Kulturlandschaftskataster
Historische Kulturlandschaft
Kulturlandschaftskataster
Struktur
[1] Überblick
In dem KLK sind die Elemente der Kulturlandschaft mit
- ihrem Raumbezug (als Punkt, Linie oder Fläche)
- ihrer Historie
- in welchem Zeitraum hatte das Element welche Funktion ?
- was ist der aktuelle Zustand ?
- zusätzlichen Information wie
- historische und aktuelle Photos
- speziellen Dokumenten
- ihrer Einordnung in die Menge der Elemente
- Element A2 ist Bestandteil von Element A1
- Element B enthält die Elemente B1, B2 und B3
- ihrer Bewertung
(touristische Inwertsetzung, Schutzwürdigkeit etc)
abgespeichert.
Diese Struktur erlaubt die folgenden Recherchen :
- Vorgabe eines räumlichen Fensters :
welche Elemente sind innerhalb dieses Fensters vorhanden ?
- Vorgabe eines zeitlichen Fensters
- Auswahl bestimmter Funktionen (Nutzungstypen):
alle Getreidemühlen, alle Basaltsteinbrüche etc
- Recherche bezüglich der Persistenz :
welche Elemente haben länger als 100 Jahre unverändert bestanden ?
Alle genannten Recherchen können miteiander kombiniert werden.
Zu den in einer Recherche gefundenen zutreffenden Elementen können anschließend
alle jeweils abgepeicherten Detailinformatationen abgefragt werden.
Die Rechercheergebnisse können in thematischen Karten visualisiert werden.
[2] Historie
[2.1] historisch-geographische Betrachtungsweisen
zur Erfassung und Darstellung von historischen Befunden
- Die querschnittliche (synchrone) Betrachtungsweise ist auf die landschaftlichen Zustände
einer bestimmten Vergangenheit gerichtet. Zu allen Elementen der Kulturlandschaft
liegen zu identischen Zeitpunkten t1,t2,etc Daten vor.
- Bei der längsschnittlichen (diachronen) Betrachtungsweise liegen die Daten zeitlich
hintereinander vor. Die Zeitpunkte der Elementen werden durch die
verfügbaren Quellen zu den Elementen bestimmt. Die zeitpunkte zu
den verschiedenen Elementen stimmen in der Regel nicht überein; auch ist die
Anzahl von Zeitpunkten u.U. sehr unterschiedlich groß
- in beiden Betrachtungsweisen ist der Ist-Zustand zum zeitpunkt T=Jetztzeit
der Endpunkt der zeitlichen Folge
Aufgrund der Situation der vorliegenden Quellen wird für das Kulturlandschaftskataster der Losse
wie folgt verfahren :
- für die Objekte der Industriekultur (Ziegelei, Steinbruch, Bergwerk, Mühle etc)
ergeben die Quellen sehr unterschiedliche Historien ==> längsschnittliche Betrachtungsweise
- die Trassen der Verkehrswege (Fernstraßen, Eisenbahn) können vollständig
den vorliegenden historischen Karten entnommen werden ==> querschnittliche Betrachtungsweise
- ebenso das Gewässernetz ==> querschnittliche Betrachtungsweise
[2.2] längsschnittliche Betrachtungsweise
Zu jedem inventarisierten Objekt steht (als unstrukturierter Fließtext) eine möglichst
lückenlose Historie zur Verfügung. Dieser Text wird den verschiedenen vorhandenen Quellen
entnommen.
Beispiel : Agathof im Stadtteil Kassel-Bettenhausen
Für die Erfassung im KLK wird diese Historie in eine Folge von Ereignissen zerlegt. Ein Ereignis
hat die folgenden Attribute :
Zu jedem Element muss ein Ereignis auftreten, das den heutigen Zustand beschreibt.
Die Menge der Ereignisse zu allen inventarisierten Elementen der Kulturlandschaft ist der zentrale
Bestandteil des Kulturlandschaftskatasters. Durch die Kategorien-Schemata sind die geforderten
Recherchen möglich und (mittels des Raumbezugs) als Karten zu visualisieren.
[2.3] querschnittliche Betrachtungsweise
Entsprechend der Bearbeitungsjahre der vorliegenden historischen Karten liegen zu allen Elementen
zu identischen Zeitpunkten Aussagen vor (hierbei auch "existiert nicht"). Den Endzeitpunkt
stellt den Zustand der Jetztzeit dar.
