Geschlechtergerechte Sprache

Bild: Fiona Körner

Das Ziel geschlechtergerechter Sprache ist es, alle Geschlechter auf respektvolle Art und Weise anzusprechen und sichtbar zu machen. Dabei geht sie über die schlichte Benennung von Männern und Frauen hinaus und spricht Trans*- und Inter- sowie nicht-binär verortete Personen an. Auf diese Weise leistet sie einen Beitrag zum Abbau von Diskriminierungen.

Die Annahme, dass das Generische Maskulinum in der deutschen Sprache, d.h. die alleinige Verwendung männlicher Bezeichnungen, alle Geschlechter 'mitmeine', hat sich in zahlreichen wissenschaftlichen Studien als falsch herausgestellt. Wo ausschließlich Männer angesprochen werden, wird letztlich auch ausschließlich an Männer gedacht. Als eine Form geschlechtergerechter Sprache eignet sich das generische Maskulinum daher nicht.

Varianten geschlechtergerechter Sprache

Geschlechtergerechte Bildgestaltung

Broschüre „Geschlechtergerecht in Sprache und Bild“

Die verschiedenen Varianten geschlechtergerechter Sprache können Sie auch in der Broschüre „Geschlechtergerecht in Sprache und Bild“ der Universität Kassel nachlesen.

Broschüre „Geschlechtergerecht in Sprache und Bild“: Weiter

Grundsätzlich kann für die Hochschule das Hessische Gleichberechtigungsgesetz (HGLG) herangezogen werden. Darin heißt es: „Rechts- und Verwaltungsvorschriften sollen die Gleichstellung von Frauen und Männern sprachlich zum Ausdruck bringen. Dies gilt auch für den dienstlichen Schriftverkehr“ (HGlG §1, Absatz 2).

Eine einheitliche, für alle Bereiche des Hochschullebens geltenden Regelung gibt es an der Universität Kassel nicht. Einzelne Bereiche haben jedoch Regelungen festgehalten.

In der Geschäftsordnung der Zentralverwaltung der Universität Kassel ist festgehalten, dass „[a]uf eine differenzierte, vorurteils- sowie diskriminierungsfreie Sprache […] zu achten“ und „eine gendersensible und inklusive Sprache umzusetzen“ ist (Seite 13).

Einzelne Fachbereiche haben Vorgaben bzw. Empfehlungen zur Nutzung geschlechtergerechter Sprache herausgegeben. Teils wurden diese in den Gleichstellungskonzepten festgehalten, teils gibt es separate Dokumente. So hat beispielsweise der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften eine Übersicht mit Formulierungshilfen erstellt.

Je nach Situation und Kontext können unterschiedliche Begrüßungs- und Anredeformen in Frage kommen.

Allgemeine Begrüßungsform:

Guten Tag [Vorname Nachname]

Liebe*r [Vorname Nachname]

Sehr geehrte*r [Vorname Nachname]

 

Wenn ein bestimmter Personenkreis angesprochen werden soll, können z.B. folgende Begrüßungsformen genutzt werden:

Sehr geehrte Mitglieder der/des XYZ, …

Liebe Teilnehmer*innen der/des XYZ, …

Liebe Kolleg*innen, …

Liebe alle, …

 

Natürlich können auch weiterhin Begrüßungsformen wie „Sehr geehrte Frau …“ oder „Lieber Herr …“ verwendet werden. Allerdings sollte sichergestellt werden, dass die angesprochene Person mit der darin enthaltenen Geschlechtszuschreibung einverstanden ist. Für Trans*-, Inter- und nicht-binär verortete Personen stellt es beispielsweise eine erhebliche Belastung dar, wenn sie mit einer Geschlechtszuschreibung angesprochen werden, mit der sie sich nicht identifizieren. Im Zweifelsfall sollte daher eine neutrale Begrüßungs- und Anredeform gewählt werden, ggf. verbunden mit der freundlichen (!) Nachfrage, wie die Person gern angesprochen werden möchte.

Um anderen Menschen die geschlechtsspezifische Anrede zu erleichtern, können Sie z.B. in E-Mail-Signaturen und bei Tür- und Namensschildern sowie auf den entsprechenden Kontakt-Websites die eigenen Pronomen ergänzen.

                Vorname Nachname [er/ihn]

                Vorname Nachname [sie/ihr]

                Vorname Nachname [sie*er/ihr*sein]

                usw.

Zusätzlich können Sie Ihre E-Mail-Signatur um den folgenden Hinweis ergänzen:

Die Universität Kassel versteht sich als geschlechtergerechte Hochschule und ist bestrebt, die Kommunikation möglichst diskriminierungsfrei zu gestalten. Sofern Sie eine spezifische Anrede und/oder die Verwendung bestimmter Pronomen wünschen, freue ich mich über Ihre Rückmeldung.“

Auch wenn die englische Sprache oft geschlechtersensibler wirkt als die deutsche, gibt es auch hier einige Punkte zu beachten. Das betrifft neben bestimmten Begriffen (z.B. „chair“/„chair person“ statt „chairman“ oder „first-year student“ statt „freshman student“) insbesondere die Verwendung von Personalpronomen.

