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1.6 Automobile Reisekultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Leitung: Anke Hertling, M.A.
Kooperationen: Prof. Dr. Helmut Scheuer, Prof. Dr. Peter Seibert

Automobilität und damit auch automobiles Reisen steht im Zusammenhang mit der spezifischen Zeiterfahrung der Moderne. Ausgehend von der Frage nach den neuen Möglichkeiten, die das Reisen mit dem Automobil im Gegensatz zum Reisen mit der Kutsche oder Eisenbahn eröffnet, sollen anhand von ausgewählten Reisetexten aus der frühen Automobilzeit spezifisch moderne Reiseparadigmen formuliert werden. Im Mittelpunkt stehen die Fragen nach den neuen Raum- und Zeitwahrnehmungen, deren literarische Repräsentation am Beispiel der im Text entworfenen Landschaftsbilder und der literarischen Konstituierung des Fremden. Neben den Reisetexten sollen auch die auf den Reisen entstandenen Filme unter diesen Gesichtspunkten analysiert werden.
Einen besonderen Stellenwert bei der Untersuchung automobiler Reisetexte soll der Autorin und Rennfahrerin Clärenore Stinnes eingeräumt werden, die im Jahr 1927 eine automobile Weltreise unternimmt. Stinnes erfährt als "modernster Mädchentypus" sowohl vor und während als auch nach der Fahrt eine hohe Presseresonanz. Stehen reisende Frauen im 19. Jahrhundert noch unter dem Aspekt des Ausbruchs aus der Rolle der Hausfrau und Mutter in öffentlicher Diskussion, stellt sich die Frage nach dem sich verändernden Weiblichkeitsentwurf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ausführlich soll dabei das im öffentlichen Diskurs dargestellte Bild der autofahrenden "Neuen Frau" hinsichtlich emanzipatorischer Konzepte untersucht werden.