Züschen

Züschen

2° Ms. Hass. 107  [344]

Unbekannter Zeichner, Burg und Gutshof der Herren von Meysenbug, Lageplan

Der früher selbständige, heute zu Fritzlar gehörende Ort Züschen gehörte jahrhundertelang zur Grafschaft Waldeck. 1433 wurden Burg und Stadt den Herren von Meysenbug als Lehen verliehen, welches sie bis zum Aussterben der Familie 1810 innehatten. Über der an der Südostecke der Stadtbefestigung über dem Ort gelegenen Burganlage errichteten sie einen herrschaftlichen Gutshof. 1862 vernichtete ein Großbrand weite Teile der Hofanlage. Nachdem das Gut 1891 in den Besitz Wilhelm von Garvens übergegangen war, baute sich dieser 1894/98 unweit der alten Anlage das Herrenhaus Garvensburg.[389]

Die sorgfältig über einer Graphitvorzeichnung angelegte Federzeichnung  eines unbekannten Zeichners ist nicht nur mit einer informativen Legende versehen, sondern enthält am linken und unteren Rand eine ausführliche Erläuterung: "Unvorgreiflicher Vorschlag wie Johann Meijsenbugs zu Züschen hinderhoff zwischen Junker Hansen Seeligen Stal und dem kirchhoffe in eine besser ordtnung  zu bringen / undt dem Wohn hauße besser lufft und lichte / gegeben auch etzliche andere nützliche sachen / am hauß gebeude zu gericht werden köne.“

Diese bisher unbekannte Darstellung überliefert einen Grundriss der unregelmäßigen Anlage der alten Burg, die vermutlich nicht lange nach 1600 abgerissen bzw. überbaut wurde. Das auf der linken Seite gelegene „thor zur Kirche“ sowie die „Zwinger mauer“  am unteren Ende der Burg geben Anhaltspunkte  für die Verortung der Kernburg, die demnach ungefähr im Zentrum des heutigen Gutshofes lag.

Zwei Wendeltreppentürme erschließen die Räume der beiden vermutlich zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen, extrem unregelmäßigen Baukörper. Nach der Legende waren hier im Erdgeschoß Wirtschaftsräume untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite des ovalen Hofs fangen die massiven Zwingermauern den Hang ab. „Junker Wilhelms höltzern bauw” und weitere Stall- und Wirtschaftsgebäude ergänzen die als „Junker Johanns / haus hoff “ bezeichneten alte Anlage zu einer weiträumigen Hofanlage.

Wie der beigegebene Text erkennen lässt, ging es dem unbekannten Verfasser (Baumeister/Bauschreiber) um ordnende Renovierungsmaßnahmen, d.h. um die Bereinigung des Hofes von Unrat, den Abbruch bzw. die neue Nutzung der vorhandenen Gebäude sowie  „doppelte fenster zu erlangung licht und luffts“ im Wohnhaus.

Eine genaue Datierung der Zeichnung ist aufgrund fehlender Akten erschwert, möglicherweise standen die geplanten Baumaßnahmen in zeitlichem Zusammenhang mit der Errichtung der Kirche durch die von Meysenbug im Jahre 1604.

 


[389] vgl. Ganßauge/Kramm/Medding 1960, S. 318 ff.,Knappe 1995, S. 137