22.07.2021 | Pressemitteilung

Uni erweitert Kooperation mit Versuchsschulen der Region

Das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität baut die strategische Partnerschaft mit hessischen Versuchsschulen aus: Die Zusammenarbeit mit der Reformschule Kassel und der Offenen Schule Waldau (Kassel) wird fortgesetzt, zusätzlich kooperieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig mit der Steinwaldschule Neukirchen (Schwalm-Eder-Kreis). Für die Universität bieten die drei Schulen ein Feld zur praxisnahen Forschung, die Schulen können ihre reformorientierten und innovativen Konzepte überprüfen und weiterentwickeln.

Welche Kompetenzen können durch das freie Lernen an der Offenen Schule Waldau besonders gefördert werden? Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler das Stufenkonzept der Reformschule Kassel? Wirkt sich das Graduierungskonzept der Steinwaldschule Neukirchen positiv auf das Arbeits- und Sozialverhalten aus? Welche Veränderungen in der Lehr- und Lernkultur ergeben sich aus dem Distanzlernen nach der Pandemie? Diesen und anderen Fragen wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität sowie Lehrerinnen und Lehrer der drei Schulen gemeinsam systematisch nachgehen.

Der Präsident der Universität, Prof. Dr. Reiner Finkeldey, der geschäftsführende Direktor des Instituts für Erziehungswissenschaft, Prof. Dr. Ralf Mayer, die Leiterin der Reformschule Petra Fichtner-Gade, Manuel Coote, Leiter der Offenen Schule Waldau, und Olaf Rödiger, Leiter der Steinwaldschule Neukirchen, unterzeichneten dazu jetzt eine Vereinbarung über eine strategische Partnerschaft. Thematische Schwerpunkte werden die Entwicklung, Erprobung und Erforschung neuer (digitaler) Lehrkonzepte, die Umsetzung von Elementen der inklusiven Schule, Wirkungen schulischer Selektion und Übergänge der drei Schulen sein. „Mit dieser Kooperation zeigt sich wiederum, dass die Erziehungswissenschaft an unserer Universität zu den Taktgebern in Forschung und Lehre zählt, auch durch enge Rückkopplung mit der Praxis an den Schulen“, freute sich Präsident Finkeldey.

 

HINTERGRUND:
Reformschule Kassel, Steinwaldschule Neukirchen und Offene Schule Waldau als lernende Schulen

Manuel Coote, Leiter der Offenen Schule Waldau, betonte: „Insbesondere durch gesellschaftliche Krisenzeiten, wie z.B. die Coronakrise, wird uns allen deutlich, dass nur durch Lernen und stetige Weiterentwicklung Menschen und Institutionen den immer größer werdenden Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden können. So ist auch der Abgleich unserer eigenen, schulischen Entwicklungsschritte insbesondere bei der Erarbeitung einer Lernkultur der „Digitalität“ mit neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und die stetige Evaluation und Begleitung durch die Uni für uns Versuchsschulen ein zentrales Element unserer Qualitätsentwicklung. Nur so können wir auf Dauer allen unseren Schülerinnen und Schüler bestmögliche Voraussetzungen bieten um in einer sich stets und immer schneller wandelnden Gesellschaft erfolgreich zu bewähren. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler nachhaltig auch in Zukunft optimal in ihrer Lern- und Persönlichkeitsentwicklung vertrauensvoll begleiten.“

Petra Fichtner-Gade, Leiterin der Reformschule Kassel, ergänzte aus ihrer Sicht: „In der Vergangenheit haben wir im Rahmen der Kooperation mit der Universität Kassel unsere Konzepte der Altersmischung, der Stufenübergänge sowie des offenen Anfangs evaluiert und erfolgreich fortentwickelt. Für die Zukunft legen wir den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung der Digitalisierung als Instrument für individualisiertes Lernen mit ihren Chancen und Stolpersteinen.“
Für Olaf Rödiger, Leiter der Steinwaldschule Neukirchen, hat „unter den besonderen Bedingungen und Herausforderungen für eine ganztägig arbeitende Schule im ländlichen Raum die konsequente Weiterentwicklung und Umsetzung der Binnendifferenzierung im Sinne der Individualisierung von Lernprozessen höchste Priorität. Entwicklungsschwerpunkte für die Steinwaldschule sind die Neustrukturierung der Lernräume (Neues Raumkonzept, Etablierung der teiloffenen Lernlandschaft) und die Kopplung von Arbeits- und Sozialverhalten mit individuellen Rechten und Pflichten im Sinne einer Graduierung.  Die digitale Begleitung und Steuerung von individuellen Lernprozessen und die Akzentuierung selbstdiagnostischer Prozesse auch in digitaler Form gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung.“

„Ein gemeinsames Ziel der strategischen Partnerschaft ist die Weiterentwicklung der Schulen auf der Basis der gewonnenen Ergebnisse aus Forschungsprojekten. Mit der Dokumentation der Forschungsergebnisse wird eine Voraussetzung dafür geschaffen, modellhafte Praxis anderen Schulen zugänglich zu machen“, stellte Prof. Dr. Barbara Koch, Leiterin der Arbeitsgruppe Versuchsschulen, heraus.

„Von der Vernetzung universitärer Forschung und Lehre mit der Arbeit pädagogischer Institutionen in der Region können gerade aufgrund unterschiedlicher Perspektiven und Zugänge alle Beteiligten profitieren“, hob Prof. Dr. Ralf Mayer hervor. „So erhält die universitäre Lehrer/innenbildung vielfältige Impulse etwa im Kontext des Verhältnisses von Theoriebildung, einer reflektieren empirischen Auseinandersetzung und Praxis. Die Schulen wiederum können ausgewählte Aspekte und Konzepte ihrer pädagogischen Tätigkeit im Verhältnis zu aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen befragen.“ In die Forschungsprojekte werden Lehramtsstudierende und Studierende des Masterstudiengangs Empirische Bildungsforschung eingebunden, um schulnahe Forschung zu erlernen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten Einblicke in eine innovative schulische Praxis, die in der Lehre fallorientiert herangezogen werden kann.

So berichtet Herr Prof. Dr. Hans Peter Kuhn aus einem Forschungsprojekt: „Unser Ergebnisbericht zum Freien Lernen ist als Instrument für die Schulentwicklung der OSW dahingehend konzipiert, dass Lehrkräfte, Schulleitung und besonders Verantwortliche des Freien Lernens auf einen sehr umfangreichen Fundus an Ergebnissen der Datenauswertung zugreifen, Ergebnisse gezielt heraussuchen und vor dem Hintergrund ihres Wissens und ihrer Intentionen interpretieren und für weitere Maßnahmen der Schulentwicklung nutzen können.“

Kontakt:
Prof. Dr. Barbara Koch
Universität Kassel
Fachgebiet Schulpädagogik, Schwerpunkt Schul- und Unterrichtsentwicklung
Leiterin der Arbeitsgruppe Versuchsschulen
Telefon: +49 561 804-3970
E-Mail: barbara.koch[at]uni-kassel[dot]de