27.04.2021 | Porträts und Geschichten

Was mich antreibt - Kasseler Promovierende und ihre Themen

Die Gier nach Gold zog europäische Eroberer nach Südamerika. Bis heute ist das Interesse am Edelmetall in Lateinamerika ungebrochen und seit den 1990er Jahren setzt auch Argentinien auf die Goldförderung.

Technologische Innovationen, der hohe Goldpreis und politische Reformen haben die industrielle Goldförderung in Argentinien rentabel gemacht und locken ausländische Investoren an. Im ganzen Land betreiben Bergbauunternehmen heute über ein Dutzend industrielle Goldminen. Die sozialen und ökologischen Folgen der Goldförderung führen in den Abbauregionen jedoch nicht selten zu Konflikten mit der dort lebenden Bevölkerung.Hier setzt meine Dissertation zu transnationalen Bergbauunternehmen und lokaler Politik an.

Als Betreuer konnte ich Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt am Fachgebiet Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen der Universität Kassel gewinnen. Seit 2016 arbeite ich bei ihm als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Während meiner Feldforschung in Argentinien merkte ich schnell, dass das Themenfeld des industriellen Goldbergbaus komplex ist. Vor allem wird die Rolle der transnationalen Bergbauunternehmen selten untersucht und ihr Handeln in den Abbauregionen oft nur als „gut“ und „böse“ diskutiert. Neben der Goldförderung investieren die Unternehmen auch in soziale Projekte in den Abbauregionen. Beispielsweise unterstützte ein Unternehmen eine Kürbisplantage, ein anderes vergab Mikrokredite und führte Bildungsprogramme durch. Den Menschen vor Ort stellten sie dadurch Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten und eine Einnahmequelle bereit. Zumindest für die Laufzeit der Mine von etwa 15–20 Jahren. Ziel dieser Maßnahmen ist vor allem, lokale Unterstützung zu bekommen. Nicht selten kam es nämlich in der Vergangenheit vor, dass Bergbauprojekte wegen Protesten der einheimischen Bevölkerung abgebrochen werden mussten. Problematisch sind die Programme aber, da die Unternehmen häufig fehlende staatliche Investitionen in den Bildungs-, Gesundheits- und lokalen Wirtschaftssektor kompensieren und quasi-staatliche Aufgaben übernehmen. Auf diese Weise entsteht ein Prozess gegenseitiger Abhängigkeiten.

Text Dennis Müller