04.08.2020 | Pressemitteilung

Milliarden für Nordhessen

Universität Kassel erstellt Kurzstudie zur regionalen Wertschöpfung durch erneuerbare Energien. Das Ergebnis: In den letzten Jahren konnten knapp 200 Millionen Euro jährlich in der Region Nordhessen gehalten werden, im Zeitraum 2000 – 2018 insgesamt etwa 1,93 Milliarden Euro.

Bild: Uni Kassel.
Zeitliche Auflösung regionale Wertschöpfung nach Technologien - 2000-2018.

Um die regionale Wertschöpfung zu berechnen, analysierte das Forscherteam vom Fachgebiet Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt dezentrale Energiewirtschaft (Prof. Dr. Heike Wetzel) die wirtschaftlichen Beschaffungs- und Verwendungsketten von Projekten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Dabei kamen die Forscher auf beeindruckende Zahlen: Im Zeitraum von 2000 – 2018 wurden in Nordhessen rund 4,47 Milliarden Euro für erneuerbare Energieprojekte im Stromsektor bereitgestellt. Etwa 43 Prozent davon blieben im Rahmen der regionalen Wertschöpfung in der Region - das entspricht einer Summe von 1,93 Milliarden Euro.

„Die Region Nordhessen hat beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor schon Überdurchschnittliches erreicht: Mit knapp 56 Prozent Anteil erneuerbare Energien am Stromverbrauch liegt dieser höher als der Anteil in Deutschland mit 37,8 Prozent und in Hessen mit 22,2 Prozent - das zeigen die Zahlen aus dem Jahr 2018“, sagt Studienleiterin Dr. Ines Wilkens.

Was die regionale Wertschöpfung betrifft, entfällt der Löwenanteil auf die Photovoltaik - sie macht rund 61 Prozent der Wertschöpfung aus. Was die Forscher überrascht hat: Die Windkraft kommt erst an dritter Stelle, davor steht noch die Wertschöpfung aus Biomasse. „Da der Ausbau der Windkraft erst ab dem Jahr 2014 intensiver stattgefunden hat, konnten die Effekte nur für wenige Jahre in das Gesamtergebnis einfließen, hier sind für die kommenden Jahre steigende Beiträge zur regionalen Wertschöpfung zu erwarten“, führt Dr. Wilkens aus. 

Was die Zahlen aber auch zeigen: Der Ausbau der Photovoltaik ist seit 2013 stark zurückgegangen, so dass die jetzt noch hohe regionale Wertschöpfung durch diese Technologie ab 2033 voraussichtlich stark zurückgehen wird. Ähnliches gilt für die Windenergie mit aktuell sehr geringen Zubauraten. „Um die Ziele der Bundesregierung, aber auch des Landes Hessen zur Energiewende erreichen, bedarf es hier also neuer Impulse, um die Investitionen in Erneuerbare-Energien-Anlagen wieder stärker anzureizen“, betont Prof. Dr. Heike Wetzel.

Nordhessen sieht sie dabei auf einem guten Weg: „Mit Beschluss des Regionalmanagements Nordhessen für eine Energiewende-Charta hat sich ein breites Bündnis aus Wirtschaft und Politik ambitionierte Ziele zur Umsetzung der Energiewende gesteckt. Bis 2040 soll die 100-Prozent-Erneuerbare-Energie-Versorgung in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität erreicht werden.“

Finanziert wurde die Studie von der cdw Stiftung gGmbH aus Kassel. „Nordhessen hat eine geballte Kompetenz für die Energiewende aus den Bereichen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft“, so Thomas Flügge, Geschäftsführer der cdw Stiftung. „Von daher ist es richtig, dass wir beim Ausbau der dezentralen, klimafreundlichen Energieversorgung voranschreiten. Die Deutlichkeit, mit der die Universität Kassel den volkswirtschaftlichen Nutzen für die Region bestätigt hat, ist ein wichtiger Baustein bei der Akzeptanz für die anstehenden Maßnahmen.“

 

Die Studie ist online verfügbar unter:

http://www.uni-kassel.de/go/RWS_Nordhessen

Link zur Energiewende-Charta Nordhessen:

https://www.deenet.org/energiewende-charta-nordhessen/

 

Kontakt:

Dr. Ines Wilkens
Ines.wilkens[at]uni-kassel[dot]de

 

Prof. Dr. Heike Wetzel
Heike.wetzel[at]uni-kassel[dot]de