07.04.2020

Sonder-Newsletter des Präsidenten der Universität Kassel - Auszug

@Corona-Virus

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sehr geehrte Mitglieder der Universität, die Sars-CoV-2 Pandemie bestimmt in diesen Tagen das Leben von uns allen. Ich bin positiv davon überrascht, wie schnell es uns gelang, das Richtige zu tun: Hygienevorschriften strikt einhalten, Abstand voneinander wahren. Verschiedene Gruppen der Gesellschaft sind ganz unterschiedlich von der Krise betroffen; denken Sie zum Beispiel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen oder Selbstständige, deren wirtschaftliche Existenz akut gefährdet ist. Wir – die Universität Kassel – möchten gerade jetzt unsere Verantwortung für die Gesellschaft bewusst wahrnehmen. Welche Überlegungen leiten dabei die Hochschulleitung? An erster Stelle steht natürlich die Gesundheit aller unserer Mitglieder. Insbesondere darum empfehlen wir, wo immer es geht, die Arbeit im Homeoffice, darum haben wir unsere Gebäude für den Publikumsverkehr geschlossen und darum haben wir uns sehr schnell entschlossen, gegenwärtig keine Prüfungen durchzuführen.

Bild: Sonja Rode

So leisten wir – und das ist der zweite, für unser Agieren wesentliche Aspekt – eine kleinen aber zugleich wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie und zur Verlangsamung des Infektionsgeschehens. Drittens wollen wir unsere wichtigen Aufgaben, so gut es in dieser Phase geht, weiter durchführen – wir arbeiten im Basisbetrieb. Die Lehre in diesem Sommersemester startet leicht verspätet und zunächst digital am 20. April. Auch die Forschung wird, allen Einschränkungen zum Trotz, fortgesetzt. Schließlich sehen wir uns auch jenseits von social distancing und Einhaltung von Hygienemaßnahmen in der Pflicht, Beiträge zur Bewältigung der Krise zu leisten. Bezüglich dieses vierten Ziels sind wir aktuell etwas weniger gefordert als Universitäten mit medizinischen Fachbereichen und starker Virologie. Aber auch wir werden schon jetzt und auch nach Lockerung der Einschränkungen des täglichen Lebens unsere Beiträge leisten. 

Wir bemühen uns nun, mit einem klug austarierten Maßnahmenbündel die vier genannten Ziele in Übereinstimmung zu bringen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Digitale Studienangebote dienen dazu, den Lehrbetrieb völlig ohne gesundheitliche Risiken aufrechtzuerhalten. „Wir fahren zurzeit auf Sicht“ dürfte gegenwärtig eine der am häufigsten genutzten Floskeln sein. In Anbetracht der großen Unsicherheiten über die künftige Entwicklung beschreibt sie aber doch gut, wie wir agieren: Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau und sind jederzeit bereit, unsere Maßnahmen an neue Situationen anzupassen.

Am vergangenen Freitag, den 3. April, hat nun die Kultusministerkonferenz (KMK) Grundregeln für das Sommersemester 2020 festgelegt (www.kmk.org) und am Wochenende hat sich Frau Ministerin Dorn mit den hessischen Hochschulpräsidentinnen und -präsidenten auf die grundsätzliche Vorgehensweise für die Lehre in diesem ungewöhnlichen Semester in unserem Bundesland verständigt (www.wissenschaft.hessen.de). Kernpunkte sind, dass, so wie wir es schon längere Zeit planen, das Semester stattfinden soll, dass ein möglichst umfassendes Lehrangebot zunächst digital und später auch als Präsenzlehre angeboten werden soll, und dass deswegen die Möglichkeit eröffnet wird, Lehrveranstaltungen auch nach dem Ende der zunächst geplanten Vorlesungszeit, also nach dem 17. Juli, durchzuführen. Der Vorlesungsbetrieb im kommenden Wintersemester wird aller Voraussicht nach Anfang November starten. Maßgeblich für eine etwaige schrittweise Wiederaufnahme des Lehr- und Prüfungsbetriebes in Präsenz nach dem 20. April bleiben für uns die Regelungen zum Kontaktverbot des Landes Hessen.

