26.04.2021 | Porträts und Geschichten

Deutschlandstipendium feiert Jubiläum

Das Deutschlandstipendium unterstützt Studierende seit zehn Jahren auf ihrem Weg. Studierende und Stipendiengeber profitieren davon gleichermaßen

2011 führte die Bundesregierung das Deutschlandstipendium als nationales Stipendienprogramm ein. Seitdem werden an der Universität Kassel jährlich etwa 40 Studierende mit dem Deutschlandstipendium gefördert. Die Stipendiaten erhalten 300 Euro im Monat: 150 Euro von privaten Förderern und die andere Hälfte vom Bund. „Grundsätzlich können sich alle Studierenden unserer Universität um ein Deutschlandstipendium bewerben. Die Nationalität, die politische oder religiöse Ausrichtung spielen keine Rolle“, erläutert Daniela Szyska, Programmverantwortliche des Deutschlandstipendiums an der Universität Kassel. „Bei der Stipendienvergabe berücksichtigen wir neben den Leistungen auch das gesellschaftliche Engagement und die Lebensumstände der Bewerberinnen und Bewerber“, so Szyska. Ein nichtakademisches Elternhaus, eigene Kinder, Krankheit, Flucht- oder Migrationshintergrund - das Stipendium soll auch dazu dienen, biographische Hürden zu überwinden. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, soziales Engagement und eigene Projekte voranzubringen.

Stipendium bietet Chancen

Zu den aktuellen Stipendiaten gehören auch Johanna Jani und Patrick Eversen. Jani studiert im 3. Semester Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule. Die Österreicherin hat bereits ein Bachelorstudium an der Universität Wien abgeschlossen. „Mit meiner Studienwahl war ich aber nie richtig glücklich, deshalb entschied ich mich nach einigen Jahren der Berufstätigkeit für ein Zweitstudium an der Kunsthochschule Kassel“, erzählt die 33-Jährige. Neben dem Studium engagiert sie sich bei einem Verein und unterstützt Frauen mit Migrationshintergrund bzw. Fluchterfahrung dabei, einen Schulabschluss in Deutschland zu erlangen. Durch die Corona-Pandemie fielen ihr nahezu alle Einnahmen aus Nebentätigkeiten weg. „Ohne das Deutschlandstipendium hätte ich mein Studium abbrechen müssen“, sagt Jani. Ihrem Förderer, der Volksbank Kassel Göttingen-Stiftung, dankt sie für die Unterstützung: „Die Stiftung der Volksbank Kassel Göttingen finanziert allein in diesem Förderjahr 10 Stipendien an der Universität Kassel, um Studierenden zu helfen, die durch die Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.“ Patrick Eversen wird seit Beginn des Studiums von der Uni-versitätsgesellschaft Kassel e.V. unterstützt. Der 20-Jährige kommt aus der Nähe von Hamburg und studiert Mathematik und Chemie für Lehramt an Gymnasien. Er ist im Wassersportverein Kassel und macht Triathlon. „Die 300 Euro im Monat bedeuten für mich finanzielle Unabhängigkeit von meinen Eltern, ohne dabei meine Leidenschaft für das Schreiben von Krimis und meine Ehrenämter aufzugeben“, sagt Eversen. Den Lockdown nutzte er kreativ und schrieb seinen zweiten Kriminalroman.

Förderer sind auch Mentoren

Bei der jährlichen feierlichen Stipendienübergabe lernen sich Stipendiaten und Stipendiengeber erstmals kennen. Viele von ihnen pflegen einen engen, oft auch langjährigen Kontakt. Einige Förderer stehen den Stipendiaten nicht nur finanziell, sondern auch als Mentoren zur Seite. Andere ermöglichen Praktika oder Werksstudententätigkeiten. „Mit der Bickhardt Bau AG oder der Yatta Solutions GmbH hat es schon tolle Erfahrungen bis hin zum Jobangebot gegeben. Das ist dann eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, berichtet Szyska. Aber auch die Stiftungen sind eine wichtige und kontinuierliche Stütze des Deutschlandstipendiums. „Stiftungen wie die Rudolf und Ursula Lieberum-Stiftung, die Pfeiffer Stiftung für Architektur an der Universität Kassel oder die Dr. Lisa Oehler-Stiftung sind Förderer der ersten Stunde und unterstützen unsere Stipendiaten bereits seit vielen Jahren,“ sagt Szyska. Eine besondere Form der Wertschätzung ist es, wenn ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten nach einigen Jahren im Berufsleben selbst zu Förderern werden. „Diese Form der Anerkennung durch unsere Ehemaligen zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auf diese Weise geben sie die Hilfe und Unterstützung, die ihnen zu Teil wurde, an die nächste Generation von Stipendiatinnen und Stipendiaten weiter,“ freut sich Szyska.

Die Universität Kassel nimmt jederzeit Spenden für das Deutschlandstipendium entgegen. Interessierte Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen oder Vereine können sich melden unter daniela.szyska@uni-kassel.de. Studierende können sich bewerben unter www.uni-kassel.de/go/deutschlandstipendium.