Uni Kassel

Universität Gesamthochschule Kassel

Pressemitteilung 61/99


31. Mai 1999

Affen aus GhK - Forschung sind nun abgegeben

Alle Affen gut untergebracht

Kassel. Auch die letzten sechs Tiere aus dem Primatenbestand der Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) sind nun abgegeben: Sonntag Abend reisten die Javanermakaken nach Göppingen, wo sie in ein neugestaltetes Gehege des dortigen Tierparks einziehen. "Damit kommt eine lange, schwierige und von der Öffentlichkeit mit hoher Aufmerksamkeit verfolgte Geschichte zu einem guten Ende", wie GhK-Pressesprecherin Annette Ulbricht-Hopf betont. Alle 176 Affen aus dem jetzt geschlossenen Affenhaus der GhK fanden ein neues Zuhause. Überwiegend in deutschen Zoos wie Berlin, Dresden, Hamburg oder Hannover, aber auch in zoologischen Gärten in Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Polen wurden die Tiere gut aufgenommen und können nun die dortigen Besucher erfreuen. Elf weitere Tiere fanden ihren Platz bei zugelassenen Privathaltern.

Hintergrund der Abgabe und Schließung der Verhaltensforschung an Affen in der Uni Kassel ist ein Beschluß des Fachbereichs Biologie/Chemie, die jetzt durch Pensionierung des Leiters der Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Werner Meinel, freigewordene Professur umzuwidmen. Zugleich war dem betreuenden Wissenschaftler, Dr. Christian Welker, der dem Fachgebiet von Prof. Meinel als wissenschaftlicher Mitarbeiter zugeordnet war, 1996 die fristlose Kündigung ausgesprochen worden. Er hatte damals 40 Tiere getötet und weitere 39 in seine Privatanlage verbracht. Dies war der Höhepunkt einer jahrelangen Auseinandersetzung mit Welker, der immer wieder –vergeblich- aufgefordert wurde, die Zahl der Affen durch Abgabe in Zoos oder zur Verhaltensforschung zu reduzieren. Über die Kündigung wird demnächst erneut vor dem Landesarbeitsgericht verhandelt

Spendenaufruf für Affenhaus in Wesel
Bei der Abgabe der Tiere in geeignete Haltungen haben sich vor allem die Primatologin Dr. Elke Harigel und der von der Hochschulleitung dafür benannte Justitiar der GhK, Michael Helmert, sehr engagiert. So konnten für die in Familien oder größeren Verbänden lebenden zehn verschiedenen Affenarten, darunter Totenkopfäffchen, Javanermakaken und Kapuzineraffen, artgerechte Unterbringungen in europäischen Zoos und bei zugelassenen Privathaltern gefunden werden. "Das war nicht immer einfach", so Harigel und Helmert. Zudem hätte auch für CITES-Bescheinigungen, Einhaltung von Gesundheits- und Quarantänebestimmungen und den unbeschadeten und möglichst streßfreien Transport der Tiere gesorgt werden müssen. Und: Die Kasseler Affen sollten in ihren bisherigen Familien- oder Gruppenverbänden abgegeben werden, nicht zuletzt um ihnen das Einleben zu erleichtern, was ihre Unterbringung allerdings zusätzlich erschwerte.

"Wir sind heute froh, daß wir schon 1995 begonnen haben, zoologische Gärten anzusprechen; denn mittlerweile hätten wir kaum Chancen, unsere Affen unterzubringen", so Harigel und Helmert weiter. Die nicht so seltenen Arten wären zu einem späteren Zeitpunkt in noch stärkere Konkurrenz mit "überzähligen" Affen aus Zoos gekommen, die z.B. verstärkt aus dem osteuropäischen Raum angeboten werden. "Und die Abgabe in Tierversuche, die jederzeit möglich sind, war keine akzeptable Alternative für uns", wie die beiden engagierten Tierfreunde erzählen. So seien die letzten sechs Primaten nun in das Eigentum des Bundes gegen den Mißbrauch der Tiere, München, übergegangen, der diese im Tierpark Göppingen eingestellt hat.

Gerade in letzter Zeit war es sehr schwierig, gute Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Im Winter vergangenen Jahres hatte sich aus Nordrhein-Westfalen die Tierschützerin Ursula Alefs, Leiterin des Tierheims Wesel und Initiatorin der Organisation Primaten- und Exotenschutz e.V. zur "Rettung der Javaneraffen" zu Worte gemeldet. Sie hörte von den Sorgen der GhK und als aktive Affenfreundin war sie gleich bei der Sache, um eine geeignete Unterbringung für eine dreizehnköpfige Affenfamilie zu finden. Als niemand bereit war, diese Tiere aufzunehmen, beschloß die Organisation Primaten- und Exotenschutz e.V. das für eine artgerechte Bleibe benötigte Tierhaus selbst zu bauen. Allerdings war und ist die Finanzierung dieses Vorhabens ausschließlich durch Spenden möglich. Einen großen Teil hat die Organisation dank des unermüdlichen Einsatzes von Frau Alefs nicht nur in Form von Geld, sondern auch als Material- und Arbeitszeitspenden schon einwerben können, so daß die großzügigen Innenräume mittlerweile fertiggestellt und bezogen wurden. Noch fehlen allerdings viele tausend Mark für ein schönes Außengehege- aber möglicherweise finden sich auch bundesweit und in Kassel noch Spender. Die Kontonummer lautet: Primaten- und Exotenschutz e.V.- "Javaneraffen", Kto.-Nr. 224015178 bei der Sparkasse Moers, BLZ 35450000.

Die Kontaktadresse lautet:
Primaten- und Exotenschutz e.V.
Ursula Alefs
Römerstraße 329
47441 Moers
Tel./ Fax: (02841) 55943

Annette Ulbricht-Hopf

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(letzte Änderung am 31.05.99)