15.02.2021 | Pressemitteilung

Klimawandel gefährdet Obsternte

Wissenschaftler der Universitäten Kassel und Bonn untersuchten die Anzahl der Kältestunden pro Jahr in den Gebirgsoasen des Oman. Das Ergebnis: Die Kältestunden verringern sich deutlich und beeinflussen damit negativ die Blüte der Obstbäume. Das kann dramatische Folgen für die Obsternte in der Region haben.

Bild: Andreas Bürkert.
Granatapfelbäume brauchen etwa 100 bis 200 Kältestunden im Jahr, um zu blühen und Früchte zu tragen.

Der Klimawandelt spiegelt sich in Gebirgsregionen der Arabischen Halbinsel nicht nur in einem Anstieg der mittleren Jahrestemperatur wider, sondern vor allem in einer starken Verringerung der für die Obstblüte wichtigen Kältestunden. Kältestunden werden definiert als die Anzahl der Stunden innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, in der die Temperatur zwischen 0°C und 7,2°C liegt. Ihr Ausbleiben kann zu einer starken Verminderung des Obstertrages führen und letztlich zum Verschwinden von ganzen Obstarten mit dramatischen Folgen für die pflanzliche Biodiversität, das Auskommen der lokalen Bauern und den Tourismus.

Agrarökologe Prof. Dr. Andreas Bürkert von der Universität Kassel und der Klimaphysiologe Prof. Dr. Eike Lüdeling von der Universität Bonn analysierten dazu mit ihren Mitarbeitenden Klimadaten inklusive Verteilungsmuster, wann und wo Obstbäume in Gebirgsoasen des Oman vorkommen. Anhand einer Simulation sagen die Forscher negative Effekte auf die Obstblüte bei einem Anstieg der Minimal-Temperatur um 1°C bis 2°C voraus.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochlagen der Arabischen Halbinsel überraschend deutliche Zeiger des Klimawandels sind, ähnlich wie dies von Hochgebirgsgletschern bekannt ist“, fasst Prof. Dr. Andreas Bürkert, Leiter des Fachgebiets Ökologischer Pflanzenbau und Agrarökosystemforschung an der Universität Kassel, zusammen.

Obsternte in Hochlagen Arabiens gefährdet

Aufbauend auf jahrelangen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler neu erhobene Daten mit hoher zeitlicher Auflösung und verglichen diese mit Vorhersagen globaler Klimaszenarien. Anhand der Ergebnisse erwarten die Wissenschaftler im Laufe des 21. Jahrhunderts, dass die niedriger gelegene Gebirgsoase Masayrat ar Ruwajah (1030 m über dem Meeresspiegel) keine Kältestunden mehr hat. Jedoch benötigen Granatapfelbäume etwa 100 – 200 Kältestunden im Jahr, um zu blühen und Früchte zu tragen und Äpfel brauchen sogar 400 – 1.800 Kältestunden. Auch andere Obstbäume, wie Walnuss, Pfirsich, Aprikose oder Pflaume sind durch den Temperaturanstieg gefährdet.

Der innovative, interdisziplinäre Ansatz kann auch auf andere Gebirgsregionen weltweit übertragen werden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität zu bewerten.

Ihre Ergebnisse publizierten Bürkert, Lüdeling und ihre Mitarbeiter Dr. Eduardo Fernandez und Beke Tietjen in der renommierten internationalen Fachzeitschrift Climatic Change unter dem Titel „Revisiting climate change effects on winter chill in mountain oases of northern Oman“: https://doi.org/10.1007/s10584-020-02862-8

Kontakt:

Prof. Dr. Andreas Bürkert
Leiter Fachgebiet Ökologischer Pflanzenbau und Agrarökosystemforschung in den Tropen und Subtropen
Tel.: 05542 98-1228
E-Mail: buerkert[at]uni-kassel[dot]de