[3] Raumbezug
[3.1] Grundsätze
- Der Raumbezug eines Elementes des Kulturlandschaftskatsters ist ein Punkt,
eine Linie oder eine Fläche.
- Ob ein Element als Linie bzw. Fläche abgebildet wird, ist eine Frage
des gewählten Erfassungs- und Darstellungsmaßstabes :
die Lage eines Steinbruchs ist in einem großen Maßstab
als Fläche abzubilden, bei einem kleinen Maßstab (wenn
z.B. in einer Karte der Sachverhalt des gesamten Untersuchungsraumes
visualisiert werden soll) jedoch besser als Punkt (nicht zuletzt auch
wegen der höheren Vielfalt der einsetzbaren Punktsymbole in einer
Karte gegenüber der möglichen Flächensymbole).
- Der Raumbezug eines Elementes ist in der Regel eine Funktion des Zeitpunktes:
ein Betrieb dehnt sich durch neue Gebäude aus oder bestehende werden abgerissen
==>
Modifikation der Figur Fläche (und auch der Figur Punkt, wenn der
Punkt als Schwerpunkt der Betriebsfläche aufgefasst wird).
- Die Quellen für die Historie eines Betriebes beschreiben den Raumbezug
zu verschiedenen Zeitpunkten in der Regel nicht oder nur ungenau
(Ausnahme : vorhandene Pläne)
- Die Modifikation des Raumbezuges ist zu erfassen aus den vorligenden historischen
Karten im Rahmen der jeweils geltenden Genauigkeit.
- Der moderne Raumbezug kann aus den vorliegenden digitalen Daten (ALK, DLM25)
entnommen werden.
- Liegt der Schwerpunkt des Projektes auf der Landschaftswandelkartierung, so ist
der Wandel des Raumbezugs wesentlich. Für die Anforderungen
der historischen Kulturlandschaft, die den Blick vom jetzigen Ortes des
noch bestehenden Elementes (oder dem Relikt eines früher
dort bestehenden Elementes) in die Vergangenheit lenkt, ist die jetzige
Lage wesentlich - auf vergangene kann verzichtet werden.
[3.2] KLK der Losse
Für das KLK der Losse wird der Raumbezug wie folgt realisiert:
- ein Element, das einen Gewerbe-/Industriestandort darstellt,
wird immer durch einen Punkt lokalisiert
der Punkt liegt innerhalb des aktuell sichtbaren Areals;
ist das Element untergegangen, so erfolgt die Koordinatenaufnahme
gemäß des zuletzt erkennbaren Standortes aus einer historischen Karte.
Diese Punkte werden in Karten genutzt, in denen für den gesamten
Untersuchungsraum Ergebnisse kartiert werden.
- ein solches Element kann zusätzlich durch eine Linie oder Fläche
beschrieben werden,
wenn das Areal des Elementes heute eine deutliche Ausdehnung aufweist.
Dies ist in der Regel der Fall bei einer Braunkohlengrube, einem Steinbruch etc
(Fläche als Beschreibung des gesamten Areals, nicht einzelne Gebäude)
oder einer Materialseilbahn (Linie). Auch hier gilt
der aktuelle Ort oder der zuletzt erkennbare (bei einem Relikt).
Die Linien / Flächen werden in Teilkarten des Untersuchungsraumes
mit großem Maßstab genutzt.
- Linien werden genutzt für
- das Gewässernetz
- die Eisenbahntrassen
- das (Fern-)Straßennetz
in allen aus den historischen Karten erkennbaren Varianten (ausgehend vom Ist-Zustand).
Dieser Raumbezug dient dem Ziel einer Landschaftswandelkartierung. Historische
Zustände können bei Bedarf obigen Karten hinzugefügt werden.
- Die Erfassung und der Einsatz
von historischen Raumbezügen zu Gewerbe-/Industriestandorten
ist noch zu erörtern.
[4] Abbildungen
Zu jedem Element können historische Fotos als Ergänzung des formalen Datenbestandes
aufgenommen werden. Eine Abbildung mit dem aktuellen Zustand des Elementes ist obligatorisch.
[5] Zusätze
zu einzelnen Elementen sind fakultativ.
[6] Bewertung
Obige Attribute der Elemente werden bei der Inventarisierung erfasst. Daran schließt sich die
Bewertung an.
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erstellt am 06.10.2007 von Klaus Horn
EMail = horn.gis.AT.uni-kassel.de