Beispiel: “Each professor should send one of his assistants to the conference” erweckt den Eindruck, dass alle Professor*innen männlich seien. Eine alternative Formulierung könnte zum Beispiel sein: „Each professor should send one assistant to the conference”.

Alternativ können – wie in der deutschen Sprache auch – Pluralformulierungen genutzt werden, in denen keine Aussage über die Geschlechtsidentität der Personen gemacht wird, z.B. „Students must bring their textbooks to class“.

Manchmal werden auch die Personalpronomen they bzw. their als Singular verwendet, um das binäre System der Zweigeschlechtlichkeit zu durchbrechen („I met Kim at the coffee shop where they work.“). Dies hat sich jedoch noch nicht flächendeckend durchgesetzt.

Weitere Informationen: „Gender-inclusive language guidelines“ von UN Women

Wenn Sie Ihren Sprachgebrauch nicht nur geschlechter-, sondern diversitysensibel gestalten möchten, können Sie damit auf vielfältige Weise sprachliche Diskriminierungen abbauen. Es ist sinnvoll sich bezüglich einzelner sozialer Merkmale im Detail zu informieren, jedoch gibt es einige allgemeine Hinweise, die Sie berücksichtigen können:

  • Reflektieren Sie, inwiefern sich Normvorstellungen in Ihren Sprachgebrauch eingeschlichen haben. Vielleicht ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Normalitäten sprachlich häufig nicht explizit benannt werden, während dies bei von der Norm Abweichendem der Fall ist?

Während Menschen vermeintlich selbstverständlich von der 'Homo-Ehe' sprechen, wird bei verheiraten heterosexuellen Paaren nicht von der 'Hetero-Ehe', sondern schlicht von einer Ehe gesprochen. Hierin zeigt sich eine Normvorstellung, die 'Ehe' noch immer als heterosexuell markiert. Eine Reflexion dieser Normvorstellungen ist ein sinnvoller erster Schritt hin zu einer diversitysensiblen Sprache.

  • Bedenken Sie, dass Begriffe historisch aufgeladen sind. Viele Begriffe und Redewendungen entstammen spezifischen historischen Kontexten und sind damit eng mit der Unterdrückungsgeschichte von Menschengruppen verbunden. Als ein Beispiel sei hier auf Begriffe aus der Kolonialzeit verwiesen, die teils noch heute verwendet werden, ohne dass ihre rassistische Konnotation reflektiert wird.
  • Greifen Sie auf die Selbstbezeichnungen zurück, die Personengruppen für sich selbst wählen. Sollten Sie sich unsicher sein, ob eine bestimmte Bezeichnung angemessen ist oder nicht, informieren Sie sich darüber, welche Bezeichnungen Personen für sich selbst wählen, und orientieren Sie sich daran.

Informationsmaterial zu verschiedenen Bereichen diversityreflektierter Sprache:

  • Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch“, herausgegeben vom Antidiskriminierungsbüro (ADB) Köln und von Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.; der Leitfaden wurde durch ein Glossar ergänzt.
  • Die Neuen deutschen Medienmacher*innen haben ebenfalls ein Glossar zum rassismuskritischen Sprachgebrauch herausgegeben.
  • Unter www.leidmedien.de finden Sie Informationen und Tipps für eine angemessene sprachliche und bildliche Repräsentation von Menschen mit Behinderungen. Eine Übersicht zur Begriffswahl gibt es zusätzlich im pdf-Format.

Die Liste wird fortlaufend erweitert. Wenn Sie Ergänzungen haben, freuen wir uns über eine Nachricht von Ihnen.

Grundsätzlich sollte Personalkultur so gestaltet und gelebt werden, dass sie es Menschen ermöglicht, sich mit ihren Interesse, Kompetenzen, Fähigkeiten und Potenzialen einzubringen, ohne Diskriminierungen zu erleben. Eine solche Personalkultur beginnt schon bei Stellenausschreibungen. Eine geschlechter- und diversitätsreflektierte, nicht-diskriminierende Sprache ist dabei ein wichtiger Baustein, um alle potenziellen Bewerber*innen zu adressieren.

Fokussieren Sie sich bei der Formulierung des Jobtitels auf die Funktion oder die Vergabe der Stelle. Statt zu schreiben, dass ein „IT-Entwickler gesucht“ wird, können Sie z.B. schreiben, dass eine „Stelle in der IT-Entwicklung zu besetzen“ ist oder eine „Person in der IT-Entwicklung gesucht“ wird. Oder Sie verwenden den Gender Star oder Gender Gap für eine personalisierte Form: „IT-Entwickler*in“ oder „IT-Entwickler_in“.

