Boden in Gefahr
Bild: Fotolia / Visions-ADWir bewegen uns jeden Tag darauf und doch schenken viele dem Boden unter den Füßen nur wenig Aufmerksamkeit. Für Prof. Stefan Rettich ein Unding: „Wir leben auf und mit dem Boden. Er ernährt uns und kühlt die Atmosphäre. Wir brauchen ihn zum Wohnen, nutzen ihn in der Freizeit und für die Arbeit – ohne freien Zugang zum Boden ist unser Wirtschaftsmodell nicht denkbar.“
Spätestens seit der Weltfinanzmarktkrise bekommt die Bodenfrage eine erhöhte Aufmerksamkeit. „Unsere Böden haben sich zu begehrten, international nachgefragten Anlageobjekten entwickelt. Steigende Mieten sind ein Beleg dafür. Damit stehen unsere Soziale Marktwirtschaft, unser Gemeinwesen und der Erfolg im Umgang mit dem Klimawandel auf dem Spiel“, sagt Prof. Rettich.
Gemeinsam mit einem Team von Studierenden und Mitarbeitern aus dem Fachgebiet Städtebau an der Universität Kassel hat er daher die Ausstellung „Die Bodenfrage“ entworfen, die vom 17. September an im Deutschen Architektur Zentrum DAZ in Berlin zu sehen sein wird.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Themen Klima, Ökonomie und Gemeinwohl. „Uns war es dabei wichtig, Querverbindungen zwischen den Themen herzustellen und sehr konkrete Lösungsansätze aufzuzeigen“, sagt Prof. Rettich. Zu den Forderungen zählt unter anderem eine Änderung der Boden-Vergaberichtlinien von Kommunen, eine Begrenzung der Versiegelung und ein verstärktes Flächenrecycling.
Die Ausstellung in Berlin wird bis zum 25. Oktober zu sehen sein – danach sollen die als Wanderausstellung entworfenen Präsentationsmodule an anderer Stelle gezeigt werden. Erste Anfragen aus Wiesbaden und Krefeld liegen bereits vor. Im Jovis Verlag erscheint eine gleichnamige Publikation, u.a. mit Beiträgen von Florian Hertweck, Dirk Löhr und Christian Strauß sowie einem Interview mit Ottmar Edenhofer.
http://www.daz.de/de/die-bodenfrage/
Hintergrund
Das Projekt wurde im Fachgebiet Städtebau der Universität Kassel in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) entwickelt und im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.
Stefan Rettich (*1968) ist Architekt und Professor für Städtebau an der Universität Kassel. Von 2011-2016 war er Professor für Theorie und Entwerfen an der Hochschule Bremen, zuvor lehrte er vier Jahre am Bauhaus Kolleg in Dessau.
Kontakt
Prof. Stefan Rettich
rettich[at]asl.uni-kassel[dot]de