Ganz wichtig: Den Studierenden sollen möglichst viele Lehrveranstaltungen angeboten werden, aber es sollen ihnen keine Nachteile entstehen, falls sie diese Angebote nicht oder nur in Teilen wahrnehmen können. Schon vor diesen Festlegungen hat der Senat der Universität Kassel in einer als Videokonferenz durchgeführten Sondersitzung beschlossen, dass die zuständigen Prüfungsausschüsse der Fachbereiche die Möglichkeit für mündliche Prüfungen in digitalen Formaten eröffnen können und Wege aufgezeigt, wie Abgabetermine für Qualifikationsarbeiten flexibilisiert werden können. Mir ist klar, dass auch nach diesen grundlegenden Festsetzungen viele Fragen von Lehrenden und Studierenden offen bleiben. Wir werden uns damit auch weiterhin intensiv beschäftigen und gemeinsam mit dem HMWK, den anderen hessischen Hochschulen und Ihnen an guten Lösungen arbeiten. Besuchen Sie also weiter regelmäßig unsere Webseiten!

Die Kasseler Lehrenden haben jedenfalls in den vergangenen Wochen Herausragendes geleistet, um unseren Studierenden Online-Lehre in ganz unterschiedlichen Formaten anbieten zu können – dafür möchte ich herzlich danken. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle ausdrücklich auch dafür danken, dass Sie bislang so flexibel und motiviert die vielfältigen Herausforderungen angenommen haben. Im Homeoffice nutzen Sie digitale Arbeitstools, andere Kolleginnen und Kollegen halten hier vor Ort den Betrieb am Laufen und sichern wichtige Infrastrukturen. Ich bin mir sicher, dass wir auch weiterhin zusammen unsere Beiträge zur Überwindung der Krise leisten werden. Die Überlegungen von Professor Heinz Bude zur Zukunft der Solidarität helfen ja vielleicht dem ein oder anderen dabei!  („Werden eine Rückkehr des Staates erleben" Soziologe Heinz Bude im Gespräch mit Christoph Heinemann, Deutschlandfunk 27.03.2020, www.deutschlandfunk.de)

Studierenden, denen ihre Verdienstmöglichkeiten weggebrochen sind, muss jetzt schnell geholfen werden. Mein Vorgänger im Amt, Prof. Dr. Dieter Postlep, arbeitet gegenwärtig als Präsident des Deutschen Studentenwerks gemeinsam mit weiteren Wissenschaftsorganisationen intensiv daran, wirksame und unbürokratische Lösungen für die vielen Studierenden, die dies betrifft, zu finden. Wir unterstützen das nachdrücklich.

Internationale Studierende trifft es oft besonders hart. Fern der Heimat sind sie auf soziale Kontakte angewiesen, die wir ihnen nun verwehren müssen. Sie sind zu uns mit hohen Erwartungen an eine gute Studienzeit gekommen, die sich nun zunächst so nicht erfüllen werden. Dies bedaure ich sehr. Wir sollten uns gerade jetzt sehr bewusst machen, welch hohes Gut die Diversität an unserer Universität ist, und alles tun, um gemeinsam mit unseren internationalen Studierenden gut durch die Krise zu kommen. Auch für die Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, LfbAs, Promovierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in befristeten Forschungsprojekten und für weitere Beschäftigte, die durch die Bedingungen der Corona-Pandemie vor besonderen Problemen stehen, bemühen wir uns um Lösungen. Die wichtigsten deutschen Förderorganisationen arbeiten dazu ebenfalls neue Regelungen aus.

[...]

Seien Sie also nachsichtig und rücksichtsvoll, nicht nur bei der Arbeit – diese Zeiten brauchen es. Und: Bleiben Sie gesund!

Ihr
Prof. Dr. Reiner Finkeldey
Präsident