Seit der Gesetzesänderung im Zusammenhang mit der Option eines dritten, positiven Geschlechtseintrages sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Gender-Klammer (bisher: (m/w)) erweitert wird. Sie können dabei auf verschiedene Optionen zurückgreifen:

Person zur IT-Entwicklung (m/w/divers)

Person zur IT-Entwicklung (m/w/x)

Person zur IT-Entwicklung (gn) [Anmerkung: gn steht für genderneutral]

Person zur IT-Entwicklung (alle Geschlechter willkommen)

Es bietet sich zudem an, bei der Beschreibung der Organisation oder auch der ausgeschriebenen Stelle zu bedenken, dass bestimmte Begriffe (eher) männlich bzw. (eher) weiblich konnotiert sind und Menschen entsprechend in unterschiedlicher Weise ansprechen. Achten Sie darauf, dass Sie in Ihrer Stellenausschreibung kein einseitiges Bild erzeugen und verwenden Sie derartige Begriffe in ausgewogener Weise.

Beispiele für (eher) männlich konnotierte Begriffe: durchsetzungsstark, ehrgeizig, entschlossen, herausfordernd, objektiv, dominant

Beispiele für (eher) weiblich konnotierte Begriffe: empathisch, fleißig, verlässlich, bescheiden, bedächtig, fröhlich

Weitere Informationen:

Leichte Sprache ist wichtig, damit alle Menschen die Möglichkeit haben, sich zu informieren. Sie hilft nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten, sondern zum Beispiel auch Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen oder beim Verstehen der deutschen Sprache haben. Allgemeine Informationen finden Sie im Ratgeber Leichte Sprache des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Leider sind nicht alle Varianten geschlechtergerechter Sprache in der Leichten Sprache nutzbar. Unproblematisch ist, Männer und Frauen mit der Doppelform zu benennen. Um die Lesbarkeit zu verbessern, bietet es sich an, die männliche Form zuerst zu nennen:

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Studenten und Studentinnen

Gärtner und Gärtnerinnen

Problematisch sind dagegen der Gender Star und der Gender Gap, da Sonderzeichen wie das Sternchen und der Unterstrich Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen des Textes bereiten können. Auch neutrale Begriffe wie z.B. Mitarbeitende, Studierende, etc. können schwer verständlich sein.

Mit etwas Kreativität ist es trotzdem möglich, auch in Leichter Sprache alle Geschlechter sichtbar zu machen. Achten Sie jedoch darauf, dass Ihre Sätze nicht zu lang werden.

Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie das Thema Geschlechtliche Vielfalt in Leichter Sprache transportieren können, hilft Ihnen vielleicht die Broschüre „Frau. Mann. Und noch viel mehr.“ Sie kann als Inspiration dienen.

Wenn es um das Thema geschlechtergerechte Sprache geht, stoßen Sie oft auf Gegenargumente, denen Sie gern etwas entgegensetzen möchten? Im Folgenden finden Sie einige Kommentare, die häufig in der Debatte um geschlechtergerechte Sprache fallen, sowie Vorschläge für Erwiderungen.

„Wozu brauchen wir das denn?! Es sind doch jetzt schon alle mitgemeint!“

Geschlechtergerechte Sprache baut Diskriminierungen ab. Sie drückt aus: Ich respektiere dich und möchte dich wertschätzend ansprechen! Menschen nur 'mitzumeinen' drückt dagegen aus: Du bist zweitrangig und ich mache mir nicht die Mühe, dich direkt anzusprechen! Es findet keine gleichwertige Adressierung statt; stattdessen wird zum Beispiel beim generischen Maskulinum letztlich nur an Männer gedacht, wenn ausschließlich Männer sprachlich abgebildet werden.

 

„Geschlechterreflektierte Sprache ist kompliziert und umständlich!“

Auf den ersten Blick wirkt das so! Wenn Sie sich näher mit geschlechtergerechter Sprache und ihren verschiedenen Varianten beschäftigen, werden Sie feststellen, dass vieles leicht zu verstehen und auch nicht umständlich ist. Mit ein bisschen Übung und Eingewöhnung wird es Ihnen bald leichtfallen, geschlechtergerechte Sprache im Alltag zu nutzen.

 

„Es gibt aber zum Beispiel auch Frauen, die geschlechtergerechte Sprache ablehnen! Und wenn die das sagen…“

Stimmt, es gibt auch Frauen, die geschlechtergerechte Sprache ablehnen! Das ändert aber nichts daran, dass sich viele andere Frauen sowie viele Trans*-, Inter- und nicht-binär verortete Menschen eine nicht-diskriminierende Sprache sehr wünschen und massiv davon profitieren, wenn inklusive Sprachformen genutzt werden.

 

„Das ist doch unwichtig! Es gibt viel schlimmere Diskriminierungen!“

Diskriminierungen können in ganz unterschiedlichen Formen auftreten und von Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen werden. Nichtsdestotrotz: Es gilt jede Form von Diskriminierung zu verurteilen! Wo Diskriminierungen abgebaut werden können, sollte das getan werden. Und mit der kritischen Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs leisten Sie dazu einen wesentlichen Beitrag.

Die Stabsstelle Gleichstellung berät und unterstützt Sie gerne.

Kontakt: Stabsstelle Gleichstellung, Mönchebergstraße 19, 34109 Kassel, E-Mail: gleichstellung[at]uni-kassel[dot]de

In den Fachbereichen gibt es außerdem dezentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, an die Sie sich ebenfalls mit Fragen und Anliegen wenden können.

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