwelt zu verorten sowie den eigenen Kulturraum darzustellen. Prunkvoll ausgeschmückte Portolankarten können also als Zeugnisse einer Reflexion über die eigene Kultur und deren graphische Repräsentation gedeutet werden. Im Zentrum des Projekts stehen die Fragen nach der Darstellung der eigenen und fremden Kultur, den zugrunde liegenden Faktoren (wie Auftraggeber, Kartograph, Typ der Karte, Ort der Herstellung) und der Aussagekraft graphischer Zeichen. Methodische Anhaltspunkte geben die neueren hilfswissenschaftlichen Untersuchungen graphischer Zeichen in mittelalterlichen Urkunden sowie die aktuellen kulturwissenschaftlich ausgerichtete Beiträge der Raum und Kartographieforschung.

Stand: 24. August 2008