Gudensberg

Gudensberg

2° Ms. Hass. 107 [186]

Entwurf zur Befestigung der Stadt

Die nordöstlich von Fritzlar gelegene kleine Stadt Gudensberg erstreckt sich am Fuße zweier Gipfel, die einst von Burgen bestanden waren, der Obernburg und der als Vorwerk dienenden Wenigenburg. Von der höhergelegenen Obernburg sind noch Ruinen erhalten, während die Reste der schon 1387 zerstörten Wenigenburg später verbaut wurden.[197]

Die "Invention pour fortifier la ville de Gudesberg on la basse Hassie, ou le Chasteau peut  servir a commander pour tou / tes six rebords de la ditte  ville; projetée le 24 Juin, 1630 M.H.L." zeigt in Vogelschauansicht den nur angedeuteten Ort  Gudensberg hinter den beiden markanten Burgbergen, eingeschlossen von einer Festung mit sechs Bastionen. Deutlich erkennbar ist das „Chasteau“ der Obernburg mit dem viereckigen Bergfried und den beiden zweigeschossigen Gebäuden. Von der Wenigenburg sieht man nur den auch in Dilichs Stadtansicht von 1605 deutlich erkennbaren Rundturm mit spitzem Helm.

Die von Landgraf Moritz erdachte Befestigung  mit Bastionen und Graben hätte die alte Stadtmauer, die schon im 16. Jhdt. in schlechtem Zustand war,  wirkungsvoll ergänzt.  Eine Namensliste der Bastionen ist unten links eingefügt: "Noms des Rebords." // "Vitriol." // "Nitre." // "Alume[n]." // "Sal armoriac.", "Sal commun[e]" // "Tartre.", wobei letztere auf der Ansicht vermutlich von der Obernburg verdeckt ist. Die Namen wie auch die beigefügten Symbole kennzeichnen Stoffe der von dem hessischen Fürsten  zeitlebens mit Eifer betriebenen Alchemie.

Nach Rommel [198] gehörte die Befestigung der Stadt Gudensberg zu den unausgeführten Plänen des Landgrafen. 1640 wurde die Stadt weitgehend eingeäschert.

 


[197] vgl. Drach 1909, S. 161 ff., Brunner 1922

[198] Rommel 1837, S. 417